Stunde der Vergeltung (German Edition)
du?«
Vals Miene veränderte sich nicht. »Ich bin hier, weil du mich hier haben willst«, antwortete er. »Auch wenn du dich dafür hasst. Andernfalls hättest du mich niemals in deine Nähe gelassen.«
Diese schlichte Feststellung sagte gleichzeitig zu viel und zu wenig aus. Die Demütigung trieb ihr die Röte ins Gesicht. »Du schmeichelst dir selbst.«
»Nein«, widersprach er. »Das brauche ich nicht.«
»Du denkst, du könntest meine Fantasien auch ohne Zuhilfenahme von Drogen wahr werden lassen? Viel Glück dabei, Kumpel. Ich kenne deine schmutzigen Tricks inzwischen.«
»Im Shibumi ist es mir auch gelungen«, erinnerte er sie. »Du lagst flach auf dem Boden, nachdem du mir gerade ein vergiftetes Messer an die Kehle gehalten hattest. Du hattest Leibwächter vor der Tür postiert, die für dich töten würden. Und ich musste dich noch nicht mal entkleiden.«
Tam rümpfte die Nase. »Hör nur, wie du dich selbst beweihräucherst. Bastard.«
Janos zuckte die Achseln. »Wenn du es sagst.«
Seine lakonische Weigerung, sich provozieren zu lassen, machte sie rasend. Sie musste die Klappe halten. Ihr Stolz verlangte, dass sie den Blick nicht senkte, aber allein diesen Kontakt aufrechtzuerhalten war Herausforderung genug.
Seine dunklen Augen sahen so viel. Sie kam sich nahezu durchsichtig vor.
»Du erträgst es nicht, wie du dich gerade fühlst«, stellte er sanft fest. »Ich könnte dir Vergessen schenken. Wenigstens für eine kleine Weile.«
»Wie denn?«, herrschte sie ihn an. »Hast du irgendeine chemische Keule in deiner Tasche?«
»Du weißt, wie.«
Das Ausmaß seiner Arroganz bewirkte, dass ihr die Kinnlade runterfiel. »Oh! Hier kommt Janos mit seinem Wunderschwanz! Du meinst, du gewährst mir einen Moment gesegneten Vergessens als Belohnung dafür, dass ich dir bei deinem kranken Plan helfe? Ein Gnadenfick? Wie großzügig. Ich bin überwältigt.«
Noch bevor sie fertig war, schüttelte Val bereits den Kopf. »Du weißt, wie sehr ich dich begehre«, sagte er. »Ich könnte es nicht verbergen, selbst wenn ich es wollte.«
»Schwachsinn. Du kannst verbergen und preisgeben, was immer du willst. Versuch nicht, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich kann es übrigens auch. Ich hatte dasselbe Training wie du.«
»Ich werde nicht versuchen, dich zu überzeugen. An der Wahrheit lässt sich nun mal nicht rütteln.«
»Sprich du nicht von Wahrheit«, fauchte sie. »Aus dem Mund eines professionellen Lügners ist das mehr als übel.«
Val neigte den Kopf. »Einverstanden. Wenn du sie nicht hören willst.«
Tamara fühlte sich nervös und töricht, darum riss sie den Blick von ihm los. Doch dann spürte sie plötzlich, wie Janos ihn mittels schierer Willenskraft wieder zu sich zurücklenkte. So etwas war ihr nie zuvor passiert.
»Ich will dich«, sagte er ruhig. »Du willst mich. Warum gestehst du es dir nicht an? Warum kämpfst du dagegen an?«
Ihre Hände flogen nach oben, um ihre Wangen zu bedecken, eine verachtenswert weibische Geste, die sie augenblicklich bereute. »Weil du mich benutzt«, erwiderte sie mit rauer Stimme. »Und es ist peinlich, sich benutzen zu lassen.«
Janos bestritt das nicht. Er schwieg einen langen Moment. »Es tut mir leid«, sagte er dumpf. »Ich wünschte, ich müsste es nicht tun.«
Wunder über Wunder. Zumindest war er in dieser Hinsicht ehrlich.
Trotzdem konnte sie nichts Abfälliges erwidern. Ihre Stimme steckte hinter einer Steinmauer in ihrer Kehle fest. Ihre Lippen zitterten, und ihr Gesicht brannte heiß. Janos kam näher, es geschah so langsam, dass es kaum wahrnehmbar war, trotzdem stand er mit einem Mal direkt hinter ihr. Sie verzehrte sich nach der Wärme, die sein Körper ausstrahlte.
Sie brauchte sie, um die Kälte aus ihren Knochen zu vertreiben. Das eisige Zimmer, das rote Unterkleid. Die Schneeflocken, die auf den Teppich fielen.
Tam artikulierte die Worte vorsichtig. »Du darfst … Rachel … nicht wecken. Verstanden?«
Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen. »Dann bemüh dich, dieses Mal nicht so laut zu sein.«
Janos schlüpfte aus dem Sakko, hängte es an die Tür hinter seinem Rücken und streifte sich das schwarze T-Shirt über den Kopf.
Tamara gestattete sich nicht, nach Luft zu schnappen oder ihn anzugaffen. Der Typ war sowieso schon eingebildet genug. Gott, aber es war schwierig, es nicht zu tun.
Sein Körper war einfach umwerfend. Groß und breit, jeder Muskel sehnig und konturiert. Und das vom harten alltäglichen
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