Stunde der Vergeltung (German Edition)
flehentlich die Hand aus. »Boss. Ich weiß es nicht! Ich schwöre! Sie weihen mich in diese Dinge nicht ein! Ich bin sicher, dass Georg Sie nicht absichtlich täuschen wollte. Vielleicht ist das alles ein Missverständnis. Die Situation ist kompliziert. Die Frau ist … «
Wums . Jakab gab ein ersticktes Keuchen von sich. Der Dolch hatte seine Hand an den Tisch genagelt. Der Kiefer des Mannes erschlaffte. Blut sammelte sich unter seiner Handfläche.
»Kompliziert, sagst du?« Novaks Stimme war noch sanfter geworden. »Ich finde, sie ist recht simpel, Jakab. Nichts eignet sich besser, die Dinge zu vereinfachen, als ein Messer im Handrücken.«
Jakab hatte begonnen, unkontrolliert zu zittern. »Aber … aber ich kann nicht … ich weiß nicht … «
»Wo?« Novak legte die Hand auf das juwelenbesetzte Endstück. »Wo ist sie? Oder soll ich ihn drehen?«
Jakab ächzte und verschluckte sich dabei. Novak riss die Klinge heraus. Ein schriller Schmerzensschrei entrang sich Jakabs Kehle. »Sag es mir, du nutzloses Stück Scheiße!«, knirschte der alte Mann. »Was hat Vajda herausgefunden? Wo ist die Schlampe? Sag es mir! Jetzt!«
Aber Jakab konnte nicht mehr antworten. Mit ihm stimmte etwas ganz und gar nicht, etwas, das schlimmer war als eine minderschwere Stichwunde. Er hatte Schaum vor dem Mund. Mit entsetztem Blick und aus beiden Nasenlöchern blutend, stürzte er nach vorn und knallte mit dem Gesicht auf die Tischplatte.
Sein Zucken ließ nach und hörte schließlich ganz auf, während die anderen Männer schweigend zusahen.
Novak blinzelte, dann betrachtete er den Dolch in seiner Hand mit neuem Interesse. »Gift«, stellte er fest. »Faszinierend.«
Innerlich seufzend, musterte András den Leichnam, den er nun würde entsorgen müssen.
»Schaff diesen Müll hier raus, András«, wies Novak ihn an. »Trenn ein paar identifizierbare Teile ab und schick sie diesem verlogenen Drecksack, damit wir alle wissen, wo wir stehen. Anschließend bring Vajda zu mir. Er hätte sich von Anfang an nicht mit Georg einlassen dürfen. Wir werden ihn daran erinnern, wem seine wahre Loyalität gelten sollte.«
»Ich werde mich darum kümmern, sobald Daroczy aus dem Krankenhaus entlassen wurde«, erwiderte András mit grimmiger Geduld.
Aber Novak hörte ihm schon nicht mehr zu. Mit funkelnden Augen drehte er den Dolch in seiner Hand. »Er wird sie zu mir bringen. Und ich werde diese Klinge benutzen«, sinnierte er verträumt. »Exakt dieses Messer – aber natürlich wird das Gift zuvor entfernt, damit es langsam vonstatten geht. Sie wird im Spiegel zusehen, und ihre Augen spare ich mir bis zuletzt auf.«
Verbissen zustoßend, rammelte Georg die Prostituierte, die sich unter ihm wand. Sie war zu laut. Dadurch zerstörte sie seine Fantasie.
Das ärgerte ihn. Als er die Fotos von ihr gesehen hatte, war er überzeugt gewesen, dass sie sich perfekt eignen würde. Der erste Eindruck war verblüffend: das lange rote Haar, der perfekte Körper. Sie hatte ihr Gesicht umfangreichen Schönheitsoperationen unterzogen, um eine größtmögliche Ähnlichkeit mit Tamara Steele zu erreichen. Die Chirurgen hatten gute Arbeit geleistet.
Das Problem war ihre Stimme. Er erinnerte sich nur allzu gut an Tamaras rauchige Altstimme. Ihn überkam ein unbändiges Verlangen, wenn er daran dachte.
Die vorgespielten wimmernden Lustschreie dieser Frau waren schrill, grell, absurd. Sie ruinierten den Effekt.
Es war enttäuschend. Öde und ermüdend noch dazu, aber aufzuhören stand nicht zur Debatte, da drei seiner Männer das Bett umringten und ihnen zusahen, wie es Georgs Gepflogenheit war. Er konnte mittlerweile keinen Sex mehr haben ohne Publikum. Zum Glück mangelte es ihm nicht an willigen Zuschauern.
Er versuchte, die Ohren zu verschließen und sich vorzustellen, wie Novak ihn mit wilden, irren Augen beobachtete, während er es mit Tamara trieb. Ihm trat der Schweiß auf die Stirn. Das waren die erotisch intensivsten Momente gewesen, die er je erlebt hatte.
Der Gedanke ließ etwas in ihm detonieren. Er bäumte sich auf, zuckte, kam.
Ein paar Sekunden blieb er keuchend auf dem feuchten Körper der Frau liegen. Er konnte das schwere Atmen der Männer, die sie beobachteten, hören. Das Parfüm der Frau drang ihm unangenehm intensiv in die Nase.
Er wälzte sich von ihr herunter, knöpfte seine Hose zu, schloss den Gürtel. Die Frau stützte sich auf die Ellbogen. Obwohl er sie keines Blickes würdigte, sah er aus dem Augenwinkel ihre
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