Stupid Crazy Love Story
schon immer mal hin. KYLIE: Habe gehört, zu dieser Jahreszeit soll es da besonders schön sein.
Ich weià nicht, woher auf einmal dieser Stimmungswandel gekommen ist, aber es geht mir auf jeden Fall besser als noch vor ein paar Minuten. Wenn wir schon sterben müssen, dann wenigstens mit Humor.
Kylie schreibt mir wieder eine Nachricht und tippt wie besessen. Als bei mir nichts ankommt, blicke ich sie fragend an. Verwirrt versucht sie es noch einmal. Immer noch nichts.
Sie lehnt sich zu mir herüber und flüstert: »Ich glaube, wir haben kein Netz mehr.«
Ich antworte nicht. Was soll ich auch sagen?
»Man muss seinem Netzbetreiber Bescheid geben, bevor man ins Ausland reist, sonst hat man keinen Empfang«, flüstert Kylie, als wäre sie eine Mobilfunk-Vertreterin oder so. Soll die Information jetzt etwa hilfreich sein? Sie sieht mich erwartungsvoll an, als ob ich jeden Moment meinen »Netzbetreiber« kontaktieren könnte, um den Auslandsservice zu beantragen. Genialer Plan, SüÃe.
Schweigend sitzen wir da. Das Lachen ist mir vergangen.
Schon bald werden wir unter Kakteen begraben liegen oder die Kojoten werden sich in der Wüste über unsere verwesenden Leichen hermachen. Meine Angst schlägt in Wut um. Auf einmal wird mir wieder bewusst, wie angepisst ich wegen Kylie bin. Ich kann es einfach nicht fassen, dass sie uns in diese Situation gebracht hat. Ich würde sie unglaublich gerne anschreien. Ihr sagen, was ich davon halte, dass sie mich überredet hat, Ms Murphys Hausaufgabe zu machen, sie bei Starbucks zu treffen, den Motorradfahrer zu verfolgen und dann auch noch in diesen blöden Truck zu klettern. Dafür, dass sie so ein intelligentes Mädchen ist, ist sie GANZ SCHÃN BESCHEUERT. Aber andererseits bin ich freiwillig in den Truck gestiegen, also wo liegt eigentlich mein Problem? Ich lasse einen stummen Schrei los. Es hilft nicht.
Da zieht Kylie mich am Ãrmel. Ich schüttle sie ab. Soll sie doch alleine klarkommen. Ich hab genug mit mir selbst zu tun. Und auch wenn sie die letzte Person ist, die ich vor meinem Tod zu sehen bekomme, habe ich gerade wirklich keinen Bock auf eine Unterhaltung.
»Sie haben gesagt, dass sie bald anhalten werden«, flüstert Kylie. »Wir können versuchen wegzulaufen«, sagt sie, als wäre das gerade ein genialer Geistesblitz von ihr gewesen. Ist das echt das Beste, was ihr einfällt? »Mach doch, was du willst«, sage ich und verdrehe die Augen. So ein Dreck. Ich werde jedenfalls nicht so nett sein und ihr das Gefühl geben, wir würden das hier zusammen durchziehen. Ab jetzt kämpft jeder für sich alleine. Nicht im Traum würde ich daran denken, sie irgendwie aufzubauen. Oder sie als Heldin zu feiern. Was Kylie macht, ist ihre Sache. Ich kümmere mich jetzt allein um mich.
»Ich weiÃ, das ist alles meine Schuld«, flüstert Kylie, »aber wir müssen zusammenhalten, wenn wir hier lebend rauskommen wollen. Ich kann jetzt nicht sterben. Ich darf einfach nicht. Wenn ich sterbe, bricht meine ganze Familie auseinander.«
Ach, was du nicht sagst. »Meine Familie wird bestimmt auch nicht gerade begeistert sein«, fahre ich sie an.
Und dann fängt sie an zu weinen, ganz leise, mit bebenden Schultern.
Auch das noch. Was soll ich denn jetzt machen? Ich fühle mich mies. Und sofort rudere ich zurück.
»Wir werden das schon hinkriegen«, sage ich. Ich weià nicht genau, warum, aber ich greife nach ihrer Hand und drücke sie fest. Wahrscheinlich weil ich mich nicht wie ein komplettes Arschloch fühlen will, falls dies meine letzte Handlung auf Erden sein sollte. »Wir werden hier lebend rauskommen. Das verspreche ich dir.«
Ich versuche selbst, so gut es geht, daran zu glauben, aber es ist ein ziemlich leeres Versprechen. Eigentlich bin ich nicht im Geringsten davon überzeugt, aber Kylie scheint es trotzdem zu helfen. Sie hört auf zu weinen und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht.
Dann hält der Truck. Die Fahrerhaustüren werden geöffnet und gleich darauf wieder geschlossen. Die beiden Typen sind vorerst weg. Wir hören sie miteinander reden, während sie sich vom Truck entfernen.
Kylie rappelt sich auf und springt auf die Beine. »Okay, es ist so weit. Das könnte unsere letzte Chance sein«, sagt sie. ScheiÃe. Was hat sie dieses Mal vor?
Sie setzt ihren Rucksack auf und krabbelt nach vorne zu dem Fenster, das den
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