Stupid Crazy Love Story
machen. Ich kann einfach nicht. Auf der NYU wird es besser. Bestimmt«, versucht Kylie, mich zu besänftigen.
»Wohl kaum.« Aber wer weiÃ, vielleicht hält New York ja die Antwort für sie bereit. San Diego, genauer gesagt, La Jolla, wirft wahrhaftig nur Fragen auf.
»Wahrscheinlich hast du recht.«
»Na ja, immerhin bekommen wir jetzt den schönen Max Langston zu sehen.« Normalsterbliche wie wir haben üblicherweise nämlich keinen Kontakt mit den Max Langstons dieser Welt.
»Wir?«, fragt Kylie, wobei sie mir einen warnenden Blick zuwirft.
»Ich komme mit.« Vom Nebentisch in der Bibliothek werde ich einen ausgezeichneten Blick auf Max haben.
»Will, hast du nichts Besseres zu tun?«
»Leider nein.«
»Das macht das Ganze nicht gerade einfacher.«
»Ihr werdet mich kaum bemerken.«
»Du bist unmöglich.« Kylie streckt mir die Zunge raus.
Und ich strecke ihr die Zunge raus. So kommunizieren wir ungefähr siebenhundertmal am Tag. Ich liebe sie. Ich würde ihr einen Lungenflügel und ein Bein spenden. Ich hoffe nur, dass es niemals dazu kommt.
Wir setzen uns also an einen Tisch in der Bibliothek und warten auf Max. Dann ziehe ich ein paar lange goldene Chandelier-Ohrringe aus der Tasche und halte sie Kylie hin.
»Die musst du zur Abschlussfeier tragen. Du brauchst etwas Auffälliges für die Bühne. Damit wirst du groÃartig aussehen, mit offenen Haaren und â¦Â«
»Will, du hast doch versprochen, nichts mehr von deiner Schwester zu klauen.«
»Aber du bist Jahrgangsbeste, Schätzchen. Du brauchst etwas Besonderes. Und Annie wird gar nicht merken, dass sie fehlen. Sie hat Tonnen davon.«
»Das ist lieb gemeint, ich weià es wirklich zu schätzen, aber ich werde nichts von deinen geklauten Sachen annehmen. Sorry.«
Manchmal verfluche ich Kylie und diesen Moral-Kompass, den sie um den Hals trägt. Meine Schwestern haben so viel Zeugs, das ist schon fast abartig. Ich will doch nur ihre Schätze mit Kylie teilen.
»Dann lass mich wenigstens ein Kleid für die Abschlussfeier für dich kaufen.«
»Will, ich meine es ernst. Hör auf.«
Also lasse ich das Thema erst einmal fallen, aber ich schwöre mir, es vor Freitag wieder aufzunehmen. Kylie verdient einfach ein umwerfendes Kleid für ihren groÃen Auftritt, wenn sie die Abschlussrede hält und uns allen der Mund offen stehen bleiben wird. Unter ihrem Talar und Hut wird es zwar nicht zu sehen sein, aber es geht ums Prinzip.
Kylie und ich sind eigentlich ganz schön verschieden. Auf einer Schule mit Sprösslingen der wohlhabendsten Familien La Jollas bin ich eins der reichsten Kids, während Kylie eine der fünf Stipendiaten ist. Wir sind uns am ersten Tag der siebten Klasse begegnet, im abgelegensten Winkel der Cafeteria, denn im Zentrum von Reich & Schön wollte man uns nicht haben. Kylie war neu auf der Schule und ich war, tja, ich. So sind wir am gleichen leeren Tisch gelandet, an dem auÃer uns nur noch Justin Wang saÃ, der wie in Trance mit seinem Nintendo kommunizierte.
Ungefähr zehn Minuten lang sagte keiner von uns ein Wort. Als ich es nicht mehr länger aushielt, fragte ich Kylie schlieÃlich: »Ist dir klar, dass es ohne Trigonometrie überhaupt keine Technik gibt?«
Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, antwortete Kylie: »Und ohne Lampen würde es kein Licht geben.« Wobei sie noch nicht einmal von ihrem Pizza-Bagel aufsah.
»Das gibtâsnicht«, sagte ich. Wie groà war die Wahrscheinlichkeit, dass die Neue aus Breakfast Club zitieren konnte?
»Wieso nicht?«, fragte Kylie. Und dann sah sie auf und lächelte mich an. Die Kleine hat ein umwerfendes Lächeln. Ihr ganzes Gesicht strahlt, wenn sie lächelt. »Breakfast Club ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme.«
»Es ist ein Meisterwerk«, pflichtete ich ihr bei. Und seitdem sind wir beste Freunde.
Kylie zwirbelt eine Haarsträhne um ihren Finger und starrt auf die Uhr. Sie ist angepisst. Wir warten bereits seit dreiÃig Minuten und von Max ist weit und breit nichts zu sehen. Was nicht besonders überraschend ist. Da springt Kylie auf und rennt zur Tür. Und weg ist sie. Oh-oh.
Mit Kylies Temperament ist nicht zu spaÃen. Sie sah aus, als würde sie gleich ausflippen. Ich liebe ihre Ausraster. Und da wir der Abschlussfeier inzwischen gefährlich nahe sind, könnte dies
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