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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Der Typ will wieder gutmachen. Mit Prickelsprit, meint er,
ist es getan.
    „Was soll das?“, sagte Lorder. „Kann
ich das als Einlassung werten? Geben Sie zu, was wir Ihnen vorwerfen?“
    „Ich... äh... möchte mich
entschuldigen. Ich bin manchmal etwas... jähzornig. Ich war verdammt wütend auf
Sie, Herr Rechtsanwalt. Außerdem habe ich gemerkt, dass Sie mit Anna... Also,
ich nehme an, da läuft eine Beziehung. Und mich hat die Frau abgewehrt wie den
letzten Dreck. Außerdem haben Sie mich als Kriminellen bezeichnet.“
    „Gegen Sie laufen
Ermittlungen.“
    „Die laufen auch gegen
ehemalige und derzeitige Staatsoberhäupter - sobald deren Macht schwindet und
die Gegner ans Ruder kommen. Possen für die Öffentlichkeit. Sobald’s die Leute
nicht mehr interessiert, werden die Verfahren eingestellt. Ich, Herr
Rechtsanwalt, bin nicht vorbestraft. Und selbst wenn ich früher — nur mal theoretisch
— das eine oder andere illegale Geschäft getätigt hätte — jetzt und in alle
Zukunft bin ich nur noch Gastronom.“
    „Gilli sollte mich also
überfallen.“
    „Er sollte Ihnen eins auf die
Nase geben. Mehr nicht.“ Geschickter Bursche, stellte Tim fest. Er weiß, dass
er aus der Klemme nicht rauskommt. Also gibt er sich reuig. Und viel passiert —
außer übler Absicht — ist ja nicht. Weil ich da war. Grotesk! Aber wenn Lorder
ein gebrochenes Nasenbein hätte und Abschürfwunden, wären wir besser bedient.
    Dar Anwalt sagte: „Diesen
Anschlag auf mich stellen wir mal zurück. Mir geht es um Anna Riedel.
Versichern Sie mir, dass Sie den Terror einstellen? Dass Sie nichts mehr gegen
Frau Riedel unternehmen?! Dieser unterschobene Taschendiebstahl im Supermarkt
ist ja eine Aktion von besonderer Tücke.“
    Mugani glotzte ihn an. „Was?“
    „Sie wissen, wovon ich rede.“
    „Himmel! Nein! Nein! Und
nochmal nein! Ich weiß auch nichts von dem, was Sie mir vorwerfen: Mobbing,
Terror, Anschläge. Ich schwöre Ihnen bei der Seligkeit meiner verstorbenen
Mutter — und die Mama habe ich wirklich geliebt dass ich nichts zu tun habe mit
alldem. Nichts! Nichts! Nichts! Verdammt! Jetzt brauche ich einen Martini mit
Wodka.“

    Aber er griff nicht zur
Flasche, blieb vielmehr stehen und sah die drei an.
    Puh!, dachte Tim. Jetzt wackelt
mein Denkgebäude. Entweder Mugani ist der beste Schauspieler, den ich jemals
erlebt habe. Oder er sagt die Wahrheit. Das hieße, wir verdächtigen den
Falschen. Aber... Lisa Stechowskis Beschreibung des mutmaßlichen Reifenstechers
passt so verdammt gut auf Gilli. Und der Knuffi arbeitet hier. Bei Mugani!
    Tim merkte. Auch Gaby war
verunsichert. Und seiner Freundin bescheinigt er total, dass ihr
psychologisches Fingerspitzengefühl wie eine untrügliche Wünschelrute zur
Erkennung menschlicher Charaktere ist. Besser als ein Lügendetektor (Gerät,
mit dem in den USA beim Verhör über Körperreaktionen geprüft wird, ob jmd.
lügt).
    Lorders Miene verriet nichts.
    Bei einem Anwalt, folgerte Tim,
heißt das sicherlich, dass er Zweifel bekommt an seiner Überzeugung.
    Tim klatschte mit flacher Hand
auf den Tresen.
    „So! Jetzt gehen wir aufs
Ganze!“

18. Todesdrohung
     
    Annas Hand, die den Hörer hielt
zitterte. Karl musste aufpassen, dass das Plastikgebilde nicht gegen das
Mikrophon stieß. Das befand sich, von Karl dirigiert, ganz nah an der
Sprechmuschel. Aus der dröhnte die Stimme des Anrufers.
    „...bin ich zusammen mit meinen
Leuten zu dem Entschluss gekommen, dass ein Dreckstück wie du, Anna Riedel, ausgemerzt
gehört. Jawohl, du bist Abschaum. Weg mit dir! Dazu lassen wir uns was
einfallen. Aber das erfährst du noch. Damit du weißt, auf welche Weise du
umkommen wirst. Hörst du mich?“
    „Sie... sind nicht normal“,
Annas Stimme klang verängstigt. „Warum hassen Sie mich so? Was habe ich Ihnen
getan?“
    „Du bist ein Dreckstück. Das
ist es. Und das genügt.“ Ein Knacken in der Leitung — der Anrufer hatte
aufgelegt. „Wir haben ihn auf Band“, sagte Karl. „Eine Stimme auf Tonband ist
fast wie ein genetischer Fingerabdruck (Erbgut-Muster für kriminalistischen
Indizienbeweis).“
    „Flappe fühlt sich sicher“,
meinte Klößchen. „Sonst ließe er nicht solchen Schrott ab. Damit kann man ihn
drankriegen.“
    Karl nickte. „Auch von einer
verstellten Stimme kann man durch physikalisch-akustische Untersuchungen eine
Art Diagramm darstellen. Und damit beweisen, zu wem sie gehört.“
    „Aber deshalb hat Flappe nicht
viel zu befürchten“, sagte Anna.

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