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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Sonnenlicht ließ ihr Haar kupferfarben erstrahlen. Sie war wach. Blicklos ruhten ihre Augen auf der Weite des leeren Graslandes, ihre Gedanken weilten anderswo.
    Meure schirmte seine Augen gegen die Helligkeit des Himmels ab, der von so tiefem Blau war, daß es ihm unnatürlich schien. Gleichzeitig war er auch eigenartig trüb, nicht so durchscheinend wie der Abendhimmel auf Tankred … Da erst wurde ihm wieder klar, daß er sich in einer außergewöhnlichen Lage befand; er war wirklich auf einer neuen Welt, in einer neuen Welt, in einem anderen Universum. Im Schiff noch hatten sie sich vormachen können, daß sie die alte Welt mit sich trügen, aber ohne das Schiff hatte sich alles geändert.
    Bis in endlose Fernen verliefen die Wellen des Landes, das mit einer drahtigen bläulichen Vegetation bedeckt war, die an Gras erinnerte, aber keines war. Hier und da unterbrachen kleine, bedeutungslose Akzente das öde Bild: ein verkrüppelter, zwergenhafter Baum, ein Steinhaufen. Wolken eines Typus, den er immer mit Sommer und schönem Wetter in Zusammenhang gebracht hatte, zogen über den Himmel, klar begrenzte Bäuschchen, die so massiv schienen, wie das Land unter ihnen. Viele waren an der Unterseite dunkel verfärbt, und eine, weit im Norden, schien einen Regenschleier hinter sich her zu ziehen.
    Weit hinter dem Wagen bemerkte er eine der großen Gestalten, die sie begleitet hatten. Teilnahmslos und unbewegt hockte sie im Sonnenlicht, ihr Gesicht lag völlig im Schatten der Kapuze. Meure hielt sie nicht für das Mädchen, das er am Morgen gesehen hatte, aber er hätte nicht sagen können, wieso er das annahm. Er sah weder das Gesicht dieses Wesens noch seine Augen, aber er war sich sicher, daß es sie beobachtete. Wo war Flerdistar? Er sah sich erschrocken um. Wo waren die beiden Spsomi? Wo war der pelzige Sklave?
    Meure erhob sich ungelenk. Alle seine Glieder waren steif von dem harten Boden und dem Rad, an das er sich gelehnt hatte. Falls die Wache es bemerkt hatte, so ließ sie es sich jedoch nicht anmerken. Meure suchte die Umgebung mit seinen Blicken ab. Vor dem Wagen war in einiger Entfernung ein luftiges Sonnendach errichtet worden. Es hing zwischen Pfählen, die man in auseinanderstrebenden Winkeln in den Boden getrieben hatte. Vielleicht hatte man die Speere benutzt, die er bei den großen Fremdlingen gesehen hatte. Dort waren die anderen. Er sah sie alle sehr deutlich. Es waren auch einige dabei, die er noch nie zuvor gesehen hatte; sie sahen anders aus als die eindrucksvollen Jäger. Wenn er genau hinhörte, vernahm er auch das ferne Gemurmel ihrer Stimmen, allerdings konnte er keine einzelnen Wörter heraushören. Der Klang ihrer Stimmen beruhigte ihn. Weder redeten sie zornig noch erregt. Einer nach dem anderen schienen sie das Wort zu ergreifen, in gemessenem, bedächtigem Tonfall.
    Einen Moment lang schoß der Gedanke an Flucht durch seinen Kopf; er würde einfach so davongehen, dann vielleicht zu rennen beginnen … Er wußte nicht, wohin er sich wenden sollte, und er war sich sicher, daß er nicht sehr weit kommen würde, wenn sich einer der Jäger entschließen würde, ihm zu folgen. Meure fiel wieder ein, wie sehr sich die Menschen mit den Hasenscharten vor nur einem einzigen dieser Jäger gefürchtet hatten; wahrscheinlich hatten sie Erfahrungen gemacht, die diese Furcht rechtfertigten. Er entschied, daß er nicht herausfinden wollte, wie stark das unsichtbare Band war, das ihn hielt.
    Er sah wieder zu dem Sonnensegel hinüber, und es schien ihm, daß das Treffen allmählich seinem Ende zuging. Die großen Jäger zogen sich zurück, um sich untereinander zu besprechen. Meure bemerkte die auffälligen Konturen der beiden Spsomi, die sich immer noch in einem Gespräch mit dreien der großen Gestalten befanden. Offensichtlich verständigten sie sich im wesentlichen durch Zeichensprache. Einer der Jäger übergab seinen Speer an Shchifr, und der Spsom wog ihn prüfend in der Hand, dann demonstrierte er seine Art, ihn zu werfen. Die Jäger mochten den Stil, in dem er dies tat, für genauso ungewöhnlich halten wie seine fremde Erscheinung, aber gewiß konnten sie an seiner Treffsicherheit nichts auszusetzen haben, denn er hatte den kleinen Busch, auf den er gezielt hatte, genau in der Mitte getroffen, und der Speer steckte nun zitternd im Holz. Nach einer kleinen Pause nahmen sie die Gesten der Zeichensprache wieder auf; das Thema schien nun die Jagd oder eine ähnliche Beschäftigung zu sein. Meure hatte

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