Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
Vom Netzwerk:
als verdient gehabt. Keine unschuldigen Opfer. Sie war sich nur zu bewusst, was es hieß, ein unschuldiges Opfer zu sein.
    Aber heute war sie bei Gott nicht mehr unschuldig. Sie wurde wegen einer Verbrechensliste gesucht, die so lang war, dass selbst ihr eigenes, mit einer Stahltür versehenes Hirn den Überblick verloren hatte. Sie versteckte sich sowohl vor internationalen Strafverfolgungsbehörden als auch vor der globalen Mafia. Sie war am Arsch. In jeder Hinsicht. Auf jeder Ebene.
    Und trotzdem spielte sie jetzt die Mama für ein problematisches Kleinkind mit speziellen Bedürfnissen. Bei Rachel war alles ein Rätsel. Tam tappte einfach weiter blindlings im Dunkeln, verzweifelt darauf hoffend, dass jede winzige Entscheidung, die sie traf, die richtige sein würde.
    Natürlich waren dort draußen all diese rachsüchtigen, gefährlichen Gangster, die sie nur zu gern erledigen wollten. Daddy Novak war die Nummer eins. Georg Luksch belegte knapp den zweiten Platz auf dieser Liste, wenngleich er es auf etwas anderes abgesehen hatte als auf ihr Blut. Bei diesem Gedanken überkam sie eiskalter Ekel.
    Bestürzt hatte sie feststellen müssen, dass er nach dem Novak-Blutbad noch immer am Leben war. Es war an jenem Tag eine unverzeihliche Nachlässigkeit von ihr gewesen, diese bösartige Schlange nicht getötet zu haben, solange sie die Chance hatte. Nachdem er zusammengeflickt worden war, hatte man ihn ins Gefängnis geworfen, aber Tam wusste, wie so etwas lief. Kein Knast der Welt konnte einen Mann mit seinen Kontakten dauerhaft festhalten.
    Es gab noch jede Menge anderer Feinde. Die Liste war lang. Tam könnte jederzeit gejagt, entführt oder getötet werden – oder Schlimmeres. Sie konnte Rachel nicht die Garantie auf ein sicheres Zuhause geben, auch wenn die Vorstellung unfassbar wehtat, sich jetzt, da sie zusammengehörten, von dem Kind abwenden zu müssen.
    Rachel würde glauben, dass man sie erneut im Stich gelassen hatte. Wie wollte man einer hypernervösen, verängstigten Dreijährigen, die sich noch nie auf jemanden hatte verlassen können, klarmachen, dass es zu ihrer eigenen Sicherheit geschah? Das würde nicht funktionieren.
    Trotzdem. Es mussten Vorkehrungen für Rachel getroffen werden. Und zwar bald. Nur für den Fall der Fälle. Tam nahm sich erbittert zusammen und zwang sich, die verschiedenen Optionen durchzuspielen.
    Sie könnte eine der McCloud-Frauen oder Raine bitten, Rachel bei sich aufzunehmen oder zumindest ihr Vormund zu werden, sollte Tam etwas zustoßen. Das waren die einzigen Freundinnen, die sie hatte, und das auch nur, sofern man Freundschaft locker definierte. Und sollte das dennoch nicht zutreffen, so kam es dem Konzept in Tams Augen trotzdem näher als alles, was sie diesbezüglich kannte. Außerdem standen sie alle in ihrer Schuld. Die Frauen waren ausnahmslos durchs Feuer gegangen, nachdem sie sich, jede zu ihrer Zeit, auf der Abschussliste irgendeines Psychopathen wiedergefunden hatten. Wenn auch nicht aufgrund von Arroganz oder schlechten Benehmens, wie in Tamaras Fall.
    Diese Frauen waren keine Dummköpfe. Sie wussten, was auf dem Spiel stand. Und sie hatten auch keine Probleme mit Zärtlichkeit. Es würde hart und anstrengend für sie werden, und ihre Männer würden nicht begeistert sein, aber egal. Kostspielig noch dazu, wegen der Operationen, die Rachel in der Zukunft bevorstanden, aber Tam hatte jede Menge Geld gebunkert. Das Kind würde sein Lebtag keine finanziellen Sorgen haben. Zumindest das war kein Thema. Jede dieser Frauen würde es machen. Keine würde ablehnen. Das wusste Tam instinktiv.
    Und trotzdem war ihr unwohl bei dem Gedanken, sie um einen derart großen Gefallen zu bitten. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, behagte es ihr gar nicht, sich zu häufig mit Freundinnen zu umgeben. Die viele Mühe, der Lärm, der Zeitaufwand. Sie regelmäßig treffen zu müssen. Die Tatsache, dass sie sich aus unerfindlichen Gründen um sie sorgten. Ihre Fragen, ihr Interesse, ihr Lachen, ihr Geschnatter, es trieb Tam in den Wahnsinn. Ihre überbordende Weiblichkeit ging ihr auf die Nerven, so unfair das auch sein mochte. Diese Östrogenüberdosis. Tam hatte ihre Grenzen. Sie war eine Einzelgängerin. Atypisch, asexuell, asozial. Entsetzlich verkorkst, gar keine Frage. Sie machte sich darüber keine Illusionen, und sie entschuldigte sich auch nicht. Sie war, was sie war, und wenn das jemandem nicht passte, sein Pech. Oder ihres.
    Nicht dass die Männer besser abschnitten als ihre

Weitere Kostenlose Bücher