Stunde der Klesh
Vorfahren, die schwach waren und sich von den verbrecherischen Kriegern versklaven ließen. Und sie waren Wachs in ihren Händen. So ließen sie sich in Ketten legen. Darum soll sich ein jeder von uns nur mit seiner eigenen Art vermischen. So soll es sein, bis zum Ende aller Tage!“ Darauf schworen alle einen machtvollen Eid, und sie schworen ferner, sie wollten es nie wieder zulassen, daß ein Klesh, und sei es der geringste unter ihnen, eine solche Schmach erleide, wie sie ihnen von den Kriegern zugefügt worden war.
Dann brachte man sie zu dem Planeten, den die Menschen Monsalvat nannten. Bald hatten sie es gelernt, ihn Aceldama zu nennen – den Ort, wo man die Fremden begräbt; diesen Ausdruck hatten sie den erschreckten und verunsicherten Verwaltern abgelauscht. Diese kamen, um sie anzuleiten; sie meinten es gut mit ihnen, aber sie scheiterten und brachten nicht mehr Gutes, als wenn sie böse Verwalter gewesen wären.
Manche Klesh-Linien blühten dort auf, während andere verkümmerten und vergingen. Am wichtigsten wären für sie gute Lehrer gewesen; aber die Ler hatten Angst vor ihnen, sie fürchteten, daß sie sich an ihnen für die Untaten der Krieger rächen würden. Aber auch die Menschen, die von den Sternen kamen, fürchteten sich vor ihnen, wurden von ihrem barbarischen Verhalten abgestoßen. Der Graben der Verständnislosigkeit wurde immer breiter zwischen ihnen, schließlich gab es überhaupt keine Kontakte mehr. So waren die Klesh ganz auf sich selbst gestellt, und sie sahen der langen Nacht entgegen.
Doch in dieser Nacht waren sie nicht allein, so vermuteten sie von Anfang an. Monsalvat war eine alte Welt, dafür gab es eine Vielzahl von geologischen Beweisen. Die Sternenmenschen hatten sie entdeckt, und die Klesh hatten keinen Grund, an ihren Worten zu zweifeln, denn sie beherrschten ja schließlich sogar den Weltraum; wie konnten sie sich irren? Doch nirgendwo fand man bearbeitete Gegenstände, nirgendwo Ruinen oder irgendein Anzeichen, daß je denkende Wesen ihren Fuß auf diesen Planeten gesetzt hatten. Die ewig dahinfließende Zeit war auch hier zu einem schweigenden Stillstand gekommen.
Ursprüngliche Lebensformen gab es nur wenige, und nichts an ihnen deutete auf eine gemeinsame Entwicklungsgeschichte hin. Diese Welt war so alt, daß die ersten Forscher behaupteten, es müsse hier schon blühende Pflanzen gegeben haben, bevor das irdische Sonnensystem entstand. Und sie fanden niemanden.
Aber in der Luft war etwas, da war eine Bewegung, die man nur manchmal aus den Augenwinkeln erhaschen konnte, die sich der bewußten Wahrnehmung entzog. Irrlichter huschten durch den nächtlichen Wald. Wahrsager und Omendeuter hatten unbestreitbare Erfolge. Die Welt war erfüllt von der dumpfen, brütenden Anwesenheit von etwas Unbestimmbarem, das fühlte jeder, der hier lebte, auch wenn niemand sagen konnte, welche Gestalt es hatte. Es war älter als der Mensch, älter als die Dunkelheit, vielleicht älter als die Zeit … Es schien die Klesh nicht zu bemerken, und sie gaben vor, es nicht zu bemerken. Und man konnte es auch für eine Weile vergessen, aber man verlor nie ganz das Gefühl, daß es einen beobachtete. In Augenblicken höchster Erregung verstärkte sich diese Ahnung. So kam es, daß vor jeder großen Schlacht, wenn die Hörner erschollen und die blanken Klingen in der Sonne blitzten, die Männer ihre Schwerter gegen den Himmel hoben und den unsichtbaren Namenlosen grüßten, bevor die Kampfeslust sie übermannte und sie sich ihrem tödlichen Tun hingaben.
Die Klesh hatten sehr früh erkannt, daß die Zlat von ihnen allen am weitesten vorausschauen konnten, so räumten sie ihnen einen besonderen Platz in ihrer Gesellschaft ein. Sie wurden die Begleiter und Berater der Häuptlinge und Prinzen. Dadurch wurde diese Rasse jedoch vielfach zersplittert, und ihre jeweiligen Dienstherren hatten immer nur das Wohl ihres eigenen Stammes im Sinn. Da es für jeden Zlat eine weite und gefahrvolle Reise bedeutete, wenn er sich einen Ehegemahl suchen wollte, nahm ihre Zahl ständig ab. Viele hatten keine Nachkommen, und andere vermischten sich mit fremden Klesh-Rassen, so daß sie immer seltener wurden. Es soll nicht verschwiegen werden, daß einige Zlat schlechten Rat erteilten und üble Taten ersonnen, zu jener Zeit, als es mit ihrer Rasse zu Ende ging. Wie dem auch sei, sie verschwanden jedenfalls von dieser Welt, und mit ihnen gerieten ihre Geheimnisse in Vergessenheit. Bis auf einige wenige an
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