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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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es sie einweisen. Meure wandte ihm seine Aufmerksamkeit zu und lauschte ihm mit wachsendem Interesse. Die Mission der Ler kümmerte ihn wenig, auch nicht die Lage der Spsomi, die das Schiff geflogen und verloren hatten. Hier ging es ums Überleben. Meure sah in diesem Troll nicht einen Krüppel, sondern einen Mischling, einen verwachsenen Mischling, der es geschafft hatte zu überleben. Er war es wert, daß man ihm zuhörte.
     
    Weich ging der Tag in die Abenddämmerung über. Zunächst waren die Schatten länger geworden, aber während sie wuchsen, wurden sie verschwommener und verschwanden schließlich ganz. Ohne zu wissen, warum, hatte Meure das Licht des Sonnenpaares Bitirme gemieden. Er wollte den Zwillingsstern einfach nicht sehen. Sein Gehirn war übervoll mit den Sitten und Gebräuchen von Aceldama. Er dachte noch einmal darüber nach. Offenbar war er der einzige von ihnen, der Benne seine ganze Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Die anderen, Audiart, Halander und Ingraine, wurden offenbar von seinem merkwürdigen Verhalten und seiner trollähnlichen Erscheinung abgestoßen. Meure jedoch hatte sich zu ihm gesetzt, zugehört und die fremden Wörter wiederholt, von denen viele einen vertrauten Beiklang hatten. Er versuchte, all das zu verstehen, was Benne ihn lehrte. Er mochte ein Eunuch und eine Mißgeburt sein, aber hinter der fliehenden Stirn besaß er einen scharfen Verstand, und viele Jahre des Überlebens sprachen aus ihm. Außerdem besaß er ein ursprüngliches Talent zum Lehren. Er begann mit dem Naheliegenden und Praktischen und stieg dann auf zu immer komplexeren Ideen. Meure wußte, daß sein neuer Wortschatz keineswegs ausreichte und daß er von der Struktur dieser Sprache nur das Allernotwendigste begriffen hatte, aber er hatte wenigstens eine Basis, auf der er aufbauen konnte; und die anderen …?
    Meure erhob sich, streckte sich gründlich in der kühlen Abendluft und trat aus dem Schatten des Wagens in das offene Gelände Monsalvats hinaus. Der Haydar, der sie alle beobachtete, verfolgte ihn kurz mit seinem Blick, dann nahm er seine übliche Haltung wieder ein.
    Weit drüben im Westen versank gerade Bitirme in einem Schleier hoher Zirruswolken, orangefarben stand ihr Licht vor einem violetten Himmel. Der Doppelstern wirkte jetzt fast eiförmig. Ungehindert drang Meures Blick bis in den fernen Westen vor, nichts als die endlosen Wellen der Ombur-Ebene lag vor ihm. Ruhig und still war das Gelände, auf eine fast übernatürliche Art. Er hörte leiseste Geräusche, die ihm normalerweise entgangen wären. Wenn es Gras gegeben hätte, hätte Meure es wachsen hören können, glaubte er. Die fremden Wesen, die an den Wagen geschirrt waren, hatten regungslos in der Wagenspur gesessen, jetzt jedoch begannen sie sich zu regen. Sie tauschten leise Grunzlaute aus. Von allen Kreaturen, die er bisher auf diesem Planeten gesehen hatte, waren sie die eigenartigsten: wahre Riesen mit einem grobknochigen, schwerfälligen Körperbau, einer bleichen, wächsernen Haut und strähnigem, blondem Haar. Stumpfsinn sprach aus ihren ausdruckslosen Gesichtszügen. Saumer hatte Benne sie genannt, als er verschiedene Wesen aufzählte, die in diesem Teil von Kepture heimisch oder hier gezähmt worden waren. Es war sonderbar: Benne hatte sie als Stamm bezeichnet, aber er hatte sie zusammen mit den Tieren aufgezählt. Andererseits hatte er auch die Kaninchenwesen, die Lagostomer, nicht gemeinsam mit den Menschen genannt.
    Hinter dem Wagen waren Flerdistar, Clellendol und die beiden Ler-Ältesten noch immer in einer ernsten Unterhaltung mit den Botschaftern begriffen; währenddessen bauten die Spsomi gemeinsam mit den Haydar das Sonnendach ab, das ihnen den Tag über Schutz gewährt hatte. Audiart und die anderen beiden saßen immer noch beim Wagen.
    Fern im Südosten hörte er ein Geheul. Erst ein einzelnes Heulen, dann antwortete ihm ein ungeordneter Chor. Die Haydars, die bei dem Wagen zurückgeblieben waren, unterbrachen sofort ihre jeweilige Tätigkeit und sahen in die Richtung, aus der das Heulen kam. Nichts in dem schwachen, fernen Geräusch erinnerte Meure an Worte, aber es klang anders als der erschreckende Ruf, den das Mädchen am Morgen ausgestoßen hatte. Was ihnen das Geheul auch mitteilen mochte, es schien den Jägern zu gefallen, denn sie nahmen fröhlich ihre Beschäftigungen wieder auf; die angespannte Wachsamkeit hatte sich in eine heitere Stimmung verwandelt. Unter ihren Umhängen hervor holten sie Gegenstände,

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