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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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dahin.
    Erst als er fast zum Stehen gekommen war, löste Tenguft ihren Griff, richtete sich plötzlich auf und schwang ein Bein über den Rücken des Tieres. „Herunter!“ rief sie und sprang leichtfüßig den Hinterflügel entlang und auf den Boden. Meure folgte ihr stolpernd. Überall um sie herum setzten die anderen zu ihren unkontrollierten Landungen an; wie Herbstblätter taumelten die Flugtiere aus dem Himmel herab. Meure beobachtete, wie Morgin der Mittler linkisch von seinem Reittier herunterkrabbelte und halb laufend, halb fallend den festen Boden erreichte. Er wartete nicht länger und rannte zu den anderen Gefährten hinüber, die immer noch auf ihren Tieren hockten. Gemeinsam mit Tenguft drängte er sie abzusteigen. Etwas abseits stand ein Eratzenaster, dessen Reiter noch immer apathisch auf seinem Rücken saß. Meure eilte hinzu: „Los, absteigen! Wir müssen alle runter!“
    Der Reiter richtete sich auf, bewegte sich schwerfällig, wie in Trance. An der Figur erkannte Meure, daß es Audiart sein mußte. Die letzten Schritte vom Tier hinab mußte er sie stützen, dann stand sie zitternd neben ihm. Er spürte, wie erhitzt er war. Sein Körper reagierte auf die Kälte des Fahrtwinds.
    Inzwischen waren alle abgesessen, und Tenguft lief zwischen den Tieren umher, stieß sie und schlug sie auf die Flügelspitzen; dabei war sie bemüht, so leise wie möglich zu sein. Zögernd und widerwillig setzten die Tiere sich in Bewegung, kletterten linkisch über kleinere Bodenwellen und begannen zu laufen. Dann erhoben sie sich eines nach dem anderen in die Luft. Mit rauschenden Flügelschlägen stiegen sie in den Nachthimmel auf, und Meure sah ihnen nach, wie sie in weitem Bogen nach Südwesten abdrehten. Sie flogen jetzt höher als auf dem Hinflug, bald waren sie nur noch winzige, schweigende Schatten vor dem Hintergrund des Sternenhimmels, dann waren sie ganz verschwunden.
    Tenguft führte sie auf eine kleine, unbewachsene Erhebung, von der aus sie einen guten Ausblick auf die Umgebung hatten; sie bedeutete ihnen, daß sie den Rest der Nacht hier verbringen sollten. Morgin nahm Flerdistar zur Seite und wechselte einige ernste Worte mit ihr. Dann ging das Ler-Mädchen zu Meure.
    „Ich will zuerst mit Ihnen reden. Morgin sagt, daß wir in dieser Nacht nichts mehr unternehmen werden. Morgen werden wir zu der Stadt hinaufsteigen. Die Haydars nähern sich niemals einer Festung in der Nacht. Hier wird zuerst geschossen und dann gefragt, und Morgin hat mir klargemacht, daß dieses Verfahren hier in Incana durchaus sinnvoll ist. Auch läßt Ihnen Morgin durch mich sagen, daß man alles tun muß, was das Haydar-Mädchen verlangt, so sonderbar es einem auch erscheinen mag …“
    Bei dieser unklaren Andeutung hatte sie Meure bedeutungsvoll angeblickt, mit einem Gesichtsausdruck, der ihm ganz und gar nicht gefiel. Dann war sie zu ihrem Platz bei Clellendol, Morgin und dem Vfzyekhr zurückgekehrt. Meure blieb stehen, wo er war, er fühlte sich verunsichert. Tenguft war offensichtlich sehr zufrieden, daß alle ihren Anordnungen Folge geleistet hatten. Jetzt kam sie den Hügel herab und ging auf Meure zu. Er betrachtete die hochaufragende, schlanke Gestalt, von der eine geheimnisvolle Macht ausging. Und eine Bedrohung, ergänzte er. Aber er erinnerte sich auch an den drahtigen Körper, den er vor dem seinen gespürt hatte, als sie durch die Nacht ritten, und an die eindeutige Bewegung, die sie einmal gemacht hatte. Als sie ihm ein Zeichen machte und ihn einlud, ihr zu folgen, den Hügel zu verlassen, da glaubte er zu wissen, was sie im Sinne hatte; aber um nichts auf der Welt hätte er sagen können, warum das so war.

 
6
     
    „Natürlich ist es äußerst gefahrvoll Kontakt mit einem Dämon boshafter oder unintelligenter Natur aufzunehmen. Es muß aber darauf hingewiesen werden, daß nur für den unvollkommen eingeweihten Zauberer solche Dämonen existieren. “
    A.C.
     
    Zwei Sonnen stiegen über dem Horizont auf und beschienen das Land Incana. Das Zwielicht der Morgendämmerung verging, und harte, lange Schatten fielen über das Land. Mit leerem Magen kraxelte Meure mühsam einen langen, steilen Hang hinauf. Über ihm ragte das eigenartige Bauwerk auf, dessen Erscheinungsbild immer bizarrer wurde, je näher sie ihm kamen. Die Gefährten stiegen ebenfalls die Böschung hinauf, schwungvoll oder mühsam, wie es ihre körperliche Verfassung eben zuließ: Clellendol gemächlich und vorsichtig, Morgin wirkte erschöpft,

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