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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Bedetdznatsch zu kommentieren, aber es spricht sehr viel dafür, daß es sich so verhält.“
    „Wir wollen den alten Romulu nicht stören, er hat es zweifellos verdient, daß man ihm die Schande erspart. Bereite die Kammer vor, ich werde lesen.“
    „Ich bitte um Vergebung, o Herr, aber … in der Gegenwart von Ausländern?“
    „Das ‚sofort’ muß unbedingt überprüft werden. Wir riskieren viel mit unserem Vorhaben.“
    „Euer Wunsch geschehe also.“ Eilfertig begann Erisshauten das Zimmer für das vorzubereiten, was sie eine Lesung nannten. Zunächst verriegelte er alle Türen von innen, dann arrangierte er sorgfältig die Kissen auf dem Boden. Azendarach trat beiseite und beobachtete ihn schweigend. Erisshauten eilte zu den Fensterbögen hinüber und beugte sich akrobatisch nach draußen; er bestimmte den Winkel der Sonnen. Anschließend hastete er zu einer Nische, wo hinter einem Vorhang eine Kurbel mit einer langen Stange verborgen war, die oben im Bogen verschwand. Er begann die Kurbel zu drehen. Lange und sorgfältige Wartung des Mechanismus verhinderte, daß ein Geräusch mit dieser Tätigkeit verbunden war – und was sie bewirkte, wurde jedoch sofort deutlich: Über der Fensterfront begann das Dachgewölbe sich teleskopartig ineinander zu schieben. Das orangefarbene Licht der Doppelsonne ergoß sich ins Zimmer.
    Azendarach wirkte zerstreut und teilnahmslos. Gedankenverloren starrte er ins Leere, nach einer Weile murmelte er tonlos: „Wie ist die Konstellation?“
    Erisshauten antwortete: „Sie formieren sich zur Breitseite, o Phanet. Wir haben außerordentlich gute Bedingungen: klarer Himmel, kein Wind.“
    Azendarach ließ sich nicht anmerken, ob er ihn verstanden hatte. Erisshauten betätigte noch immer die Kurbel. Das Licht verstärkte sich weiter. Es war, als ob eine künstliche Beleuchtung das Tageslicht unterstützte. Als Meure zur Decke aufblickte, sah er dort aber nur den Widerschein des Sonnenlichts in den Wasserbecken. Offenbar diente die wassergefüllte Rinne dazu, das Sonnenlicht auf Wände und Decke des Zimmers zu projizieren. Die Helligkeit im Raum war fast unerträglich.
    Azendarach ließ sich vorsichtig auf dem Fußboden nieder, dort streckte er sich aus. Dies tat er so würdevoll, wie es seine monströse Tracht eben zuließ. Jetzt konnte man auch den Sinn des bizarren Kopfschmuckes erahnen: Er sollte seinem Träger einen reflexfreien Empfang der Lichtstrahlung gewährleisten. Die Besucher beobachteten die Szene mit blinzelnd zusammengekniffenen Augen.
    Erisshauten bedeutete ihnen, zu schweigen. Azendarach lag flach auf dem Rücken und bewegte sich nicht. Er starrte auf die Lichtreflexe der Sonnen an der Zimmerdecke. Meure fühlte sich unbehaglich. Omen! Diesen verfluchten Klesh reichte der geringste Anlaß, um ein Omen zu lesen! Dies taten sie vor aller Augen, und sie schienen ein solches Benehmen für ausgesprochen normal zu halten. Wahrscheinlich hatte jeder Stamm seine eigene Methode; sicher würden sie bald auf Nekromanten stoßen, auf Geomanten, Handleser, bald würde ihnen jemand aus dem Kaffeesatz weissagen oder irgendeinen anderen Abfall wissenschaftlich deuten. Er sah zu Flerdistar und Clellendol hinüber. Sie beobachteten die Zeremonie in ehrfurchtsvollem Schweigen.
    Er betrachtete die Spiegelung an der Decke. Ein Bild der beiden Sonnen war zu sehen, die genau nebeneinander standen. „Breitseite“, hatte Erisshauten es genannt. Die Reflexion war niemals ganz scharf zu sehen, bisweilen verliefen die Konturen, und ständig flackerte das Bild nervös. Ansonsten hatte die Erscheinung nichts Ungewöhnliches, und Meure konnte nichts aus ihr herauslesen. Der frühe Nachmittag war angebrochen.
    Azendarach betrachtete die Reflexionen lange Zeit. Er sprach nicht, bewegte sich nicht, gab überhaupt kein Lebenszeichen von sich. Plötzlich winkte er Erisshauten und schickte sich an aufzustehen. Dies schien ihm nicht leichtzufallen, und Audiart lief mit ausgestreckten Armen auf ihn zu, um ihm behilflich zu sein, aber sie erstarrte in der Bewegung. Der halb aufgerichtete Azendarach sah ihr so düster-bedrohlich entgegen, daß sie den Kopf zur Seite wandte und zurücktrat, um den Blick aus diesen leuchtend umringten Augen nicht länger ertragen zu müssen.
    Jetzt stand Azendarach wieder auf den Füßen, und Erisshauten machte sich daran, das Dach zu schließen. Als dies geschehen war, sagte der Phanet: „Ja, es stimmt. Es ist genauso! Der Unsicherheitsfaktor ist allerhöchstens bei

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