Stupid Crazy Love Story
hinteren Teil des Trucks mit dem vorderen verbindet. Sie schaut ins Fahrerhaus, windet sich dann ohne Vorwarnung hindurch und landet auf dem Vordersitz. Ich hab keine Ahnung, ob ich ihr folgen soll oder besser bleibe, wo ich bin. Ich meine, die Typen könnten direkt drauÃen stehen. Mit Pistolen bewaffnet.
Wieder packt mich die Angst. Ich bewege mich kein Stück. Ich kann es nicht fassen, dass Kylie mehr Eier in der Hose hat als ich.
»Die Luft ist rein. Wir hauen ab. Los, komm schon!«, befiehlt Kylie.
Ihre Stimme hat etwas Entschiedenes und gleichzeitig Beruhigendes. Sie spornt mich an. Kylie ist jetzt wieder knallhart drauf, so wie vorhin. Das Mädel ist total manisch-depressiv, aber immerhin schafft sie es, mich anzutreiben. Ich eise mich von dem Elektro-Haufen los, auf dem ich die letzte Stunde verbracht habe, und schiebe mich ebenfalls durch das Fenster nach vorne.
Kylie und ich hocken jetzt auf der Sitzbank und sehen vorsichtig aus dem Fenster. Der Truck ist auf einer kleinen NebenstraÃe geparkt, wahrscheinlich irgendwo in Tijuana. Alle Schilder sind auf Spanisch. Auf der anderen StraÃenseite ist zwischen lauter Wohnhäusern ein Laden, in dem Telefonkarten verkauft werden; ich kann die Worte Lagos, Nigeria und No limite ausmachen. Dann blicke ich hoch und sehe blauen Himmel über uns.
Bis auf ein Kind und zwei zottelige Hunde liegt die StraÃe verlassen vor uns. Die beiden Typen sind nirgendwo zu sehen. Vielleicht können wir jetzt tatsächlich mal aufatmen.
»Wir werden in den Laden da laufen«, sagt Kylie, als hätte sie das Ganze schon von langer Hand geplant. Sie ist absolut selbstsicher und entschlossen.
Kylie öffnet die Fahrertür und springt hinaus. Ich folge ihr, ohne zu zögern. Wir rennen zum Laden hinüber. Fast sind wir da, haben es beinahe geschafft. Doch dann entdecke ich die beiden. Mit ihren glänzenden Köpfen und den vielen Tattoos sind sie auch schwer zu übersehen. Sie stehen mit einem ziemlich mager aussehenden Typen mit Vollbart und Basecap in einem Hauseingang und starren uns an â¦
11 Lily:
Welchen Teil von »Wir treffen uns um zwölf auf der Wiese« hat Max eigentlich nicht verstanden? Wir waren verabredet. Wir hatten abgemacht, die dritte Stunde zu schwänzen, um unsere Initialen in die Palme zu ritzen, zum Essen in die Mall zu gehen und nach einem kurzen Einkaufsbummel zur Versammlung der Seniors wieder zurück zu sein. Aber irgendwie scheine ich die Einzige zu sein, die sich daran erinnert. Denn von Max fehlt weit und breit jede Spur. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Es ist noch nicht einmal annähernd das, was ich mir für unseren grandiosen letzten Schultag vorgestellt hatte. Ich rufe Max zum fünften Mal innerhalb von zwei Minuten an, aber wieder geht sofort seine Mailbox ran. Garantiert spielt er wieder mit Charlie Squash und hat unsere Verabredung vollkommen vergessen, was schon so oft vorgekommen ist, dass ich aufgehört habe mitzuzählen.
Max und ich sind jetzt schon seit über einem Jahr zusammen. Leute, die wir selbst noch nicht mal kennen, erzählen Mom und Dad, wie toll wir doch zusammenpassen. Es ist komisch, seinen Seelenverwandten schon in der Highschool zu treffen. Aber es ist passiert. Wir sind füreinander bestimmt. Und das werde ich garantiert nicht aufgeben. Vor allem jetzt nicht, wo bei mir zu Hause gerade alles den Bach runtergeht. Dabei kenne ich noch nicht mal das ganze Ausmaà der bevorstehenden Katastrophe.
Als ich gestern um Mitternacht nach Hause kam, waren Moms Augen total rot und verquollen. Ich dachte schon, sie würde mir erzählen, dass sie und Dad sich scheiden lassen. Ich wünschte fast, das hätte sie gesagt. Sie hat geredet und geredet. Es waren irgendwie viel zu viele Informationen für mich. Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr zuhören. Wie kann es sein, dass sich alles, was ich in meinem Leben hatte, von einem auf den anderen Tag in Luft aufgelöst hat?
»Gegen deinen Vater wird ermittelt. Es wird eine Gerichtsverhandlung geben.«
Das waren ihre Worte. Mit einem Schlag hatte sich mein bisheriges Traumleben in die reinste Hölle verwandelt. Wenn Dad kriminell ist und wir pleite sind, wie zum Teufel sollen wir uns dann Stanford leisten? Ich weiÃ, ich sollte mir mehr Sorgen um Dad machen, aber ganz ehrlich, Stanford war das Erste, was mir einfiel. Es ist so was von ungerecht. Ich habe mir den Arsch aufgerissen, um
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