Stupid Crazy Love Story
uns«, ruft Max mir wieder ins Gedächtnis. Als wenn er mich daran erinnern müsste.
»Ja, wahrscheinlich nicht unbedingt die beste Art, durch Mexiko zu reisen.«
Plötzlich fällt mir wieder ein, wann ich schon mal hier war: Als ich vier oder fünf war, bin ich mit meinem Vater nach Tijuana gefahren. Wir haben meine GroÃmutter besucht und sind einkaufen gegangen. Als wir durch die bunten, verwinkelten Gassen schlenderten, hat mein Vater mir einen winzigen weiÃen Tonesel, Kastagnetten und eine hübsche Holzpuppe gekauft. Das war einer der schönsten Tage, die ich je mit meinem Vater verbracht habe. Er schien sich in Mexiko wohlzufühlen und wirkte ziemlich entspannt, ganz anders als in San Diego. Ich weià noch, dass ich mich gefragt habe, warum wir nicht öfter hierherkommen. Aber kurz darauf ist meine GroÃmutter nach San Diego gezogen und wir sind nie wieder nach Mexiko gefahren. Tijuana ist für mich immer ein magischer Ort gewesen. Wunderschön, energiegeladen und temperamentvoll. Ganz anders als die laute, überfüllte, dreckige und chaotische Stadt, in der wir jetzt gerade umherirren.
Okay. So langsam werde ich frustriert. Ich biege mal nach links, mal nach rechts ab und habe nicht die geringste Ahnung, wo uns das hinführt. Ich habe das Gefühl, die ganze Zeit im Kreis zu fahren. So viel zum Thema »die Situation im Griff haben«. Der kurze Augenblick der Kontrolle ist mir nur allzu schnell wieder entglitten. Ich finde keinen Weg aus diesem Labyrinth.
»Wohin fährst du eigentlich?«, fragt Max in anklagendem Tonfall. Als ob ich das wüsste. Als ob ich ihm etwas verheimlichen würde. Und schon ist die Stimmung wieder im Eimer.
»Ich suche nach einer StraÃe oder einem Schild oder irgendetwas, woran wir uns orientieren können. Du kannst gerne deinen Beitrag dazu leisten, falls du irgendwelche Ideen hast.«
»Hab ich nicht. Aber ich hab uns das hier auch nicht eingebrockt«, sagt Max.
Oh nein. Nicht schon wieder. Wir hatten doch gerade erst damit aufgehört, uns gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben, aber Max will offenbar schon wieder damit anfangen.
»Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du dich dafür bedankt hättest, dass ich dein Leben gerettet habe. Hast du vielleicht jemandem ins Gesicht geschlagen oder dich hinter das Steuer von diesem Truck gesetzt?« Verärgert wende ich mich ab. Mal im Ernst. Wenn ich nicht gehandelt hätte, würden wir jetzt aufgeschlitzt oder von Kugeln durchlöchert in irgendeinem StraÃengraben liegen.
»Mich bedanken? Dafür, dass ich hier in Mexiko fast umgebracht werde? Und dafür, dass du mich auf diesen Psychotrip mitgenommen hast?« Max starrt mich ungläubig an.
Womit die Verbindung wohl offiziell aufgelöst wäre.
»Nein, dafür, dass du noch am Leben bist«, keife ich ihn an.
»Das glaub ich ja wohl nicht, Kylie. Nur deinetwegen stecke ich überhaupt in dieser ganzen ScheiÃe! Eigentlich sollte ich jetzt gerade mit Lily shoppen gehen. Ich bin echt angepisst!«
»Oh Gott. Es tut mir ja so leid, dass ich deine Shoppingpläne mit Lily zerstört habe. Wirst du mir jemals verzeihen können?«
»Wenn du in deinem Leben schon mal irgendeinen Plan gehabt hättest, könntest du das vielleicht nachvollziehen.«
»Halt einfach die Klappe, Max«, fahre ich ihn an.
»Halt doch selber die Klappe!«
Ich spare mir den Kommentar, dass das nicht gerade die originellste Antwort ist. Soll er doch das letzte Wort haben. Ich bin zu erschöpft, dieses Spiel weiter mitzuspielen. Sowohl geistig als auch körperlich. Max könnte wahrscheinlich noch ein paar Runden so weitermachen, aber ich bin kein Boxsack. Klar ist das Ganze meine Schuld, aber ernsthaft, müssen wir das jetzt noch mal in allen Einzelheiten durchkauen? Wir sollten uns besser darauf konzentrieren, hier rauszukommen.
Es gibt keine Leitlinien auf den StraÃen. Keine Schilder. Soweit ich es beurteilen kann, hält sich niemand an irgendwelche Regeln. Die Leute laufen einfach über die StraÃe, egal ob gerade ein Auto kommt oder nicht. Es erfordert höchste Konzentration, nicht mit den diversen Menschen, die auf mich zukommen, zusammenzustoÃen â Fahrradfahrer, Trauben von Schulkindern mit blauen Uniformen und kleinen Rucksäcken sowie mit Einkaufstüten beladene alte Frauen. Aus einem Fenster im dritten Stock schüttet ein Mann
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