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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Der Fahrtwind strich kühl über sein Gesicht. Die Wärme des drahtigen Mädchenkörpers, gegen den er sich preßte, wurde ihm deutlich bewußt. Der Umhang war so dünn, daß er fühlte, wie Tengufts Muskeln sich regten. Ein sonnenwarmer, süßer Duft ging von ihr aus.
    Tenguft sah über die Schulter zu ihrem Mitreisenden zurück. Ihre Lippen öffneten sich zu einem breiten Lächeln, ihre weißen Zähne blitzten im Sternenlicht. Wieder schlug sie den Eratzenaster, und dessen schaukelndes Vorwärtsstürmen nahm weiter an Schnelligkeit zu. Meure hörte unter sich ein rhythmisch-stampfendes Geräusch, das Tier schien mehr als vier Beine zu haben. Jetzt begann es zu springen, in wilden Sätzen flog es dahin. Der Flügelschlag setzte ein, und der Fahrtwind wurde unangenehm stark. Was vor ihnen lag, konnte Meure kaum sehen, denn der Körper des Mädchens versperrte ihm den Blick, aber es schien, daß sie sich einem flachen Abhang näherten. Der ganze Körper des Eratzenasters war jetzt in Bewegung geraten, er hatte wohl seine äußerste Geschwindigkeit erreicht. Nun war die Bodenwelle, hinter der das Gelände abfiel, unmittelbar vor ihnen. Alle vier Flügel schlugen wie wild, peitschten die Luft. Ein letzter Stoß, ein weiches Zurücksinken. Als Meure nach unten schaute, war der Boden schon einige Meter entfernt.
    Man merkte es dem Eratzenaster an, daß er die doppelte Last zu tragen hatte, seine Bewegungen wirkten mühevoll, und er gewann nur langsam an Höhe. Seine Flügel schlugen jetzt wieder in diesem merkwürdigen, leicht versetzten Rhythmus. Meures Wangen brannten im kalten Wind. Es schien ihm, daß sie nach Osten flogen. Tenguft bewegte sich, irritiert spürte Meure das Spiel ihrer Schenkel- und Gesäßmuskeln. In einem langsamen, flachen Bogen – fast ohne Seitenneigung – schwenkten sie jetzt nach Norden. Er fühlte, wie Tenguft das Tier wieder auf den Rücken schlug, es zu größerer Eile trieb. Der Wind wurde schmerzhaft, und er verbarg sein Gesicht am Rücken des Mädchens. Die Bewegungen des Tieres wurden noch heftiger, dann wechselte der Rhythmus schlagartig. Meure riskierte einen Blick nach vorn und sah, daß die Vorderflügel jetzt stillstanden. Um den Aufwind voll auszunutzen, waren sie bis in die Spitzen weit geöffnet und bildeten so eine flache V-Form. Die Hinterflügel schlugen kraftvoll weiter. Tenguft lag jetzt flach auf dem Eratzenaster; Meure schmiegte sich an sie, sie bewegte sich unter ihm, und ihn durchströmte ein triebhaftes Wohlbehagen. Sie drehte den Kopf in seine Richtung und stieß leicht mit den Hüften. Ihre Geste war unmißverständlich und klarer als Worte, die ohnehin vom Fahrtwind fortgerissen worden wären. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Eratzenaster zu.
     
    Sie flogen durch die Nacht von Monsalvat, nicht sehr hoch, aber mit unverminderter Geschwindigkeit, wie Meure aus der Heftigkeit des Fahrtwindes schloß. Das ständige Auf und Ab der Hinterflügel warf ihn auf seinem Sitz hin und her. Er wagte es nicht, sich umzusehen, um festzustellen, ob die anderen Schritt hielten. Tenguft ließ ihr Flugtier jedoch hin und wieder leicht zur Seite ausschwenken, um sich besser umsehen zu können. Da sie nicht einmal ihr Tempo verlangsamte, nahm Meure an, daß sich die anderen in Sichtweite hielten.
    In monotoner Dunkelheit glitt die Grasebene von Ombur unter ihnen entlang, dann ging sie in zerklüftetes Gelände über: Täler und Schluchten zerschnitten das Land. Kalte Feuchtigkeit erfüllte die Luft, und unter ihren Füßen war nur noch völlige Finsternis. Es war der Geruch eines Flusses, eines sehr breiten Flusses, denn der Geruch hielt lange an. Schließlich verging die Feuchtigkeit, und harziger Duft stieg auf. Es war zu dunkel, um Einzelheiten auf dem Boden zu erkennen, er schien jedoch eine vielfältigere Vegetation zu tragen als der von Ombur. Sie stiegen höher und wichen einigen Hügeln in weiten Bögen aus. Das Land stieg langsam an. Jetzt kamen sie über bewohntes Gebiet, denn Meure sah gelegentlich gelben Lichtschein. Es waren nur wenige Lichter, weit verstreut, und sie erloschen sofort, wenn sie über sie hinwegglitten.
    Die Größe der Hügel veränderte sich, und vor ihnen lagen niedrige Berge, die durch weite, offene Täler getrennt waren. Tenguft versuchte nicht die Berge zu überfliegen, sondern sie folgte dem Lauf der Täler. Die Berge standen merkwürdig vereinzelt in der Landschaft, viele hatten recht steile Böschungen. Inzwischen hatte Meure sich an

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