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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Meure, daß sich die Stimmung am Versammlungsort geändert hatte. Die Haydars und die beiden Spsomi bildeten eine große Gruppe, und alle starrten das Mädchen und ihn mit harten, verhangenen Blicken an, die Meure ganz und gar nicht gefielen … An der Seite standen die Ler-Ältesten mutlos bei Morgin und seiner Gruppe. Andere Haydars gingen zwischen den Flugwesen umher, stießen sie mit den Schäften ihrer Speere und gaben scharfe, laute Kommandos.
    Aus der Gruppe bei den Eratzenastern löste sich Flerdistar und eilte zu Meure und der Haydar-Edelfrau herüber. Sie sprach hastig, mit fliegendem Atem: „Wir werden aufgeteilt. Morgin schickt die Ältesten mit seinen Dienern weiter. Er tritt seine Aufgabe hier an einen Haydar ab, der das gleiche Amt ausübt, und kommt mit uns. Wir zwei und ihr vier Menschen und auch der Vfzyekhr werden nach Nordosten … fliegen. In ein anderes Land. Incana. Dort ist eine Festung oder eine Burg, sie nennen sie ‚Cucany’.“
    Meure fragte: „Fliegen, womit? Winken wir uns ein Flugzeug heran?“
    „Nein“, sagte sie, „auf diesen Dingern.“ Ein leichter Ruck an seinem Ellenbogen erinnerte Meure daran, daß er geführt wurde. Andere Haydars zeigten auf die Eratzenaster und drängten Audiart, Ingraine und Halander in ihre Richtung. Es war offensichtlich, daß sie nicht gehen wollten.
    Flerdistar und Clellendol wurden unsanft zu den Tieren hingeschoben, die sich taumelnd bewegten. Anscheinend waren sie von den ungeduldigen Haydars zu plötzlich aus dem Schlaf gerissen worden. Flerdistar hatte gerade noch Zeit, einen Satz herüberzurufen, bevor sie getrennt wurden: „Schasny, sehen Sie sich vor, ich glaube, Sie sollen Teil irgendeines Rituals sein …“ Ihre Stimme verklang. Meure und Tenguft standen jetzt neben dem großen Tier, auf dem sie schon vorher geritten hatte.
    „Aufsteigen!“ bedeutete ihm das Mädchen mit einer Geste. Meure legte seine Hand auf die halbelastische Haut des Tieres, ungefähr an der Wurzel des hinteren Flügelpaares. Sie war mit hauchdünnen Härchen bedeckt und fühlte sich kühl an. Die Haut verschob sich etwas unter seinem Griff, schien locker über einer harten Struktur zu liegen. Vorsichtig kletterte er auf allen vieren auf den Rücken des Tieres, der völlig kahl war. Hier ließ sich die Haut noch leichter verschieben. Tenguft schwang sich mit einer kraftvollen Bewegung auf den Eratzenaster. Ihr Körper bewegte sich mit der geschmeidigen Eleganz, die eine lange Übung verrät, und doch hatte diese eingeschliffene Bewegung des Aufstiegs auch etwas Linkisches. Sie setzte sich direkt hinter die schmalste Stelle der Kreatur, rutschte ein wenig vor und zurück, um die richtige Position zu finden. Der starre Körper des Tieres übertrug ihre Bewegungen; Meure spürte ein leichtes Vibrieren. Mit einem Ruck des Kopfes warf sie ihre Kapuze zurück und lächelte Meure zu. Bestimmend klopfte sie mit der Hand auf eine Stelle direkt hinter ihr. „Hierher.“
    Meure krabbelte das Rückgrat des Tieres entlang und setzte sich hinter das Mädchen, ohne es zu berühren. Sie griff mit einem ihrer langen Arme hinter sich und zog ihn zu sich heran; dann nahm sie mit der anderen Hand seine Hände und legte sie vor ihre Schenkel auf die Haut des Eratzenasters. Sie grub seine Finger in die kühle elastische Haut und sagte: „Hier festhalten.“ Sie wartete gar nicht ab, ob er sie verstanden hatte, sondern schlug das Tier kräftig auf den Rücken.
    Der Eratzenaster ruckte nach vorn, und Meure krallte sich instinktiv fest. Das Tier hob seine hängenden Flügelenden vom Boden, dann nutzte es sie, um seine Vorwärtsbewegung zu unterstützen.
    Tenguft saß kerzengerade, und sie bewegte den Kopf nach hinten, um zu sehen, ob die anderen ihr folgten. Meure riskierte einen schnellen Blick. Er sah einige seiner Gefährten, die verkrümmt allein auf ihren Reittieren hockten, sie klammerten sich fest, als würde es um ihr Leben gehen. Die Haydars standen dabei, gaben Anweisungen und ermutigten sie durch laute Zurufe. Auf allen größeren Tieren saßen Reiter, aber auch die kleineren setzten sich in Bewegung. Anscheinend flog der ganze Schwarm zusammen.
    Das Mädchen spannte alle Muskeln an, grub seine Fersen in die schlaffe Haut, die den Rumpf mit den Flügeln verband, und lehnte sich vor. Meure folgte ihrer Bewegung; er spürte, daß das Wesen unter ihm seine Geschwindigkeit erhöhte. Gleichzeitig schwenkte es etwas herum, in den Wind hinein, um den geeigneten Azimut zu finden.

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