Stunde der Vergeltung (German Edition)
anzuziehen.«
»Dann bestell etwas online und lass es liefern.«
Tam schüttelte den Kopf. »Hör mir zu, Val Janos, oder wer auch immer du in Wirklichkeit bist. Du hast mir noch nicht mal verraten, was hier eigentlich läuft. Solange du nicht zu meiner vollständigen Zufriedenheit erklärst … «
»Das kann ich nicht.« Er warf einen bedeutungsvollen Blick zu Rachel.
Rachels Puppe umarmte seine Puppe ein weiteres Mal. Sie legte den Kopf schräg und blinzelte mit einem koketten Lächeln zu ihm hoch.
»Mäuschen, es ist Zeit, dass du ein Bad nimmst«, sagte Steele abrupt. »Ich lasse das Wasser für dich ein.« Sie schaute ihn aus schmalen Augen an. »Und du wirst reden. Leise, vor der Badezimmertür, während sie badet.«
Nach ein paar Minuten Vorbereitungszeit planschte Rachel selig im seichten Wasser, umringt von einer Horde schwimmender Gummispielzeuge, die die schwarze Wundertasche ausgespuckt hatte. Steele setzte sich in den Durchgang, wo sie das Kind im Auge behalten konnte, und bedeutete Val, sich ihr gegenüber auf den Boden zu hocken.
»Sprich«, befahl sie. »Wer sind diese Kerle?«
»Da ich nicht die Chance bekam, sie zu verhören, kann ich das nicht mit Sicherheit sagen. Aber ich tippe darauf, dass sie ein Einsatztrupp hier aus der Gegend waren, der von PSS auf dich angesetzt wurde.«
» PSS ?« Tam guckte perplex drein. »Arbeitest du nicht für PSS ?«
»Bis vor Kurzem, ja. Aber es gab eine Unstimmigkeit zwischen mir und der Organisation. Ich vermute, dass mein Boss mir anschließend nicht mehr zutraute, die Mission zum Abschluss zu bringen, und deshalb ein anderes Team mobilisierte. Nach dem, was heute Morgen passiert ist, werden sie mich als Abtrünnigen einstufen.«
»Eine Unstimmigkeit?«, echote sie. »Wegen was?«
»Wegen dir«, sagte er tonlos. »Mein Boss verlangte, dass ich Rachel entführe, um dich damit unter Druck zu setzen.«
Tams Gesicht war eine bleiche, undurchdringliche Maske. »Und, warum hast du nicht?«
Ihm fielen verschiedene Antworten ein. Gefährliche, unpassende Antworten. Aber er war noch nicht bereit, sie auszusprechen. Und Steele war definitiv noch nicht bereit, sie zu hören.
»Ich mag es nicht, Kindern wehzutun«, erklärte er schließlich. »Das war bei meiner Arbeit oft ein Problem für mich. Als das Thema ein weiteres Mal aktuell wurde, sagte ich: Genug, vaffanculo a tutti . Der Auftrag hat mir sowieso nicht zugesagt. Eine Frau zu zwingen, sich mit einem verkommenen Schwein wie Luksch einzulassen, indem man ihr Kind bedroht, che schifo . Das ist widerwärtig.« Val zuckte die Schultern. »Mein Boss meinte, dass sich ein Mann in meiner Position keine derartigen Skrupel leisten könne. Er hat recht, darum beschloss ich, meine Position zu verändern.«
»Hm.« Tam inspizierte ihre Fingernägel. »Nur damit ich das richtig verstehe: Du bist mir also aus reinem heroischen Edelmut gefolgt und hast mir und Rachel in dem Shuttlebus geholfen?«
»Ähm … « Er war um Worte verlegen.
»Ich nehme an, dies ist der Teil der Geschichte, wo ich mich tief beeindruckt von deiner Ehrenhaftigkeit zeigen und wie Schokolade dahinschmelzen sollte?«
Im Geist machte er drei Schritte zurück und wartete, bis sein Ärger über ihren Sarkasmus verebbte. »Es ist keine Geschichte«, stellte er klar. »Es ist die Wahrheit.«
»Hm.« Tam betrachtete ihre Tochter, die summend in der Badewanne planschte. »Also haben sie sämtliche Informationen, die du in ihrem Auftrag über mich gesammelt hast, genommen und sie diesem zweiten Team gegeben, um mich zu finden?«
»Nein«, sagte er. »Das ist der Aspekt, der mich beunruhigt. Sie wussten, wo dein Haus ist, weil ich es nicht vor dem Satelliten verbergen konnte. Aber ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, wie sie dich heute Morgen am Flughafen aufgespürt haben. Ich habe Ihnen die Frequenzen der Peilsender, mit denen ich dich verwanzt hatte, nie gegeben.«
Tam wirkte nachdenklich. »Sie haben mich gefunden, aber du weißt nicht, wie. Hm. Ich wittere eine ausgeklügelte Version von guter Bulle/böser Bulle.«
Janos knirschte mit den Zähnen. »In der Regel bringt der gute Bulle bei diesem Spiel die bösen Bullen nicht um.«
»Das hängt vom Einsatz ab«, konterte sie. »Von der Härte, mit der das Spiel ausgetragen wird, von der Rücksichtslosigkeit der Spieler, von der Höhe des Gewinns. Die psychologische Wirkung wäre enorm, wenn Mord zu den Regeln gehören würde.«
Val starrte sie an. »Das habe ich nicht getan.«
Sie wandte
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