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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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versuchte, ihm das nicht krumm zu nehmen. Manchmal fiel es ihr schwer.
    Tam musterte Erin abschätzend, als sie sich den pummeligen Jungen auf die Hüfte hievte. Sie verlor endlich ihre überschüssigen Schwangerschaftspfunde, auch wenn sie noch immer sehr weich und kurvig war. Tam hatte den Verdacht, dass Connor seine Frau genau so haben wollte. Nun, jedem das Seine.
    »Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?« Es war ihr unmöglich, die zickige Schärfe in ihrer Stimme abzuschwächen, also versuchte sie es erst gar nicht.
    Erin ignorierte sie komplett und lächelte stattdessen Rachel an. »Wie geht es unserem hübschen kleinen Mäuschen denn heute?«, gurrte sie. Sie beugte sich vor und drückte ihr einen Kuss auf den zerzausten schwarz gelockten Hinterkopf. Rachel klammerte sich fester an Tamara, grub die Fingernägel in ihre Haut wie ein Kätzchen die Krallen und verbarg das Gesicht an ihrem Hals.
    Ein Fortschritt. Noch vor vier Monaten hätte dieser flüchtige Kuss bei Rachel einen panischen Schreikrampf ausgelöst. Sie wurde lockerer. Ihr kleiner Körper war angespannt, aber er zitterte kaum. Als Tam den Alarm wieder einschaltete, hob Rachel sogar die großen dunklen Augen, um einen Blick auf das Baby an Erins Hüfte zu erhaschen. Der kleine Kevin erwiderte die Höflichkeit mit ernster, wunderlich erwachsener Neugier.
    »Du bist ja gar nicht mehr so dünn.« Erins Stimme war voll des mütterlichen Lobes. »Das ist super. Du siehst schon viel besser aus.«
    Tam schluckte eine schneidende Erwiderung runter. Ihr Appetit war so mies wie eh und je, aber Rachel hatte dieses nervige neue Ritual bei den Mahlzeiten eingeführt, das sie »Ein Häppchen für dich eins für mich« nannte und ohne das sie keinen Bissen aß. Mit dem Resultat, dass zwangsläufig eine gewisse Menge an Schmetterlingsnudeln, Bananenscheiben, Fischstäbchen, Grießbrei, Joghurt und Truthahnfrikadellen sein Fett und seine Kalorien in Tams Stoffwechsel schleuste.
    Aber vermutlich war das nicht weiter schlimm. Sie hatte zuvor eher hager gewirkt, was ihr jedoch nicht viel ausgemacht hatte. Rachel jedenfalls interessierte es kein bisschen, wie ihre neue Mutter aussah. Ihre Schönheit war für Tam einfach eine weitere Waffe in ihrem Arsenal gewesen, doch sie hatte nicht vor, sie noch einmal einzusetzen. Ihr einziger Nutzen bestand darin, Männer anzulocken oder zu manipulieren, und diese Notwendigkeit hatte sie gewaltsam aus ihrem Leben verbannt. Seit dem letzten Rachefeldzug gegen Kurt Novak und Georg Luksch hatte sie dieses lästige verschwitzte Umherwälzen so satt. Sie musste gegen eine Welle der Übelkeit ankämpfen, wenn sie nur daran dachte.
    Rachel erlaubte ihr, sie in der Küche abzusetzen, wo Rosalia gerade Kaffeetassen und einen Teller mit Keksen auf den Tisch stellte. Kekse, um Himmels willen. Tams Zuhause hatte sich unversehens in ein behagliches weiches Nest verwandelt. Das hatte man davon, wenn man fremden Leuten Zutritt gewährte. Tam beobachtete mit einem Gefühl, das entsetzter Faszination sehr nahe kam, wie Erin sich über das ungesunde Gebäck hermachte. Alle Achtung, die Frau konnte was verdrücken – ohne an ihre Cellulite zu denken, ohne Scham, ohne Furcht. Es war atemberaubend.
    »Hör auf, mich so anzusehen«, sagte Erin und nahm sich den nächsten Keks. »Ich komme mir vor wie ein entführter Außerirdischer, dessen Essgewohnheiten von Wissenschaftlern untersucht werden. Wenn du gegen köstliche selbst gebackene Kekse etwas einzuwenden hast, warum servierst du sie dann?«
    »Das habe ich nicht.« Tam warf einen vielsagenden Blick zu Rosalia. »Sie ist schuld. Kannst du dir etwa vorstellen, wie ich Plätzchen backe? Ich backe keine Plätzchen. Ich rede noch nicht mal mit ihnen.«
    »Du hast recht. Ich kann mir zwar vorstellen, wie du ein tödliches Gift zusammenköchelst, um Haarnadeln damit zu präparieren, aber Plätzchen backen? Nein.« Ohne mit der Wimper zu zucken, goss Erin eine Arterien verstopfende Menge Sahne in ihren Kaffee.
    Tamara verzog das Gesicht. »Herrgott, Erin. Sei vorsichtig mit dem Zeug.«
    »Mach dir um mich keine Gedanken«, beruhigte Erin sie. »Das Stillen macht einen furchtlos. Die Kekse sind fabelhaft, Rosalia. Kann ich das Rezept bekommen?«
    Rosalia nickte mit einem dankbaren Lächeln, dann brachte sie die beiden Kinder ins Nebenzimmer. Augenblicklich vermisste Tam den Lärm und die Ablenkung. Die plötzliche Stille und Erins scharfe bernsteinfarbene Augen machten sie nervös. Nach einer

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