Stunde der Vergeltung (German Edition)
Frauen. Die McCloud-Brüder waren relativ intelligent, sofern man das von einem Mann behaupten konnte, gleichzeitig waren sie alle Alpha-Hunde, bis zum letzten Wuff, und als solche hatten sie alle diese Testosteronglocke um ihr Gehirn. Folglich tendierten sie zu dem typischen selbstgefälligen Machogehabe, für das Tam weder die Zeit noch die Geduld aufbrachte.
Und dennoch waren sie immer präsent und fielen ihr ständig auf die Nerven. Tam wurde sie einfach nicht los. Die McClouds glaubten, sie beschützen zu müssen – verrückter ging es wohl nicht. Für Nick galt dasselbe. Durch die Geschichte mit den Organpiraten war er auf der kurzen Liste von Personen gelandet, die das Recht hatten, ihr unglaublich auf den Keks gehen zu dürfen, ohne dadurch den Tod zu riskieren. Verstümmelung ja, aber nicht den Tod.
Ihre Anstrengungen, Tams Freunde zu sein, waren unbeholfen, aber ehrlich gemeint. Sie fand es charmant – manchmal. Amüsant sogar, wenn sie in Stimmung war. Was wegen ihrer Albträume in letzter Zeit nicht vorgekommen war. Sie ähnelten zu stark den Stress-Flashbacks, die sie in jüngeren Jahren durchlebt hatte. Bevor sie sich in einen menschlichen Eiszapfen verwandelt hatte. Das Roboterbiest, ihr zweites Ich.
Im Moment fühlte sie sich nicht wie ein Eiszapfen. Vor allem nicht bei der Vorstellung, dass Margot, Erin, Liv oder Raine die Mutterrolle für Rachel übernehmen könnten. Eifersüchtiger, rachedurstiger, vollkommen unangemessener Zorn loderte in ihr hoch, wenn sie sich ausmalte, wie eine dieser Frauen großherzig, liebevoll und völlig mühelos Rachel eine bessere Mutter wäre, als sie es je sein könnte. Na, und wenn schon .
Es war nicht die Schuld dieser Frauen. Es gab an ihnen nicht das Geringste auszusetzen. Absolut nicht. Und genau das war das Problem. An ihnen stimmte einfach alles. Der Teufel sollte sie holen. Tam hätte über sich selbst gelacht, weil sie sich so kindisch und verrückt benahm, hätte sie nicht panische Angst davor gehabt, dass das die nächste Tränenflut auslösen könnte. Nur in diesen ungeschützten Momenten, in den Stunden vor dem Morgengrauen, gestand sie sich demütigende Wahrheiten wie diese ein. Sie war ein eifersüchtiges Miststück. Zerfressen vor Neid.
Nicht wegen ihrer Ehemänner, Gott bewahre. Es war wirklich das Letzte, wonach ihr der Sinn stand, sich mit einem idiotischen, überflüssigen, nach Aufmerksamkeit gierenden Kerl herumzuplagen, auch wenn jede dieser Frauen ein relativ nettes Exemplar ergattert hatte – sofern man irgendeinen Mann als nett titulieren konnte. Immerhin war das allein schon ein krasser Widerspruch in sich.
Nein, es lag daran, dass ihre Leben einen Sinn hatten. Sie waren fest in dieser Welt verankert, sie funktionierten, waren glücklich und erfüllt. Dabei strahlten sie eine sexuelle Zufriedenheit aus, die intensiv genug war, um eine Zölibatärin wie Tam fünfzig Meter weit zu katapultieren und auf ihrem knochigen Hintern landen zu lassen.
Zudem blickten sie der Mutterrolle unanständig furchtlos ins Gesicht. Zumindest diejenigen, die darin bereits Erfahrung hatten, aber Tamara bezweifelte nicht, dass es bei den anderen dasselbe sein würde, sobald ihre Zeit gekommen war – Liv und Becca, Nicks Verlobte, die bald seine Frau werden würde. Jede von ihnen besaß dieses weibliche Muttergen, genau wie Margot, Raine und Erin.
Für sie bedeutete Mutterschaft heiteres Knuddeln und spirituelle Erfüllung. In Glückseligkeit zu schwelgen unter den Augen des stolzen Erzeugers. Die erstaunlichen Fortschritte und das überragende Genie des eigenen Kindes zu bestaunen. Raines Geburtstermin war fast fällig, und sie strahlte hell wie ein Vollmond. Erins Sohn war ein Jahr alt und Margots rothaariges kleines Mädchen sieben Monate. Mollige, unkomplizierte Kinder, die sich glucksend und kichernd auf dem Teppich kugelten. Stets im oberen Prozentbereich, was Größe, Gewicht, Attraktivität, Intelligenz und Glück betraf.
Nicht wie Tamaras anstrengende, anhängliche Rachel mit ihren Wutanfällen, den furchtbaren Albträumen und Entwicklungsverzögerungen, den Knochendefekten in Knöcheln und Hüftgelenken, den Augenproblemen, verursacht durch Monate der Gefangenschaft in Kunstlicht, ohne die Möglichkeit, etwas zu fokussieren, das weiter entfernt war als die Wand vor ihrem Gesicht. Die Ärzte schwafelten ständig von einer potenziellen Gehirnschädigung, bedingt durch Missbrauch, Vernachlässigung und Mangelernährung, aber Tam war insgeheim
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