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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Bewegung und hörte er keinen Laut. Er verfiel in düsteres Nachdenken. Ein so sorgfältig gebautes Schiff wie die Ffstretsha verfügte doch sicher über irgendeine Art von Alarmsystem – Signale, Hörner, Summer –, um Passagiere aufzuwecken. Schließlich hatten die Spsomi ja auch ein Gehör. Morgen, hatte sie gesagt. Bis dahin war noch Zeit genug. Meure streifte seine Kleidung ab und drehte die Lichter aus.
    Er drehte sich zur Wand und zog die Decken hoch. Ein unruhiger Schlaf wartete auf ihn. Dann erinnerte sich Meure, daß er die Schiebetür zur seiner Koje offengelassen hatte. Das Schiff schwankte wieder. Er wollte die Tür schließen, denn er wünschte nicht, hinaus auf den Boden geschleudert zu werden. Doch als er nach dem Griff suchte, erschien die Silhouette eines Körpers mit abgerundeten Formen in der Öffnung. Der Besucher schlüpfte zu ihm in die Koje und schob die Tür zu. Meure wollte etwas sagen, aber er spürte, wie sich ein Finger über seine Lippen legte. Er konnte noch ein wenig von seiner Umgebung erkennen, da in einer Nische in der Wand noch ein paar Kontrollämpchen glühten. Es reichte gerade aus, um in dem nächtlichen Besucher Audiart zu erkennen. Er erhob sich auf den Ellenbogen und wollte sich ganz aufrichten, aber sie schob die Decken zurück und schlüpfte zu ihm hinein, bevor er seine Bewegung ausführen konnte. Meure deckte das Mädchen zu und ließ einen Arm auf seinem Körper ruhen. Audiarts Nase berührte leicht die seine, und ihr duftendes Haar streifte sein Gesicht. Sie sagte, leiser noch als ein Flüstern: „Kein Wort, das ist alles, worum ich bitte.“ Meure bedeutete ihr durch ein Nicken, daß er verstanden hatte; er spürte ihre kühle Haut an seinem Körper und die Wärme, die sich darunter verbarg. Er wußte, was er zu tun hatte. Es gab keine Zweifel mehr. Überhaupt keine.

 
3
     
    ACELDAMA
     
    Die Frage ‚Wer bist du?’ ist immer die erste, die dem um Aufnahme bittenden Kandidaten gestellt wird. Es ist auch die letzte. Wer jemand ist, was er tat oder erlitt, dies sind nur Lösungshilfen für jene Grundfrage.
    A. C.
     
    Es war Nacht. Der Terminator war vor langem schon seine westliche Bahn über die Hochebenen des Landes Ombur gezogen, das in der Vorzeit die zentrale Landmasse des Kontinentes Kepture gebildet hatte. Am westlichen Himmel war die Sichel eines zunehmenden Mondes zu sehen; dämmrig und verschwommen, er gab kaum mehr Licht als das der Sterne.
    Nach Osten wurde der Schwung der auf und ab fallenden Wellen des Graslandes heftiger und ging schließlich in eine unregelmäßige Hügelkette über. Diese zerklüftete sich auf ihrer fernen Seite in breite Täler und Schluchten, und dort lag auch das Delta des Yast.
    Dieser Fluß war so breit, daß man sein anderes Ufer auch an klaren Tagen nicht sehen konnte. Über der Mündung lag tiefe Dunkelheit, in ihr flimmerte ein glitzerndes Meer unzähliger Lichter. Die Lichter tanzten am Horizont, als ob dunstige Schwaden vor ihnen vorbeizögen; die Sterne am Himmel jedoch standen ruhig und klar.
    Die schwache Beleuchtung durch den kleinen Mond und die Sterne reichte nicht aus, um in der Ferne Einzelheiten und Landschaft erkennen zu können. Ein unbefestigter Weg hob sich ein wenig aus der Umgebung ab; in bizarren Kurven wand er sich von West-Südwest nach Osten, wo er zwischen zwei Hügeln verschwand. Der Norden, das war endlose Weite. Dort erstreckte sich die Ebene bis zum Yast, der ihr in einer weiten Biegung nach Westen begegnete. Nach Süden stieg das Land allmählich an, dann verstellten eine Reihe kleinerer Erhebungen den Blick auf das Land dahinter. Dies bot jedoch kaum einen anderen Anblick, als die Gegend ringsumher: Die sanften grasbewachsenen Wellen der Ebene von Ombur erstreckten sich weit nach Westen und nach Süden.
    Die Namenverwender führten Omburs Namen gern im Mund, denn es gab eine Zeit, da die Ebene von einem Horizont zum anderen vom Namen eines Herrschers widerhallte. Vielleicht hatte es schon davor einen Herrscher für ganz Ombur gegeben, vielleicht schon viele Male. Omburs Geschichte war lang, genau wie die der anderen Länder, die einen Namen führten. Auch andere Länder auf Kepture hatten ein- oder zweimal einen einzigen Herrn gehabt. Im Westen von Kepture lagen Ombur, Warvard und Seagove. Im Norden lagen Boigne und Yerra und das winzige Urige; diese grenzten direkt an den polaren Teil des Weltozeans. Den Osten bildeten Intance und Nasp. Im Hochland des Zentrums gelegen schließlich waren

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