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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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innerhalb eines Planetensystems. Sonst nichts. Für die großen Strecken zapfen sie einfach die Kräfte an, die im Raum zur Verfügung stehen, genauso wie ein Segelschiff seine Segel benutzt. Und wir befinden uns jetzt in der gleichen Lage wie ein Segelschiff in einem schweren Sturm: Wir können nicht wenden, und wir können nicht stoppen. Versuchten wir zu wenden, würde es uns die Segel zerfetzen, die Masten zerbrechen und uns unter die Wogen stoßen. Wenn wir Segel einholen würden, würden uns nur die folgenden Brecher überspülen …“
    „Aber Sie sagten doch, daß die Thlecsne umkehren konnte.“
    „Unser letzter Kontakt mit der Thlecsne ergab etwa folgendes: Die Thlecsne war weitgehend manövrierunfähig geworden, sie wurde jedoch in eine Region abgetrieben, wo der Sturm rasch abflaute. Sie war schwer beschädigt und mußte den nächsten Hafen anlaufen.
    Glauben Sie mir, Shchifr hat sein möglichstes getan. Genaugenommen arbeiten alle seit einiger Zeit nur daran, einen Ausweg aus dieser Lage zu finden.“
    „Wissen Sie, wohin wir getrieben werden?“
    „Wohin wohl? Ziemlich genau nach Monsalvat. Die letzte Messung ergab, daß wir ungefähr mit der doppelten Geschwindigkeit eines gewöhnlichen Spsom-Schiffes laufen. Hören Sie denn nicht, wie das Schiff aufstöhnt unter diesem Druck? Sehen Sie nicht auf den Bildschirmen, wie es stampft und rollt? Machen Sie die Augen auf, und hören Sie genau hin!“
    Meure wandte dem Ler-Mädchen den Rücken zu und sah zu den Schirmen hinüber: Die leichte Bewegung, mit der der Sternenhimmel auf den Bildschirmen hin und her, vor und zurück geschwungen war, hatte einem wilden, regellosen Tanz Platz gemacht. Hin und wieder ließen unvorhersehbare Stöße das Schiff erzittern. Nach einem solchen Stoß war das Bild auf dem Schirm für eine Weile verschwommen, es schien, daß die Aufnahmegeräte nicht mehr einwandfrei arbeiteten. Da war noch etwas, das Meure stark beeindruckte: Der Raum selbst war jetzt nicht mehr klar und leer. Trübe Schwaden zogen in zerrissenen Fetzen an den technischen Entsprechungen von Bullaugen vorbei. Gleichzeitig horchte Meure in das Schiff hinein und vernahm die eigentümlichen Laute, die er schon zuvor bemerkt hatte; jetzt allerdings hörte er aus ihnen das heraus, was sie wirklich vermittelten: das protestierende Aufheulen der Spsom-Legierungen. Er wandte sich wieder Flerdistar zu.
    Sie sagte: „Im Innern des Schiffs wirkt sich das kaum aus, denn das System, das hier auf dem Schiff die künstliche Schwerkraft schafft, überträgt keine Bewegungen von außen nach innen. Darum spüren wir nichts davon. Aber wir werden es noch spüren. Nach meiner Schätzung wird es heute nacht beginnen. Das System verbraucht sich zunehmend, die wellenähnlichen Bewegungen draußen beanspruchen es zu stark.“
    Meure lauschte ihren Worten und nahm ihren erschreckenden Inhalt in sich auf. Irgendwie jedoch verursachten sie in seinem Innern keine Gefühlsregung. Sie waren in großer Gefahr, Spielball in einem ungewöhnlichen Sturm, in einer zyklischen Verwandlung der interstellaren Materie. Offensichtlich konnten sie aus eigener Kraft nicht freikommen, und das Schiff wurde langsam in Stücke gerissen und auf Monsalvat zugeschleudert … Er verstand, daß dies die Wahrheit war, aber er fürchtete sie nicht. Er sagte: „Dann sind die Spsomi also alle dort drin.“ Dabei zeigte er auf die Brücke, deren Tür verschlossen war.
    „Ja, mehr weiß ich auch nicht. Shchifr wird wegen seiner außerordentlichen Erfahrung als Schiffsführer sehr geschätzt, und die Ffstretsha ist für ungewöhnliche Beanspruchungen nach den Normen der Spsom-Raumfahrtbehörde gebaut worden, wenn ihr äußeres Erscheinungsbild Ihnen und mir auch komisch vorkommen mag.“
    Obwohl keiner von ihnen den geringsten Laut gehört hatte, erschien in diesem Moment Vdhitz in der Tür der Offiziersmesse. Der Spsom hatte sich in ein anderes Wesen verwandelt: Das feine, kurze Fell war von breiten, feuchten Bahnen des Schweißes durchzogen, und die Augen schienen sich nicht mehr auf einen festen Punkt einstellen zu können. Die Ohren hingen entmutigt schlaff herab. Dennoch grüßte er Flerdistar höflich.
    Nachdem sie seinen Gruß erwidert hatte, begann Vdhitz sofort hastig in seiner eigenen Sprache auf sie einzureden. Eine scheinbar endlose Kette von klickenden, zischenden und spuckenden Lauten. Ohne eine Antwort abzuwarten, huschte er zur Brücke zurück und war verschwunden.
    Flerdistar saß eine Weile

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