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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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die rauhen Kontaktrufe der Gruppen durch dieses natürliche Amphitheater: sie stimmten ihre Bemühungen aufeinander ab.
    Ein besonders emsiges Wesen hatte etwas auf dem Boden gefunden, das es sehr zu faszinieren schien; andere wurden zur Beratung herbeigerufen. Weitere Menschen schlossen sich an, und es entbrannte eine hitzige Diskussion, die von heftigen Gesten begleitet wurde. Dann machten sie sich vorsichtig auf den Weg in Richtung auf die felsige Erhebung, wo sich die Überlebenden der Notlandung verbargen. Hin und wieder hob einer den Kopf, um die zurückzulegende Entfernung abzuschätzen. Die Menge in der Senke teilte sich auf, ein Teil folgte der vorrückenden Gruppe, die anderen setzten sich zurück nach Osten in Bewegung.
    Meure sagte ruhig: „Ich glaube, sie wissen, daß wir hier oben sind.“
    Halander bemerkte: „Ob wir nun kämpfen oder davonlaufen, ich weiß nicht, wie wir mit einer solchen Menge fertig werden sollen. Außerdem werden sie sicher noch Verstärkung erhalten, sobald sie auf uns gestoßen sind.“
    Audiart flüsterte: „Wohin sollten wir auch flüchten? Wissen wir überhaupt, auf welchem Kontinent wir gelandet sind?“
    Vdhitz wechselte ein paar Worte mit Shchifr, dann sagte er einen längeren Satz in seiner Sprache zu Flerdistar. Das Mädchen dachte einen Moment darüber nach, dann sagte es: „Wir befinden uns auf dem nordwestlichen Kontinent Kepture, und zwar irgendwo in seiner Mitte. Während des Landeanflugs konnten die Spsomi kaum etwas sehen … Vdhitz meint aber, daß er eine große Wasserfläche gesehen hat, die sich nach Süden erstreckte und größer als ein Binnensee war. Wenn das stimmt, sind wir im Westen von Kepture … Andererseits spielt es ohnehin keine Rolle, wohin wir gehen, denn wir werden wahrscheinlich nirgendwo auf freundliche Eingeborene stoßen. Wenn wir jedoch am Leben bleiben wollen, sollten wir zumindest diesen Ort sofort verlassen, meinen die Spsomi.“ Sie setzte ihre Worte sofort in die Tat um und begann durch die Felsen nach Westen zu klettern.
    Unten hatten scharfe Augen ihre Bewegung bemerkt, und sofort erscholl wildes Geschrei. Clellendol riß das Mädchen zurück, aber es war natürlich zu spät. Meure konnte die Verfolger jetzt recht gut unterscheiden. Die ganze Gruppe bewegte sich nun in ihre Richtung. Als Meure seinen Blick über die Gefährten gleiten ließ, sah er, daß Vdhitz die Lefzen kräuselte und seine nadelspitzen Zähne entblößt waren. In der Hand trug er ein schmales Messer mit matter Klinge. Audiart erwiderte seinen Blick ruhig und ausdruckslos. Meures Hand tastete suchend über das Felsgeröll und entschied sich für einen spitzen Stein mit gezackten Kanten.
    Die Vorhut der Meute war schon sehr nahe. Gleichzeitig waren die Wesen viel ruhiger geworden. Sie wechselten keine lauten Rufe mehr, sondern verständigten sich nur hin und wieder durch einen kurzen zornigen Satz. Meure unterschied jetzt deutlich Einzelheiten bei dem vorrückenden Mob. Für ihn war es keine anonyme Masse mehr, sondern eine Ansammlung von unterscheidbaren Einzelwesen. Sie waren von kleiner Gestalt, und ihr Körperbau ähnelte dem der Ler, war jedoch knochiger. Ihre Haut war blaßbraun, jedoch von einer ungesunden Tönung, die im Widerspruch zu der klaren, rosigen Morgenluft zu stehen schien. Das Haar war glatt und strähnig und von brauner bis dunkelblonder Farbe. Ihre Gesichter fesselten seine Aufmerksamkeit am meisten, denn er sah, daß sie alle eine gespaltene Oberlippe hatten; bei einigen war diese Hasenscharte stark ausgeprägt, bei anderen weniger, aber niemand war frei davon. Die gesamte Erscheinung dieser Wesen war so sehr widersprüchlich und zwiespältig: Die gespaltene Oberlippe verlieh ihren Gesichtern etwas von der Harmlosigkeit von Kaninchen, und doch waren diese Gesichter nur von einem Ausdruck bewegt, nämlich von Wut und Haß. Sie kletterten den Hang mit besessenem Eifer empor, stießen kurze Sätze hervor und beobachteten einander ständig. Sie waren ein Volk, das es gewohnt war, gemeinsam vorzugehen, und zwar in großen Massen.
    Ihre Kleidung schien aus den erstbesten Fetzen zu bestehen, die sie bei ihrem hastigen Aufbruch gefunden hatten. Manche trugen geflickte, weite Übermäntel, andere kaum mehr als einen großen Lappen, in den sie Löcher für Arme und Kopf geschlitzt hatten, vielleicht hatten sie auch einfach bereits vorhandene Löcher für ihre Zwecke ausgenutzt. Wieder andere trugen lange lederne Röcke, die aus einer weichen,

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