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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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er seine kalte Distanziertheit kultiviert hatte, überhaupt wieder etwas zu fühlen, aber hier war er nun und zappelte herum. Er schämte sich wegen dem, was aus ihm geworden war, und war zugleich zornig, weil er so fühlte. Er machte sich auf das Urteil gefasst.
    Val spürte, dass der alte Mann stillschweigend darauf wartete, dass er mit ihm sprach, aber er war es nicht mehr gewöhnt, sich erklären zu müssen. Es war Jahre her. Er hatte die Gabe verloren, die Wahrheit zu sagen, selbst gegenüber einem Menschen, der das Recht hatte, sie zu hören.
    Kein Wunder. Sein Handwerkszeug während seines gesamten Erwachsenenlebens waren vorwiegend Lügen gewesen.
    »Du bist geistesabwesend«, stellte Imre fest. »Aufgewühlt.«
    Val zuckte die Achseln. »Ich mache mir Sorgen um dich.«
    »Mir geht es gut«, entgegnete Imre mit fester Stimme. »Sie haben mich in der Klinik vielen Tests unterzogen. Es sind nur Blutergüsse und Prellungen. Nichts Ernstes. Du hast überreagiert, Vajda.«
    Val sah ihn einfach nur an. Nachdem er tagelang Ärzte nach Details über Imres gebrochene Rippen und innere Blutungen gelöchert hatte, war er nicht in der Stimmung, sich mit Unsinn abspeisen zu lassen. »Nenn mich nicht so«, sagte er. »Es ist gefährlich.«
    »Ja, das ist es. Du solltest nicht mehr hierher zurückkommen«, schalt Imre ihn. »Diese Stadt ist zu riskant für dich. Ich bin zu riskant für dich. Du musst dich von der Vergangenheit abwenden.«
    »Mich von dir abwenden?«, fragte Val. »Nach dem, was gerade passiert ist?«
    Der alte Mann sah ihn von seinem Stuhl aus an, seine Miene war unergründlich. Die scheußlichen Blutergüsse wurden von dunklen Schatten überlagert. »Wenn nötig«, bestätigte er ruhig.
    Die Wut überfiel Val wie ein Magenkrampf. Also machte sich der alte Mistkerl so wenig aus ihm. Er war augenblicklich schockiert über sich selbst, dass er sich verletzt fühlte wie ein verwöhntes Kind. So viel zum Thema coole Ablösung.
    Das Telefon klingelte. Imre starrte es verwundert an. Ein zweites Läuten, ein drittes, ein viertes.
    »Wer könnte mich um diese Uhrzeit anrufen?«, murmelte er. Er griff zum Hörer. »Ja?« Imre lauschte. Seine scharfen Augen schimmerten im Halbdunkel, als er Val anschaute. »Es tut mir leid, aber es gibt hier keinen Valery Janos. Sie müssen sich verwählt haben.«
    Bei Val läuteten sämtliche Alarmglocken, während Imre zuhörte, was der Anrufer sagte. »Vielleicht haben Sie die Person, die Sie das Gebäude betreten sahen, verwechselt«, beharrte er starrsinnig. »Er ist nicht hier.«
    Diese Scharade führte zu nichts. Val wand Imre den Hörer aus den knotigen Fingern. »Wer spricht da?«
    »Was zur Hölle haben Sie in Budapest verloren, Janos?«
    Die raspelnde Stimme bewirkte, dass sich Vals Nackenhaare aufstellten. Kacke. Hegel wieder einmal. Er war aufgeflogen. »Wie haben Sie mich hier gefunden?«, fragte er.
    »Fangen Sie erst gar nicht damit an, Arschloch. Sie hatten einen Job zu erledigen. Sie sind einfach weggelaufen«, sagte Hegel kurz angebunden. »Der Wagen wartet vor der Eingangstür. Kommen Sie auf der Stelle runter. Ich muss mit Ihnen sprechen. Unverzüglich.«
    »Ich habe andere Pläne für heute Abend … «
    »Sie halten jetzt den Rand und setzen sich in Bewegung.« Damit hängte Hegel ein.
    Val legte den Hörer zurück auf die Gabel. Hegel hätte viel leichter die Standleitung auf Vals Satellitentelefon anrufen können. Dass er ihn über Imres Telefon kontaktiert hatte, war eine Botschaft. Und zwar keine erfreuliche.
    Imre war eine gefährliche Schwachstelle. Val war sich dessen seit seiner Kindheit bewusst. Er hatte alles darangesetzt, die Existenz des Mannes vor jenen geheim zu halten, die ein Interesse daran haben könnten, ihn unter Druck zu setzen.
    »Alles« war offensichtlich nicht genug gewesen.
    »Nun«, begann Imre bedächtig. »Dann arbeitest du noch immer für PSS?«
    »Gelegentlich«, wiegelte Val ab. »Ich habe schon seit fast einem Jahr keinen Auftrag mehr angenommen. Es gab Unstimmigkeiten wegen meines letzten Jobs. Ich dachte, sie wären mit mir fertig. Dann haben Sie mich wegen eines letzten Auftrags angerufen. Ich habe ihn abgebrochen, um herzukommen, als ich hörte, was dir passiert war. Sie sind nicht gerade erfreut.«
    »Offensichtlich nicht.« Imres Ton war uncharakteristisch hart.« Also wurdest du bei Fuß gerufen, Vajda? Wie ein gehorsamer Hund?«
    Val schluckte seine Wut mit sichtlicher Mühe herunter. Er zwang sich, die drei Schritte

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