Stupid Crazy Love Story
Sekunden hat Max den gesamten Taco verputzt.
»Okay, jetzt sag endlich. Was war das? Kakerlake? Pudel?«
»Nee.«
»Nun sag schon.«
»Kutteln.« Ich mache eine Kunstpause. Max sieht mich fragend an.
»Das ist der Vormagen vom Rind.«
Max wischt sich mit der Serviette über den Mund. »Willst du mich verarschen?«
Oh nein. Kotzt er gleich in die Serviette? Ist er sauer?
Doch dann fängt er an zu lachen. »Cool. Ich mag Rindermagen. Wer hätte das gedacht?«
»Du hättest es nie gegessen, wenn ich es dir vorher gesagt hätte.«
»Ganz bestimmt nicht.« Max gibt der Kellnerin ein Zeichen. »Por favor, una mas.«
»Respekt. Ich dachte, du kannst kein Spanisch.«
»Das hab ich in einer Bar in San Diego aufgeschnappt. Sonst hätte ich nie ein zweites Bier bekommen. Una mas Tecate. Und, was hast du sonst noch so für Essens-Fetische?«
»Ich würde es nicht unbedingt einen Fetisch nennen. Eher Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem.«
»Nicht schlecht. Bei mir zu Hause gibt es meistens Brathähnchen mit Gemüse. Und auf der Freiburg essen alle immer nur Pizza, genau wie ich.«
»AuÃer heute.«
»Ja. AuÃer heute. Dank dir.«
Max lächelt mich an und für einen kurzen Moment treffen sich unsere Blicke. Ich fühle mich wie unter Strom. Ich muss wegsehen, bevor ich rot werde. Es fühlt sich einfach zu intensiv an.
Wir bekommen zwei weitere Tacos serviert, die Max sofort mit seinem iPhone fotografiert. Ich beuge mich zu ihm, um mir das Bild anzusehen. Dann mache ich mich über meinen Taco her, und gerade als ich es am wenigsten erwarte, macht er ein Foto von mir.
»Oh Gott. Lösch das. Ich sehe bestimmt furchtbar aus.« Ich hasse es, fotografiert zu werden.
Max schaut sich das Bild an. »Ãberhaupt nicht. Das werde ich auf jeden Fall behalten. Du siehst bezaubernd aus.«
Bezaubernd? Ich glaube, so hat mich noch nie jemand genannt. Ich wurde schon als interessant, ansprechend und ein paar Mal sogar als hübsch bezeichnet. Letzteres zählt allerdings nicht wirklich, weil es entweder von Bauarbeitern oder den cholos bei uns die StraÃe runter kam. Die bezeichnen jedes Mädchen mit Pulsschlag und Brüsten als hübsch. Die meisten Leute halten mich für zu kratzbürstig, um bezaubernd zu sein. Eher so bezaubernd wie ein Stachelschwein.
»Lass mal sehen.«
Ich strecke die Hand aus und Max gibt mir sein Handy. Er hat recht. Das Bild ist gar nicht mal so schlecht. Ich sehe gut aus. Hübsch. Und glücklich.
Max steht auf und legt einen Zwanzig-Dollar-Schein auf den Tisch, eigentlich viel zu viel für ein paar Tacos, aber das ist eben das Leben auf der gegenüberliegenden Seite meiner Welt.
»Komm, lass uns gehen. Wir müssen unbedingt noch etwas erledigen, bevor wir hier wieder wegfahren.« »Und das wäre?«
»Das ist eine Ãberraschung. Sozusagen meine Revanche für die Kutteln.«
Ich stehe auf und folge ihm zur Tür hinaus, ganz wild darauf herauszufinden, wo er mich hinführt. Ironie des Schicksals. Bis zum heutigen Tag konnte ich Max Langston kein bisschen ausstehen. Im Grunde weià ich immer noch nicht genau, was ich von ihm halten soll, aber mit Nicht-ausstehen-Können hat es definitiv nichts mehr zu tun.
Nachdem wir die Taqueria verlassen haben, gehen wir zurück auf eine der HauptstraÃen. Erst jetzt bekomme ich meinen ersten richtigen Eindruck von der Stadt. Als ich mit dem Truck hineingefahren bin, war ich immer noch so nervös, dass ich kaum etwas registriert habe. Die Stadt ist um einen Hafen herum angelegt, in dem sich riesige Kreuzfahrtschiffe, Segelboote und wackelige Fischerkähne drängen. Zerklüftete Felsen ragen aus dem in der Nachmittagssonne dunkelgrün schimmerden Wasser. StraÃenstände werden mit Girlanden und Luftballons dekoriert, als ob eine Art Fest bevorstünde. Max läuft zielstrebig. Er scheint ganz genau zu wissen, wo er hinwill. Es muss sich toll anfühlen, immer so selbstsicher durchs Leben zu gehen. Nach ein paar Minuten bleibt Max vor einer Kneipe stehen und grinst mich an.
»Ich habe groÃartige Neuigkeiten. Ich bin endlich erwachsen. In Mexiko darf man nämlich schon mit achtzehn Alkohol trinken. Darauf müssen wir anstoÃen.«
Max zieht mich hinein und wir finden uns in einem ehemaligen Lagerraum mit riesigen Holzbalken an der Decke wieder. Ich war noch nie in einer
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