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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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bekannten Trick angewandt, um potenzielle Verfolger abzuschütteln, und sich immer wieder vergewissert, dass niemand hinter ihm her war. Bis an die Grenze einer ausgewachsenen Paranoia.
    Val starrte in den Spiegel und versuchte, eine Matrix aufzubauen, aber er war zu erschöpft. Er sah ausgezehrt aus, Bartstoppeln beschatteten sein fahles Gesicht. Er hatte das letzte Mal vor seiner Reise nach Budapest richtig geschlafen. Man sah es ihm an.
    Es war heiß im Zimmer. Steele hatte die Heizung voll aufgedreht, um das Kind aufzuwärmen. Ihm brach unter seinem Mantel der Schweiß aus. Kümmere dich nicht um deinen Ständer. Es war ja nicht so, als hätte die Frau nie zuvor einen gesehen.
    Er musste seine Wunde versorgen. Die Kugel hatte den Stoff seines Mantels durchschlagen und eine blutige Furche in das Fleisch an seinem Oberarm gefräst. Sie brannte, aber er hatte schon weit Schlimmeres erlebt.
    Val schälte sich aus dem Mantel und dem blutigen Hemd. Er zischte durch zusammengebissene Zähne, als er seine Schulter mit Seife und heißem Wasser reinigte. Das Becken war mit rosaroten Flecken gesprenkelt, obwohl die Wunde inzwischen kaum noch blutete.
    Er ging nach draußen und holte den Verbandskasten aus seiner Tasche. Steele und das Kind schliefen beide, zumindest hatte es den Anschein. Sie hatten die Ruhe nötig.
    Val verband seinen Arm, dann sank er wieder auf den Stuhl, verzichtete wegen der Hitze jedoch darauf, sich ein frisches Hemd anzuziehen. Mit der Pistole in der Hand, die auf seinem Oberschenkel lag, sah er ihnen beim Schlafen zu.
    Steele bewegte sich rastlos. Einmal murmelte sie etwas in einer Sprache, die er nicht zuordnen konnte. Dem Ton nach klang es wie ein Flehen. Val hatte nicht die Absicht, einzudösen, aber die Rollos waren runtergelassen, und die Hitze machte ihn schläfrig. Sein Arm pochte dumpf.
    Winzige Hände auf seinen Knien rissen ihn aus dem Schlaf. Mit großen Augen wollte das kleine Mädchen gerade nach dem Lauf seiner Glock greifen.
    Cazzo! Val riss die Waffe nach oben, um sie aus Rachels Reichweite zu bringen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt: einen weiteren brutalen Schreck, der sein nervöses System erschütterte.
    »Gott, nein«, flüsterte er. »Fass das nicht an, piccola . Gefährlich.«
    Rachel, die das Ganze natürlich für ein Spiel hielt, hangelte freudig glucksend weiter danach. Ihr Nickerchen hatte sie offensichtlich wiederhergestellt. Sie sah erholt aus.
    Ihr Gelächter weckte Steele. Mit einem Ruck setzte sie sich auf, dann erfasste sie die Situation in Sekundenschnelle, sprang aus dem Bett und packte das Kind um die Taille. »Rachel, Himmel noch mal! Du darfst so etwas niemals, niemals anfassen, Süße. Hörst du? Gott, Janos, was zur Hölle hast du dir dabei gedacht, dieses Ding hier herumliegen zu lassen?«
    »Es lag nicht herum«, verteidigte er sich grimmig. »Es war in meiner Hand.«
    »Halte es verdammt noch mal von ihr fern«, zischte sie.
    Verwirrt und verängstigt begann Rachel zu weinen. Mit resignierter Miene drückte Tam sie fest an sich. »Ich schätze, das bedeutet, dass sie nicht unter Schock steht.«
    Eine schrille, stressige halbe Stunde verging, ehe das Kind wieder glücklich war, abgelenkt von einem Sammelsurium winziger Spielzeuge, wahlloser bunter Gegenstände und Bücher, die Steele aus ihrer schwarzen Tasche zauberte. Val zog sich währenddessen ein sauberes Hemd über und schnallte sein Schulterholster um. Von nun an würde er die Waffe immer sicher an seinem Körper tragen.
    Bald darauf entschied das Mädchen, dass Janos interessanter war als die Spielsachen. Mit zwei kleinen Puppen in den Händen tapste sie zu ihm und bot ihm eine an.
    Val nahm sie. Und jetzt? Sollte er mit ihr spielen? Bewundernde Kommentare abgeben? Er hatte nie Umgang mit Kindern gehabt, außer mit Giuliettas Baby in seiner frühen Jugend, und die Sache hatte ein entsetzliches Ende genommen. Gelegentlich plagten ihn deswegen heute noch Albträume.
    Rachel löste sein Dilemma, indem sie ihre eigene Puppe hochhielt und sie mit der Brust gegen die in Vals Hand drückte. Sie arrangierte ihre steifen Plastikarme, bis sie Vals Puppe umschlossen.
    »Umarm mich«, erklärte sie feierlich.
    Ein heißes Gefühl durchströmte seine Brust und verursachte eine unbehagliche Enge. Val atmete das eigenartige Gefühl weg, dann richtete er die Arme seiner Puppe so aus, dass sie die Umarmung erwiderte, so gut es eben ging mit ihrer Behinderung durch das unnachgiebige Plastik und die steifen,

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