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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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lief außen vor den Fensterbögen entlang: eine breite, steinerne Rinne, die mit Wasser gefüllt war. Bis auf ein paar alte Schränke und Kommoden, die vor den Wandvorhängen standen, waren keine Möbel in dem Zimmer. Einige Sitzkissen lagen verstreut auf dem gefliesten Steinfußboden. Der Wind strich hörbar durch die Bögen, und die Decke reflektierte das Spiel des Lichtes auf den Wasserbecken draußen.
    Ein weiterer Helmträger kam hinter dem Vorhang einer Nische hervor und erwies Azendarach seine Ehrerbietung. Sie unterhielten sich einige Zeit lang, ohne die Besucher zu beachten. Als Meure versuchte, ihrem Gespräch zu folgen, stellte er erstaunt fest, daß er ihre Sprache besser verstand als die Tengufts; ihr wiederum wäre die Sprache der Helmträger wahrscheinlich archaisch und dunkel erschienen.
    Azendarach flüsterte mit dünner, hoher Stimme: „Wie lauten die Berichte, Erisshauten?“
    Der Mann, den er Erisshauten genannt hatte, antwortete: „O Phanet, Dzoz Soltro berichtet – übertragen von Kormendy und Endrode –, daß ein Trupp Lagostomer versucht hat, durch die Enge von Vakiflar vorzustoßen; sie wurden jedoch zurückgeschlagen und bestraft. Dzoz Vezid und Orkeny in der Ostmark melden leere Spiegel, Lisbene desgleichen. Midre Andely und Lachryma berichten – übermittelt von Malange Gather –, daß ein Schwarm Eratzenaster das Reich in Richtung Ombur verlassen hat. Sie wurden beim Abflug über Torskule gesichtet. Bei Atropope gab es einen Zwischenfall mit einem Korsor. Potale Dzoz hat Signale empfangen, kann sie aber nicht aufnehmen, da sie zu unklar sind. Sie fordern einen erfahrenen Reflexionsleser an … Sollen wir Romulu Bedetdznatsch entsenden?“
    „Welcher Art waren die Signale in Potale?“
    „Ständig, aber sehr schwach. Sie wollen eine Abendlesung vornehmen.“
    „Verständlich. … Aber wir können Bedetdznatsch nicht entbehren. Wir werden selbst lesen, heute abend. Laß Onam Hareschacht von Lisbene dorthin abstellen.“
    „Wie Ihr es befehlt, Phanet“, antwortete der Mann und verschwand in der Nische, aus der er gekommen war.
    Der bizarre Helm schwenkte wieder in ihre Richtung, und aus dem Schatten der Gesichtsöffnung leuchteten ihnen die Augenkreise entgegen.
    Fast flüsternd fragte Azendarach: „Dies sind also jene, die mit dem Raumschiff kamen?“
    Tenguft antwortete ihm. Sie gab sich Mühe, ihre Redeweise der seinen anzupassen: „Jene dort und ein Wesen, für das ich keinen Namen weiß …“
    „Ganz gleich, wir haben es schon bemerkt.“
    „… waren an Bord. Jene, die das Schiff gesteuert haben, sind bei meinem Stamm in Ombur geblieben.“
    „Ja, davon kündeten uns die Lesungen, und auch die Vorausdeutungen ließen es ahnen. Wir konnten es nicht glauben, denn vieles, das aus den Spiegeln sprach, überstieg das Verständnis. Ja, es wurde alles verkündet, selbst ihre Begegnung mit dem hitzigen Volk der Spaltlipper auf Ombur. Hierher würden sie kommen, und hier sind sie nun. Wir werden bald mit den Lesungen fortfahren.“
    Meure glaubte den Worten eines Wahnsinnigen oder einem irren Wahrsager zu lauschen; aber vielleicht war er beides. Auf Monsalvat war alles möglich.
    Offenbar hatte Azendarach seine Verunsicherung gespürt, denn er fuhr nun fort: „Man sagt, daß die kurbischen Windvögel von Incana das seltsamste Volk auf ganz Aceldama oder auf Monsalvat, wie du es nennen wirst, sind.“ Er machte eine Geste in Tengufts Richtung. „Dieses Kind des freien Himmels, der Nacht und des Mordes ist in vielen Künsten erfahren. Sie benutzt für ihre Weissagungen die Knochen der linken Hand ihrer Mutter, die ihr allerdings freiwillig überlassen wurden, wie ich ergänzen muß. Selbst diese Meisterin der schönen Künste fürchtet hier in den Hallen von Cucany um ihren Verstand. Aber seid ruhig, zivilisierte Kreaturen! Ich nenne euch Kreaturen, da nicht alle von euch Menschen sind. Einige ähneln dem alten Feind, der uns zu dem gemacht hat, was wir sind. Fürchtet euch nicht. Wir wissen, wie einst alles endete und daß die Krieger verweht und vergessen sind. Was wir noch an Rachegefühlen hegten, haben wir aneinander gekühlt, im letzten Jahrtausend. Jetzt ist Incana ein leeres Land, und kein Mensch wird mehr hier eindringen, nicht einmal die widerlichen Lagostomer. Wir wollen uns nicht ausdehnen, niemanden versklaven, ja nicht einmal die anderen mit unseren Apparaten in Unruhe versetzen. Wir hausen auf den Berggipfeln, bebauen unsere Dachgärten, treiben Handel und

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