Stunde der Vergeltung (German Edition)
wirkenden K.-o.-Mittel gefüllt war. Sie nahm die Halskette heraus, das pièce de resistance .
Düster und traurig starrten ihre Augen sie aus dem Spiegel an. Sie musste jetzt skrupellos sein. Schnell und entschlossen handeln, ohne zu zaudern. Sie musste verdammt noch mal aufhören, herumzutrödeln und Zeit zu schinden.
»Rachel, Schätzchen?«, rief sie. »Komm zu mir ins Bad. Wir müssen dich noch ein letztes Mal aufs Töpfchen setzen.« Bildhübsch in ihrem neuen roten Samtkleid mit schwarzen Rüschen lugte Rachel um die Tür. Sie sah aus wie eine dreijährige Flamencotänzerin.
»Muss nicht Pipi«, verkündete sie finster.
Tam schob den neuen Tigger-Sitz auf die Toilette, zog Rachels Strumpfhose nach unten und schwang sie darauf. »Konzentrier dich einfach«, befahl sie. »Ich will dieses plätschernde Geräusch hören, okay?«
Als Rachel schließlich kooperierte, holte Tam tief Luft, dann streckte sie die Brüste vor und stolzierte nach nebenan.
Janos sah auf. Die Rechnung flatterte vergessen auf seinen Schoß. Sie warf sich in Pose und ließ sich bewundern. Dann drehte sie sich ganz langsam im Kreis, um sich ihm von allen Seiten zu präsentieren.
Als er aufstand, ging sie auf ihn zu, bis sie nahe genug war, dass er all die unerhört teuren parfümierten Körper- und Gesichtscremes riechen konnte, die sie auf seine Kosten geordert hatte.
»Danke für das Kleid«, sagte sie mit weicher Stimme. »Ich liebe es.«
»Die Investition hat sich wirklich gelohnt«, pflichtete er ihr bei.
Tam senkte züchtig die Wimpern. »Wie reizend. Eine wirklich großzügige Bemerkung.« Sie hielt die Schließen der schweren Goldkette mit dem großen, wie ein Vorhängeschloss gearbeiteten und mit Mondsteinen besetzten Anhänger hoch. »Könntest du sie mir bitte umlegen?«
Val nahm sie mit den Fingerspitzen, beugte sich über Tamars Kopf, atmete ihren Duft ein. Er lehnte sich noch näher, bis sie seinen warmen Atem spüren konnte. Er roch gut. Auch sein Atem roch gut. Er war so sexy und verströmte noch immer diesen diffusen Duft von Patschuli, Schweiß und Mann.
Tam biss die Zähne zusammen. Sie fasste mit einer Hand an den Anhänger und ließ die Finger der anderen zum dritten Glied der Kette gleiten. Sie fand die erhabene Gruppe von Mondsteinen, drückte den Anhänger gegen Vals Schulter – und löste den Knopf aus.
Janos bäumte sich auf, zitterte und stöhnte unterdrückt während der gesamten Dauer des nervenaufreibenden Stromstoßes, den Tam ihm verpasste. Sie ließ ihn lange leiden, allerdings nicht aus Gemeinheit, sondern weil sie dringend einen zusätzlichen Vorsprung brauchte, um Rachel und ihren kompletten Kram in ein Taxi zu verfrachten, bevor Val fähig wäre, ihnen zu folgen.
Er torkelte rückwärts zum Bett. Mit einem wuchtigen Aufprall schlug sein großer Körper auf. Sekunden später tauchte Rachel in der Tür auf, die Strumpfhose wie eine weiche Fessel um ihre wackeligen Knöchel verheddert.
Kummervolle Verwirrung stand in ihrem Gesicht. »Val krank?«, fragte sie besorgt. »Braucht Medizin?«
Also war er für Rachel bereits Val? Tam biss die Zähne zusammen und legte die Elektroschock-Halskette zurück in ihren Schmuckkoffer. »Er hält nur ein Nickerchen, Süße.«
Stöhnend versuchte er zu sprechen. Verdammt. Ihr Sicherheitsspielraum war mehr als begrenzt. Er war ein zäher Hund. Tam stieß eine leise Verwünschung aus, dann zog sie flink Rachels Schlüpfer und Strumpfhose hoch, bevor sie das Mädchen in seine nagelneue rote Winterjacke steckte, die ebenfalls Janos bezahlt hatte. Es folgte ein hektisches Einsammeln von Einkaufstüten und verstreuten Spielsachen, während Tam Rachel mit zusammenhanglosen Erklärungen beschwichtigte.
Dann waren sie auf und davon. Tam hielt ihre strampelnde Tochter in dem einen Arm, während sie mit der anderen Hand den neuen Kinderwagen schob, der schwer mit Gepäck, ihrer Handtasche, dem neuen Toilettensitz und einem Sammelsurium an Einkaufstüten beladen war.
Es begann, als sie endlich im Taxi saßen. Dicke, heiße Tränen bahnten sich schnurstracks ihren Weg durch das Make-up unter ihren Augen. Der Teufel sollte Janos holen, weil sie sich nun auch noch schuldig fühlte. Sie tupfte, schniefte, fluchte. Versuchte wieder, ihr Handeln zu rechtfertigen.
Sie konnte ihm nicht geben, was er wollte, durfte ihm nicht eine Nanosekunde lang vertrauen. Wenn das, was er behauptete, die Wahrheit war, dann steckten seine Eier in einem Schraubstock, und das machte ihn zu
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