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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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das schwache Licht der Sterne gewöhnt, und er konnte mehr von seiner Umgebung erkennen. So sah er, daß viele dieser Hügel und Berge auf ihren Gipfeln seltsame, künstliche Gebilde trugen. Burgen? Festungen? Manchmal waren es nur Steintürme oder Hütten, manchmal umfangreiche Bauten. In den Tälern waren keine Lichter zu sehen.
    Meure spürte, daß der Eratzenaster seinen Bug etwas anhob; gleichzeitig wurde er langsamer. Sie stiegen noch höher. Meure riskierte einen raschen Blick über die Schulter des Mädchens, und er sah vor ihnen die steinerne Masse eines mächtigen Berges. Er wurde gekrönt von einem düsteren Bauwerk, aus dem hier und da gelbliches Licht durch schmale Öffnungen nach draußen drang. Sie näherten sich dem Berg von seiner steilsten Seite; dieser hatte die Form einer gewaltigen Woge: Sanft stieg er auf der fernen Seite von der Talsohle an, um dann nach Süden jäh und steil abzufallen.
    Das Mädchen rief etwas über die Schulter nach hinten: „Cucany!“ Sie waren jetzt etwas unterhalb des Berggipfels, flogen in einer flachen Linkskurve vom Tal aus darauf zu. Meure hatte einen guten Blick auf das Bauwerk, welches das ganze Tal beherrschte. Es war eine klotzige Festung, an der Generationen gebaut haben mußten, und jede hatte ihren eigenen bizarren Stil der Gesamterscheinung hinzugefügt. Da gab es Spitztürmchen, Erker, Galerien und Türme von ganz unterschiedlicher Gestalt. Wie Flechten auf einem Stein waren Wohnungen, Balkone und Dächer Schicht um Schicht übereinandergewachsen. Man sah keine Stadt, die zu der Festung gehört hätte; wenn es hier eine Stadt gab, dann war sie die Festung selbst.
    Der Eratzenaster folgte noch immer der langen Linkskurve. Er hielt jetzt ständig die gleiche Höhe, war aber noch langsamer geworden. Jetzt flogen sie an den Mauern der Festung entlang, nun schwenkten sie wieder hinaus ins offene Tal. Offensichtlich wollten sie hier nicht landen. Ihr Reittier hielt die Hinterflügel still und brachte sie in die gleiche starre Stellung wie die Vorderflügel, dann kippte es etwas nach vorn ab und machte wieder mehr Fahrt. Jetzt sah Meure doch einmal nach hinten und stellte fest, daß die anderen in lockerer Reihe links hinter ihnen flogen. Alle folgten ihrer Bahn und gingen einer nach dem anderen in den Gleitflug über. Auf den größeren Tieren konnte man schemenhaft ihre Passagiere sehen. Die kleineren, reiterlosen Eratzenaster stiegen weiter auf, schossen in rasenden, spielerischen Sturzflügen zwischen den beladenen Tieren hindurch und schlossen sich dann wieder dem Schwarm an, der dem Leittier folgte.
    Die Geschwindigkeit war jetzt stark gedrosselt, und der Fahrtwind hatte viel von seiner Heftigkeit verloren. Meure spürte, wie Tengufts Muskeln wieder arbeiteten, als sie das Tier in einen Landeanflug manövrierte. Ihr Gefälle war deutlich steiler geworden, aber das Tier stellte die Flügel etwas auf, so daß sich ihre Geschwindigkeit nicht erhöhte. Es gab einen kleinen Moment der Ruhe, als Tenguft das Tier für die bevorstehende Landung versammelte; auch das Windgeräusch war abgeflaut. Sie drehte sich zu ihm um und rief: „Paß auf, gleich unten!“
    Meure brüllte zurück: „Sind Menschen dort unten?“
    Sie antwortete: „Menschen nicht. Korsore, Dromoni, vielleicht Selander.“
    Meure fragte nicht weiter nach den Lebewesen, die sie genannt hatte. Ihm fiel ein, daß hier auf Monsalvat nicht alle Menschen menschlich aussahen, und er sagte sich, daß es wahrscheinlich noch absonderlichere Wesen als Saumer und Haydars gab.
    Nun glitt ihr Reittier, noch immer in Segelstellung, sichernd über den dunklen Boden dahin, schwenkte sacht von einer Seite zur anderen. Dann schlug es ein paarmal energisch mit den Hinterflügeln, erstarrte und sackte heftig durch. Dieses Manöver hätte Meure fast aus seinem Sitz geworfen; er krallte sich fest und preßte sich enger an Tenguft als zuvor. Schräg und schnell kam ihnen der Boden entgegen. Einzelheiten wurden sichtbar und huschten unter ihnen hindurch: Büsche, kleine Bäume, ein Wasserlauf. Der Eratzenaster hob den Bug an und schlug hastig und flach mit den Hinterflügeln. Auch die Vorderflügel setzten wieder ein, sie schlugen einen völlig anderen Takt als beim Start. Die Landung stand unmittelbar bevor, das Tier streifte schon fast den Boden. Im letzten Moment erstarrten die wild flatternden Flügel, der Eratzenaster segelte noch ein paar Meter, dann hatte er Bodenkontakt. Auf unsichtbaren Beinen hastete er

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