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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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rotem Kleid, Strumpfhose, Schuhen, Mantel und einem purpurnen Haarband in ihren dunklen Locken vor dem Hintergrund der gedämpften Grau- und Brauntöne des winterlichen Waldes leuchtete wie eine Stechpalmenbeere. Lautstark jammernd zappelte das Kind auf Steeles Hüfte, als sie auf das Hotel zuging. Val stellte sich Tams Altstimme vor, mit der sie das Mädchen beschwichtigte und ihm gut zuredete.
    Während er sich unauffällig einer anderen Gruppe von Gästen anschloss, die auf das Gebäude zustrebte, behielt er Tamara immer im Blick, dabei gestattete er sich jedoch nicht, sie anzustarren oder auch nur an sie zu denken. Lebewesen, die es gewöhnt waren, gejagt zu werden, witterten einen Räuber instinktiv. Val behielt sie in seinem peripheren Sichtfeld und erzeugte ein weißes Rauschen in seinem Kopf, während er beobachtete, wie die Matrix kreiste.
    Der graue Mann. Die klassische Technik eines Geheimagenten, mit der er vermittelte: Ich bin nicht hier. Du siehst mich nicht. Ich spiele keine Rolle . Val beherrschte sie gut. Allerdings konnte man den Bogen auch überspannen. Wer wie Steele in derlei Dingen geübt war, könnte sein stummes Mantra trotzdem hören, wenn er es sich – auch nur in seinem Kopf – zu laut vorbetete.
    Steele und das Kind verschwanden im Gebäude. Val, der graue Mann, mischte sich unter die Menschenmenge neben dem Eingang und wartete. Ein flüchtiger Blick ins Innere zeigte ihm, dass Steele mit dem Kind auf dem Schoß im hinteren Bereich nahe bei der Wand auf einem Stuhl saß. Das überraschte ihn nicht. Er hatte genügend Therapiesitzungen mit dem Psychologen belauscht, um über Rachels Angst vor Fremden, speziell vor Männern, bestens Bescheid zu wissen. Steele schuf eine Sicherheitszone um sie, um gesellschaftliche Kontakte im Vorfeld der Trauung einzuschränken und einen potenziellen Fluchtweg zu haben für den Fall, dass Rachel ausrastete.
    Val erspähte den blonden Mann, der im Shibumi als Steeles Leibwächter fungiert hatte, im vorderen Teil des Saals. Davy McCloud schaukelte eine Tragetasche mit einem pausbäckigen, zappelnden, rot gelockten Kleinkind und wirkte leicht gestresst. Val sah sich nach dem anderen Bodyguard, Nick Ward, um, entdeckte ihn jedoch erst, als sich mehrere Männer in Smokings am Anfang des Mittelgangs zu einem Halbkreis formierten.
    Einer davon war Nick. Seine zentrale Position sowie die Nervosität, mit der er an seiner Fliege herumspielte, als wäre sie ihm zu eng, wies darauf hin, dass er der Bräutigam sein musste. Demnach war seine Aufmerksamkeit auf das andere Ende des Saals fixiert, wo seine Braut auftauchen würde.
    Grauer Mann, grauer Mann . Val glitt tiefer in die Schatten hinter der Tür, dabei verwünschte er – und das nicht zum ersten Mal – seine Körperlänge. Er entdeckte einen Stuhl, schnappte ihn sich, setzte sich darauf und verschwand somit aus Nicks Sichtfeld. Dann endlich kam sie: die Braut. Unter den Gästen erhob sich ein bewunderndes Gemurmel. Köpfe wandten sich um. Val erhaschte einen Blick auf die Frau, als sie durch das Vestibül schritt. Sie war hübsch, mit einer dichten dunklen Lockenmähne, die ihr bis zu den Schultern reichte, und großen grünen Augen, verschleiert vor Liebe und Aufregung. Ihr spitzenbesetztes Kleid betonte ihre bemerkenswerte Figur. Ihr folgten zwei dunkelhaarige, sehr reizende Mädchen in rostfarbener Seide, das eine dem Aussehen nach die kleinere Schwester der Braut. Das andere Mädchen war noch jünger, höchstens vierzehn, schlank und ätherisch. Das Streichquartett begann zu spielen, und alle erhoben sich. Val seufzte vor Erleichterung, als die allgemeine Aufmerksamkeit sich auf den Einzug dieser weiblichen Schönheiten konzentrierte und von ihm weggelenkt wurde.
    Dann warnte ihn ein Surren in seinem Hinterkopf, dass ihn jemand anstarrte. Val musste sich zweimal umsehen, ehe er den Beobachter identifizierte.
    Es war Rachel. Sie hatte die Arme um Steeles Hals geschlungen und das Gesicht in deren schimmerndem Schultertuch vergraben. Nur ihre Augen waren unter den dunklen Wuschellocken und der schlaffen purpurnen Haarschleife zu erkennen. Riesige dunkle Eulenaugen, die ihn unverwandt fixierten.
    Sie hob das Gesicht. Ihr Blick war ernst und weise.
    Er winkte ihr zu. Rachel tauchte sofort wieder in dem Tuch ab, doch Sekunden später linste sie erneut daraus hervor. Dieses Mal wagte er ein Lächeln. Die Reaktion war dieselbe, doch als sie dieses Mal aus dem Tuch spitzte, funkelten ihre Augen. Sie lächelte ihn

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