Stupid Crazy Love Story
einen Eimer schmutziges Wasser auf den Bürgersteig. Dass er dabei eine Menge Leute übergieÃt, scheint ihn kein bisschen zu kümmern.
Kurz darauf biege ich wie durch eine seltsame Eingebung nach links auf einen groÃen, von Bäumen gesäumten Boulevard ab, an dessen Ende sich das Wirrwarr von Tijuana auflöst. Und auf einmal befinden wir uns auf einer Art Stadtautobahnring und sind Gott weià wohin unterwegs.
»Warum fahren wir denn jetzt hier lang?«, will Max von mir wissen.
»Sieht nicht so aus, als hätten wir eine andere Wahl.«
Was für eine blöde Frage. Er denkt anscheinend, ich hätte vor, einen verrückten Road Trip durch Mexiko zu machen â mit ihm als meine Geisel. Achtung, Eilmeldung: Ich hab die Schnauze voll von diesem Land. Und dir. Ich fühle mich wie ein verkohltes Steak, das man vergessen hat, vom Grill zu nehmen. Ich will kein einziges Wort mehr mit Max reden. Können wir es nicht wieder so machen wie die letzten sechs Jahre?
»Zur Grenze gehtâs aber in die andere Richtung«, sagt Max ganz aufgeregt.
Er hat recht. Als ich nach links sehe, fällt mir auf, dass wir in die falsche Richtung fahren, weiter nach Mexiko hinein, weg von den Staaten. Aber es gibt keine Abfahrt. Diese StraÃe scheint nur in eine Richtung zu gehen.
»Tja, das ist im Moment leider unsere einzige Möglichkeit. AuÃerdem halte ich es auch für keine gute Idee, die Grenze mit einem gestohlenen Truck voller geklauter Elektrosachen zu überqueren. Könnte schwierig werden, das der Grenzpolizei zu erklären. Wir müssen einen Bus oder so finden, den wir zurück nehmen können. Es kommt bestimmt bald irgendein Schild und dann sehen wir weiter. Im Moment ist es einfach nur wichtig, dass wir so weit wie möglich von diesen Typen wegkommen.« Ich bin stolz auf mich, weil ich so gefasst bin. Schon komisch, wie klar ich in diesem ganzen Schlamassel denken kann.
»Du hast recht«, räumt Max ein. »Es ist nur ⦠Das ist einfach alles so unglaublich verrückt.«
»Ich weiÃ.«
Er hat recht. Es ist wirklich verrückt. Das lässt sich nicht bestreiten.
»Wenn wir das hier überleben«, sagt Max, »gehen wir in San Diego einen trinken und werden uns darüber totlachen, dass wir dachten, in Mexiko sterben zu müssen.«
Max macht mir anscheinend ein Friedensangebot.
»Und wenn wir tatsächlich sterben, geb ich einen aus.«
Max lächelt. Die Wolken teilen sich wieder und lassen ein bisschen Sonne durch.
Nach ein paar Minuten des Schweigens kommt ein Schild in Sicht: Ensenada 83 km. Das Schild fliegt nur so vorbei, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es richtig gelesen habe.
»Wir sollten nach Ensenada fahren«, sage ich und zeige auf das Schild hinter uns.
»Ensenada? Was sollen wir denn da?«
»Mein Vater ist in Ensenada aufgewachsen. Wir müssten in weniger als einer Stunde da sein. Dort gibt es auf jeden Fall einen Bus nach San Diego. Den hat meine GroÃmutter immer genommen. Und den Truck lassen wir einfach stehen.«
Ich habe tatsächlich mal einen richtigen Plan und bin deswegen aufgedreht. Max sieht mich einfach nur verblüfft an.
14 Max:
Ich wache auf. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich wohl nur zwanzig Minuten gedöst habe. Ziemlich cool von Kylie, mich schlafen zu lassen. Zum ersten Mal seit ungefähr zwei Stunden fühlt sich mein Körper einigermaÃen entspannt an. Vielleicht ist Kylies aktueller Plan ausnahmsweise mal besser als die davor.
Sie starrt stur geradeaus, als ich zu ihr hinübersehe. Ich komme mir irgendwie mies vor. Ich sollte nicht so gemein zu ihr sein. Immerhin hat sie uns den Arsch gerettet. Sonst würden wir jetzt wahrscheinlich in einer Mülltonne irgendwo in Tijuana liegen. Aber ich sage nichts. Ich bin zu stolz, mich bei ihr zu entschuldigen. Das ist eine meiner weniger attraktiven Eigenschaften. AuÃerdem hat sie mich überhaupt erst in diese Lage gebracht. Trotzdem ist es mir peinlich, dass ich im entscheidenden Moment den Schwanz eingezogen habe, während sie die Situation gemeistert hat. Das ist mein schmutziges, kleines Geheimnis â nach auÃen gebe ich mich absolut cool, aber in Wirklichkeit bin ich das totale Weichei.
Ich sehe aus dem Fenster und lasse die Landschaft auf mich wirken. Kann sein, dass ich hier nicht noch mal entlangkomme, also kann ich genauso gut versuchen, die Fahrt zu
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