Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
Vom Netzwerk:
Halander und Ingraine linkisch und zaudernd.
    Flerdistar hatte offensichtlich ihre Leistungsgrenze erreicht, aber sie stapfte finster entschlossen nach oben – sie wollte wissen, was da vor ihnen lag. Der Vfzyekhr eilte schwungvoll hinauf, als sei er auf einem Ausflug. Tenguft …
    Tenguft nahm den Hang mit äußerster Vorsicht. Immer wieder hielt sie an, spähte, lauschte, machte einen Schritt und sicherte wieder. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie auch das Tiefland hinter ihnen. Sie war ihr Führer in einem fremden Land, mit jeder Faser ihres Wesens. Das orangefarbene Morgenlicht ließ sie unscheinbarer wirken als sonst, während es gleichzeitig die Felsen und die spärliche Vegetation unnatürlich erstrahlen ließ. In der Nacht war sie ein anderer Mensch gewesen, als sie ihren Umhang fallen ließ und schweigend in das eisige Wasser des Flusses unten am Talgrund stieg. Schweigend hatte sie Meure eingeladen, ihr zu folgen. Das Wasser ließ ihn erzittern, und das große, wilde Mädchen ängstigte ihn, auch wenn ihr Verhalten jetzt völlig anders war als in der Zeit davor. Seit sie von dem Eratzenaster abgesessen war, hatte sie kein Wort mehr gesprochen, und wortlos war auch ihre Hingabe. Doch aus der Tiefe ihrer Kehle waren Laute gedrungen, die sich für immer in Meures Erinnerung einbrannten.
    Als letzte kletterte Audiart den Hang hinauf. Ihr Aufstieg war langsam und mühevoll; sie war nicht dazu geschaffen, weglose Böschungen emporzusteigen, und sie entschuldigte sich nicht für ihr langsames Tempo.
     
    Über ihm war Tenguft stehengeblieben, und sie gab den anderen ein Zeichen, ebenfalls anzuhalten. Dann ließ sie ihren Blick sorgfältig über das gesamte Bauwerk gleiten. Meure trat neben sie auf den Felsvorsprung und nahm sich die Zeit, ebenfalls gründlich Ausschau zu halten.
    Er hatte jetzt nicht den Überblick, den ihm der nächtliche Anflug geboten hatte. Nur eine Seite des Gemäuers war gut zu sehen, und das Gebäude wirkte nicht mehr so exzentrisch und spielerisch fremd wie in der Nacht. Der Eindruck war viel finsterer. Zwar waren hier viele Stile zu einem Werk zusammengefügt, doch diese hatten sich zu einer grimmigen Düsternis vermischt. Terrassenförmig wuchsen die Schichten übereinander auf. Einst hatte hier wohl ein flaches, vieleckiges Gebäude gestanden, doch dies war jetzt von den anderen Schichten überwuchert, so wie Moos einen moderigen Baumstumpf bedeckt. Gedeckte Säulengänge gab es, wuchtige Türme, eine Vielzahl von Balkonen, die man teilweise durch überdachte oder offene Steintreppen auch von außen erreichen konnte. An einigen Stellen ragten gewaltige Kuppeln in den Himmel, in deren Gewölbe bisweilen riesige offene Fenster waren. Andere wiederum waren bis auf schmale Schlitze, die der Beleuchtung oder zu Beobachtungszwecken dienen mochten, ganz geschlossen. An der höchsten Stelle der Festung wurden die Türme zierlicher, ähnelten Minaretten und Wachtürmen, und einige waren mit Zinnen und Schießscharten versehen.
    Clellendol hatte gerade eine besonders tückische Geröllhalde überwunden und schloß sich nun Meure an. Auch Clellendol konnte seinen Blick kaum von der Festung Cucany lösen.
    „Sieh dich einmal um.“ Clellendol deutete zu den aufgehenden Sonnen hinüber. „Überall hier auf den Gipfeln kannst du solche Burgen sehen.“
    Meure sah in die Richtung, in die der junge Ler zeigte. Auf der anderen Seite des Tales war tatsächlich auf einer Bergspitze ein weiteres Schloß zu sehen, das Cucany ähnelte, nur schien es sich in noch luftigerer Lage zu befinden. In der dunklen Masse der fernen Festung sah Meure etwas aufblitzen, eine Reflexion. „Was ist das dort für ein Licht?“
    Clellendol beschattete seine Augen mit der Hand und beobachtete die andere Festung eine Zeitlang. „Ein Sonnenspiegel. Sie senden eine verschlüsselte Nachricht. Ich kann sie natürlich nicht entziffern, aber ich könnte mir vorstellen, daß von der Sonnenseite Cucanys eine Antwort kommt.“
    Meure sah jetzt wieder zu Cucany hinüber, aber dort war nichts zu entdecken. Es gab nicht einmal ein Anzeichen, daß die Burg überhaupt bewohnt war.
    Clellendol sagte: „Von hier aus kann man nicht sehen, ob sie überhaupt irgend etwas tun, aber es hat ganz den Anschein, daß sie uns beobachten und über uns reden. Es gibt keinen Zweifel, sie belauern uns, seit wir bei Tagesanbruch am Fuß des Hanges aufgetaucht sind; ich brauche nur das Haydar-Mädchen anzusehen – und ihre Art, wie sie Cucany

Weitere Kostenlose Bücher