Stupid Crazy Love Story

schwarze Teil niemals tragen wird. Es ist einfach zu eng, zu sexy, zu … Ich würde das Kleid ja gerne selbst zur Abschlussfeier anziehen, einfach nur um die Gesichter der anderen zu sehen. Eigentlich stehe ich gar nicht so sehr auf Frauenkleider, aber ich mag es, das Weltbild dieser spießigen Kleinstadt ein bisschen durcheinanderzubringen.
    Ich befürchte schon, den Laden verlassen zu müssen, ohne etwas für Kylie gefunden zu haben, als mein Blick an einem roten Kleid hängen bleibt. Ich habe sofort das Gefühl, das richtige gefunden zu haben. Es sieht eigentlich ziemlich brav aus, abgesehen von der Tatsache, dass es aus schreiend roten Pailletten besteht. Aber es ist weder zu tief ausgeschnitten noch zu kurz. Kylies Rundungen würden damit betont, ohne sie einzuzwängen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Das Kleid ist der perfekte Look fürs Rednerpult. Es sagt: »Ich bin intelligent, ich bin todschick und ich trau mich was.«
    Das einzige Problem ist, dass Kylie niemals rote Pailletten tragen würde. Oder Kleider. Und deswegen bin ich auch wieder froh, dass sie gerade nicht hier ist und mir die Ohren volljammern kann. Vielleicht sollte ich das Kleid für sie und für mich kaufen. Das wäre einfach genial, wenn wir beide im gleichen roten Paillettenkleid zur Abschlussfeier kommen. Daran würden sich die Leute noch lange erinnern.
    Ich verschwinde mit dem Kleid in der Umkleide, hänge mir eine lange schwarze Kette um, ziemlich Achtziger, und ziehe spitze schwarze Plateauschuhe dazu an.
    Dann trete ich aus der Umkleide, um meinen neuen Look von allen Seiten zu bewundern, wobei ich die abschätzigen Blicke der jungen Dinger mit ihren Müttern ignoriere.
    Eines weiß ich sicher: Kylie muss dieses Kleid tragen. Dieses Kleid rockt.
    Â»Will Bixby, was zur Hölle machst du da?«
    Als ich mich umdrehe, starrt Lily Wentworth mich an. Sie trägt das gleiche Kleid wie ich. Hinter ihr steht Stokely Eagleton, aufmerksam wie ein Luchs.
    Lily Wentworth? Was macht die in einem Billigladen wie Forever 21?! Sie ist doch sonst so eine Markentussi.
    Â»Was ist nur los mit dir? Du siehst so was von schwul aus«, sagt Lily.
    Â»Ich bin ja auch so was von schwul, Lily. Ich kaufe das Kleid für Kylie.«
    Â»Oh, das glaube ich nicht. Denn ich kaufe mir dieses Kleid für die Abschlussfeier, du kannst deins also gleich wieder ausziehen.« Lily lässt mal wieder die Chefin raushängen.
    Stokely nickt in feierlicher Zustimmung, als hätte Lily gerade das Wort Gottes gesprochen.
    Â»Kylie wird es zur Abschlussfeier tragen. Damit wirst du wohl klarkommen müssen.« Ich grinse Lily an und zeige ihr dabei möglichst viele Zähne, einfach nur weil ich weiß, dass ich damit noch mehr Salz in die Wunde streue. »Ich an deiner Stelle würde vielleicht etwas aussuchen, was dir mehr … schmeichelt. Vielleicht solltest du es mal bei den Übergrößen probieren.«
    Lily sagt nichts. Sie starrt mich nur an. Ich drehe mich um und stolziere wie ein Model auf dem Laufsteg zurück in meine Umkleide.
    Â»Stokes, sehe ich in dem Kleid fett aus?«, höre ich Lily fragen.
    Â»Ãœberhaupt nicht. Du hast doch Größe S. Das Kleid sieht toll aus. Er ist bloß neidisch. Und er weiß, dass du Kylie die Show stehlen wirst, wenn ihr beide das gleiche Kleid tragt. Ich meine, hallo, Kylie Flores? Ich bitte dich«, sagt Stokely.
    Â»Du hast recht. Außerdem, wen interessiert schon, was dieser komische Will Bixby zu sagen hat?«
    Â»Eben«, pflichtet ihr Stokely bei.
    Oh Mann, wie ich Lily Wentworth hasse – sie und ihre Scheißsticheleien. Kaum zu glauben, dass wir im Kindergarten mal beste Freunde waren. Was habe ich mir damals nur gedacht? Das rote Kleid fest im Griff komme ich wieder aus der Umkleide und marschiere auf Lily zu. Inzwischen habe ich mich total hineingesteigert. Ich habe es echt satt, ständig als Loser bezeichnet zu werden.
    Â»Hey Lily, warum bist du eigentlich nicht bei Dolce oder Prada?« Lily zuckt merklich zusammen. Offenbar habe ich einen wunden Punkt getroffen. »Ich meine, willst du ernsthaft ein Kleid von Forever 21 anziehen? Ist alles okay bei dir zu Hause?«
    Mom und Ms Wentworth kennen sich vom Casino, einem schrecklichen Tennis-, Golf- und Schwimmklub, den ich seit der sechsten Klasse nicht mehr zu betreten gewagt habe. Die beiden spielen jede Woche zusammen Tennis. Letzte Woche beim Abendessen ist Mom