Stupid Crazy Love Story
strömt ihm übers Gesicht. Und wir haben ein paar wertvolle Sekunden gewonnen.
Auf einmal liegt Maxâ Hand über meiner auf dem Schaltknüppel und zusammen bekommen wir den ersten Gang rein. Ich trete aufs Gas. Als wir ruckartig vorwärtsschieÃen, muss die StoÃstange des Wagens vor uns dran glauben. An ein paar geparkten Autos schlingern wir nur haarscharf vorbei. Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden geschlagen. Klar, ich habe Leute angeschrien, wenn ich mal wieder einen meiner Wutanfälle hatte. Aber so etwas habe ich noch nie getan. Die Rage, mit der ich dem Typen eben eine verpasst habe, kannte ich bisher selbst nicht von mir. Ich bin gleichermaÃen schockiert und begeistert von meinen ungeahnten Kräften. Wenn meine Hand nicht vor Schmerzen pochen würde, würde ich mich fast wie eine Superheldin fühlen.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Max mich anstarrt. Offensichtlich ist er genauso verblüfft wie ich. Keiner von uns beiden sagt ein Wort. Zum Reden ist jetzt keine Zeit. Ich trete das Gaspedal weiter bis zum Anschlag durch, während wir die StraÃe entlangrasen. Im Rückspiegel sehe ich, wie die beiden Kerle hinter uns herlaufen, aber immer kleiner werden. Zu Fuà werden sie es niemals schaffen. Wie durch ein Wunder haben wir überlebt. Unglaublich.
Wir haben immer noch ein ziemliches Tempo drauf, als die StraÃe mit einem Mal einen scharfen Knick macht. Ich erwische beinah einen alten Mann, der mit einem Einkaufswagen in der Kurve steht und offenbar Lebensmittel verkauft. In letzter Sekunde reiÃe ich das Lenkrad nach rechts. Wir legen uns in die Kurve, der Truck neigt sich gefährlich nach links und droht zu kippen. Max fällt gegen mich. Ich bremse leicht ab und der Truck stabilisiert sich wieder.
»Fahr weiter«, ruft Max.
»Was denkst du denn? Glaubst du, ich halte an, um Enchiladas zu essen?«
»Keine Ahnung. Bei dir kann man ja nie wissen.« Ein Lächeln huscht über sein Gesicht.
Max ist gar nicht mal so übel. Und wie sich herausgestellt hat, bin ich das auch nicht. Ich habe nämlich gerade unser beider Leben gerettet.
»Das war einfach unglaublich! Ich kann es nicht fassen, dass ich diesem Typen eins auf die Nase gegeben habe. Und wie!«, platze ich heraus. Und dann kann ich mich nicht mehr zurückhalten und lasse einen kurzen Schrei los, wobei ich mit der Hand aufs Lenkrad schlage. »Ich bin wie Nikita. Jason Bourne â¦Â«
»Ãh, nun übertreib mal nicht.«
»Angelina Jolie in Salt?«
»Warum nicht gleich Tina Fey in Date Night â Gangster für eine Nacht?«
»Sehr witzig! Denk dran, ich hab grad deinen weiÃen Arsch gerettet.«
Max fängt an zu lachen und ich lache mit ihm. Die Anspannung lässt etwas nach.
»Das hast du, allerdings. Hat mich an die Verfolgungsjagd in Brennpunkt Brooklyn erinnert.«
»Hab ich noch nicht gesehen«, sage ich.
»Was? Du hast Brennpunkt Brooklyn noch nicht gesehen? Du bist doch hier die Filmexpertin.«
»Tja, wir haben wohl alle unsere kleinen Bildungslücken. Aber ich kann es nicht glauben, dass du ihn gesehen hast.«
»Anscheinend bin ich doch nicht der Kulturbanause, für den du mich hältst.«
»Anscheinend nicht. Und ich bin auch nicht die sozial Zurückgebliebene, für die du mich hältst.«
Max und ich lächeln uns kurz an, bevor wir schweigend verdauen, was eben passiert ist. Wir sind zwar â fürs Erste â in Sicherheit und ich habe Fantastisches geleistet, wenn ich das so sagen darf, aber das Ganze war doch ziemlich nervenaufreibend und beängstigend. Ich glaube, dass uns beiden immer noch etwas schwindlig davon ist.
Die dunstigen StraÃen Tijuanas sind brechend voll. Die Bürgersteige quellen von Menschen und Waren nur so über. Meine Stimmung hellt sich langsam wieder auf. Zwar tut meine Hand immer noch höllisch weh, aber ich bin auf einmal ziemlich aus dem Häuschen. Ich fühle mich, als hätte ich soeben die Welt gerettet. Ausnahmsweise ist meine Uni-Laufbahn mal das Letzte, woran ich gerade denke.
»Also, was jetzt?«, fragt Max.
»Weià nicht. Wir versuchen, hier irgendwie wieder rauszufinden, würde ich sagen.«
»Was für eine ScheiÃe. Wir haben kein Navi, keinen Handyempfang, keine Pässe und keinen Plan. Stattdessen gurken wir mit einem Laster voller geklautem Elektrokram herum und zwei Kerle sind verdammt sauer auf
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