Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
Vom Netzwerk:
Stimme war von eisiger Sicherheit: „Es wäre ein schlimmer Fehler, wenn einer von euch glaubte, das könnte ihm gelingen.“ Dann entspannte er sich und sagte fast entschuldigend: „Versucht nicht, ihn zu etwas zu zwingen, zu dem er noch nicht bereit ist. Laßt ihn in Ruhe. Er weiß genau, wie er zu handeln hat.“
    Meure wandte sich ab, kletterte den Stapel hinunter und ging zur Bordwand an der rechten Seite. Dort blieb er schweigend stehen und blickte hinaus über die bleierne Wasserfläche.
    „Jetzt ist mir klar, worauf es dieser Cretus abgesehen hat“, flüsterte Flerdistar Clellendol zu. „Ahnst du es auch?“
    Ebenso leise antwortete ihr Clellendol: „Dies alles scheint nur den einen Sinn zu haben, Cretus den Weg ins All zu ebnen. Wer oder was dahintersteckt, kann ich noch nicht sagen, aber es darf auf keinen Fall geschehen. Er ist ein einzigartiges Phänomen: ein Meister der Ströme der Geschichte.“
    „Genauso ist es. Und alles spricht dafür, daß er es nicht nur versteht, auf diesen Strömen zu schwimmen, sondern daß er sie lenken und vielleicht sogar erschaffen kann. Das Barbarentum der Klesh war seine Schule. Die Menschen würden ihm durch Blut und Eisen folgen.“
    „Es wäre eine Lösung für ihr Problem.“
    „Vielleicht, aber es würde neue Probleme schaffen. Dieser Cretus ist ein Umstürzler, und wir brauchen keine Umstürzler. Wir haben gelernt, ohne sie auszukommen. Ich stimme dir zu: Cretus darf diese Welt nicht verlassen. Aber bevor es soweit kommt, müssen wir ihm noch seine Geheimnisse entreißen. So soll es sein!“
    Clellendol wandte sein Gesicht ab, und weder in seiner Gestik {18} noch in seiner Miene spiegelten sich seine Worte wider, als er sagte: „Zha’ armeshero!“ Dies drückte eine Zustimmung aus, an der es nichts zu deuteln gab {19} . Clellendol würde alles gegen Cretus ins Feld führen, was er im Neunten Haus der Diebe erworben hatte.
    Wie eine schwere Last legte sich Cretus’ Gegenwart auf Meures Schultern, seine Augen schmerzten, dann wurde es dunkel vor ihnen. Dies spürte auch Cretus, denn er nahm alle Dinge durch die Augen und Nerven Meures wahr, und er fühlte tief in seinem Innern eine Zuneigung, ein warmes Gefühl für diesen Menschen, der eine Last zu tragen hatte, die er nicht erwartet und um die er nicht gebeten hatte. Eine Last, die er dennoch so tapfer auf sich nahm, wie seine Fähigkeiten das eben zuließen. Der körperlose Eindringling suchte nach einer neuen Form der Verständigung mit seinem Gastgeber, so, als ob sie unabhängige Einzelwesen wären.
    Diese Sprache (falls man sie überhaupt als Sprache bezeichnen konnte) ließ sich schneller übermitteln als eine Sprache, die sich in Worte kleiden muß, denn sie bestand aus reinen Gedanken. So wie einst nur Gedanken in den Köpfen der Menschen waren, bevor sie die Wörter erfanden, die die Gedanken symbolisieren und übermitteln sollten. Aber gleichzeitig gab es auch eine Ähnlichkeit mit der gesprochenen Sprache, denn die Gedanken waren gerichtet und in eine Form gebracht, sie begnügten sich nicht mit der gefühlsbetonten Bildhaftigkeit des Unbewußten. Vieles behielt Cretus allerdings für sich.
    Zunächst sprach er von den Nöten der Klesh, aber er hielt sich nicht lange damit auf, auch nicht mit der Geschichte der Klesh und der brutalen Ausmerzung der Schwachen, die ein Bestandteil der Zucht war, die einst die reinen Rassen hervorbrachte. Er erzählte ihm auch, was die Klesh über die Zeit davor sagten, über jene Tage, in denen ihre Vorfahren noch gewöhnliche Menschen, Männer und Frauen waren: „Das ist alles vergessen und unbekannt, denn es führt kein Weg zurück in die Zeit vor dem Anfang. Davon wissen wir nichts, darum kümmert es uns nicht.“
    Als man sie von den Kriegern befreit hatte und sie auf die großen Schiffe warteten, die sie vom Planeten Morgenröte zu ihrem fernen Heim bringen sollten, da kamen sie alle zusammen, in ihren mannigfaltigen Körperfarben und Erscheinungsformen, und sie redeten miteinander und sagten: „Wir waren Sklaven ohne Hoffnung auf Erlösung, denn wir waren Sklaven um der Sklaverei willen, nicht etwa wegen unserer Arbeitskraft oder aus einem anderen Grund. Von Freiheit wagten wir nicht mehr zu träumen. Jetzt sind wir frei. Und wir sind reinblütig. Wenn es auch stimmt, daß es nicht unserem freien Willen entsprang, daß wir nun reinblütig sind, so wollen wir doch alles daransetzen, daß wir reinblütig bleiben, denn es waren unsere gemischtblütigen

Weitere Kostenlose Bücher