Stupid Crazy Love Story
sich von auÃen an die Glaswand. Gott, ist er sexy. Leider bin ich mir ziemlich sicher, dass er das von mir nicht denkt. Jungs nehmen mich immer nur als Neutrum wahr. Als Frau bin ich für sie uninteressant, unsichtbar. Ich bin wie die Schweiz. Die Mädels, auf die Max steht, sind Brasilianerinnen. Trotzdem kann ich nicht ignorieren, dass ich erstens mit ihm in Ensenada gestrandet bin, er zweitens nicht das Arschloch ist, für das ich ihn gehalten habe, und er drittens unbestreitbar attraktiv ist. Doch ich verbanne den Gedanken gleich wieder aus meinem Kopf. Was soll das schon bringen? Er hat eine Freundin. Uns trennen Welten. Und eigentlich mag ich ihn ja noch nicht mal.
Ich rufe Will auf dem Handy an. Er geht sofort ran. Wie erwartet, ist er total begeistert von seiner Mission und davon, dass ich mit Max in Mexiko festsitze. Er tut beinahe so, als hätte ich den Nobelpreis gewonnen, und kann gar nicht damit aufhören, mir zu erzählen, wie stolz er auf mich ist. Das ist so typisch Will, dass ich lachen muss. Ich erkläre ihm, wo er den Schlüssel und Maxâ Pass findet, und noch ehe ich Tschüss sagen kann, hat er auch schon aufgelegt. Für meinen Geschmack hat er sich ein bisschen zu sehr darüber gefreut, Maxâ Zimmer durchwühlen zu dürfen. Ich hoffe nur, dass er dabei diskret vorgeht. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Kurz nach eins. Bis sechs sollte er eigentlich hier sein, spätestens.
Sobald ich die Telefonzelle verlassen habe, drängt Max sich hinein. Es sieht lustig aus, wie sein breiter Körper in die winzige Zelle gequetscht ist. Er ruft die Haushälterin an und die Sache wäre damit geritzt.
»Unglaublich, mein neuer Held ist ein Kerl, der Frauenkleider und Kampfstiefel trägt«, sagt Max, als er wieder herauskommt.
»Da hast du vollkommen recht. Will ist wirklich ein Superheld.«
Ich schlüpfe noch einmal in die Telefonzelle.
»Wen rufst du jetzt an?«
»Meine Mom. Ich muss ihr sagen, dass ich heute nicht auf Jake aufpassen kann.«
Ich hab richtig Schiss vor diesem Anruf. Dad wird für mich einspringen müssen. Na ja, wenigstens ist dann jemand zu Hause. Ich wähle Moms Handynummer.
»Ich komm heut etwas später nach Hause«, sage ich.
»Wie viel später?« Mom klingt irritiert. Gereizt.
War sie etwa nie jung? Ich meine, mal im Ernst, heute ist der letzte Schultag. Ich sollte das Recht haben, später nach Hause zu kommen. Wenn ich auch nur das kleinste bisschen normal wäre, würde ich auf Millionen Partys gehen und bestimmt nicht nur heute zu spät aufkreuzen. Aber natürlich halte ich den Mund. Wie immer.
Das Gespräch dauert zum Glück nicht besonders lange. Dagegen, dass ich mich noch mit den anderen, die auch eine Rede halten, treffen muss, kann sie ja schlecht was sagen. Wir legen auf und ich trete aus der Telefonzelle.
»Und, alles klar?«, fragt Max, als wir den Busbahnhof hinter uns lassen und in Richtung Stadtzentrum gehen.
»Ja, mein Dad wird auf meinen Bruder aufpassen.«
Ob Mom sich Sorgen um mich machen würde, wenn sie die Wahrheit wüsste? Oder interessiert es sie bloÃ, wann ich heute Abend zu Hause aufschlage? Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin nicht ihre Tochter, sondern eine Hausangestellte. Sie vertraut mir und meinen Fähigkeiten absolut, und da ich mich nie beklage, geht sie anscheinend davon aus, dass alles in Ordnung ist. Tja, das ist es aber nicht. Doch darüber kann ich leider unmöglich mit ihr reden, denn das würde sie total stressen. In ihren Augen bin ich unabhängig, stark und glücklich. Die Beschwerdeabteilung hat geschlossen und ich muss eben zusehen, wie ich zurechtkomme.
»Wunderbar. Dann wäre das Problem ja gelöst«, sagt Max.
»Na ja, Jake wird bestimmt ausrasten. Er kann es überhaupt nicht leiden, wenn sein Tagesablauf auch nur geringfügig geändert wird. Er kriegt dann immer gleich einen Anfall.«
»Dein Dad wird sich schon darum kümmern.«
»Aber wahrscheinlich nicht besonders gut. Mein Dad kümmert sich allgemein um ziemlich wenig. Vor allem nicht um Jake. Ich glaube, Jake macht ihm Angst. Dad hätte lieber ein Kind, mit dem er im Garten FuÃball spielen kann. Aber so ein Kind ist mein Bruder nun mal nicht.«
Ich halte inne. Ich bin kurz davor, unser ganzes Familiendrama auszukotzen, was eine ziemliche Sauerei werden könnte. Eigentlich habe ich schon zu viel gesagt. Max
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