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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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denen sich Menschen sammeln, Orte, die dem Schutz und der Verteidigung dienen. Kein Land wird von einem einzigen Herrscher regiert, alle sind vielfach zersplittert. Es gibt keine Grenzlinien oder -pfähle, keine Zolleintreiber. Alles verändert sich ständig hier auf Monsalvat, das sie übrigens ‚Aceldama’ nennen. Auch der Name Monsalvat ist ihnen geläufig, aber sie ziehen den anderen vor.“ Sie seufzte tief. „Wir müssen noch viel lernen, aber wir werden auch vieles mit uns nehmen können.“
    „Wenn wir es überhaupt erleben“, sagte Halander dazwischen, „daß die Ilini Visk uns in einem Jahr abholt.“
    Herdistar wandte sich ab und murmelte: „Auch das kann eine harte Lektion werden. Seien Sie wachsam und flexibel. Es wird für Sie genauso schwer werden wie für uns. Nie zuvor ist mir eine solche Vielfalt begegnet, wie sie sich in ihren Sprachen bereits andeutet: Jeder Stamm unterscheidet sich so sehr von dem anderen, wie wir uns von den Spsomi unterscheiden, und Sie wissen von noch ausgefalleneren Lebensformen in fernen Ländern. Für den Augenblick jedoch können Sie es sich so bequem wie möglich machen. Erholen Sie sich! Heute nacht kann sich die Lage wieder völlig ändern; wir werden sehen …“
    Meure dachte an nichts Besonderes, er hörte einfach Flerdistars Worten zu; plötzlich jedoch huschte eine Idee durch seinen Sinn, so schnell, daß er es fast selbst nicht wahrgenommen hätte. Er hatte Mühe, sie in Worte zu fassen.
    „Liy Flerdistar, können Sie uns sagen, was wir tun können, bis die Ilini Visk eintrifft?“
    Noch während er sprach, wurde es ihm klar, daß er sich zu allgemein ausgedrückt hatte. Darum hatte sie ihn auch wohl nicht verstanden. Was er wirklich sagen wollte, war mehr. Was sein Inneres schrie und was er aus Furcht vor den Jägern doch nicht laut zu sagen wagte, war dies: Wenn das, was wir hier vor uns sehen, ein typisches Beispiel für das Leben auf Monsalvat-Aceldama ist, dann gibt es hier keinen Platz für uns. Hier gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Stämmen, doch keinen, der uns ähnelt. Die Stämme fressen einander auf bestenfalls hassen sie einander wie die Pest. Wir müssen irgendwie überleben, und wenn wir überleben wollen, müssen wir Stämme finden, die zu uns passen. Vielleicht müssen wir uns dazu in alle Winde zerstreuen. Scheinbar ist Flerdistar jetzt der Anführer unserer Gruppe, und es ist schrecklich, daß sie bis jetzt nicht gemerkt hat, daß es dieses Problem gibt. Sie denkt nur daran, was sie aus diesen Menschen über die Vergangenheit herausholen kann.
    Sie antwortete ruhig: „In Incana gibt es Festungen von alters her. Wir müssen aus dieser offenen Ebene heraus. Diese leeren Grasländer sind immer umstritten. Im Moment haben wir machtvolle Beschützer, und wir müssen zusehen, daß wir sie behalten, bis wir einen Ort erreichen, der uns mehr Sicherheit bietet. Wir müssen Schritt für Schritt vorgehen.“
    Meure nickte, dann wandte er sich ab. Das war alles ganz einleuchtend, oberflächlich betrachtet. Problem: Wir müssen Ombur verlassen. Lösung: Wir bringen die Eingeborenen dazu, uns an einen anderen Ort zu schaffen. Dann überlegen wir uns, wohin wir von dort aus weiterziehen. Meure konnte es sich nicht vorstellen. Sein Blick wanderte wieder über die endlose Weite der Ebene, die Wellen, die Leere, den Himmel. Er mochte diese Welt nicht. Aber er wollte leben, um jeden Preis. Eine Sache über Monsalvat hatte er sofort erkannt, ohne daß es ihm jemand gesagt hatte: Was auch immer einer von ihnen tat, hier und jetzt, es würde sofort unabsehbare Folgen heraufbeschwören. Er wußte nicht, was im Westen oder Süden lag, er fürchtete die Kaninchen-Menschen im Osten. Doch es war falsch, falsch nach Norden zu gehen, nach Incana. Und noch während er sich darüber klar wurde, wie verhängnisvoll es sein würde, wußte er schon, daß sie dorthin gehen würden.
    Flerdistar rief sie alle zusammen bis auf die Spsomi und das kleine Wesen, das ihr Sklave gewesen war, und empfahl sie der Obhut eines dritten Mitglieds der Gruppe der fremden Neuankömmlinge. Dies war ein trollähnliches Wesen mit überlangen Armen und einem breiten, bösen Grinsen. Auf ein Zeichen des grauhaarigen Mannes hin tauchte es von der Rückseite des Wagens auf und brachte einen Korb mit sich, in dem dünne Kekse und einige Scheiben Dörrfleisch lagen; diese verteilte es, wobei es jedesmal die Bezeichnung der Nahrungsmittel nannte, wenn es sie überreichte. Anscheinend sollte

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