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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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gegen das auf, was in ihr wühlte. Allein deshalb bemerkte sie nicht die erschreckende Veränderung, die mit den Kriegerinnen vor sich ging.

5.
    Der Sturm hatte sich gelegt. Kein Hagelregen prasselte mehr auf das Deck der Südwind hernieder. Kein Schneetreiben begrenzte die Sicht auf wenige Fuß Weite. Nur der Nebel war geblieben, und dieser war dichter und dichter geworden. In grauen Schwaden trieb er träge über das Meer. Die Nacht war dem neuen Tag gewichen, dessen Sonne die Südwind nicht erreichte.
    Mythor, Scida, Gerrek und Kalisse hockten inmitten der Narein-Amazonen auf den Ruderbänken und sahen zu, wie die Segel gesetzt wurden. Es war kalt und würde noch kälter werden, je weiter das Schiff sich in südlichere Gewässer begab.
    Wo die Südwind allerdings jetzt trieb, das wußte vermutlich nicht einmal Josnett zu sagen. Das Schiff hatte das Unwetter wie durch ein Wunder unbeschadet überstanden, abgesehen von einem gebrochenen Mast, den Kriegerinnen wieder zu richten dabei waren.
    »Abgetrieben«, knurrte Kalisse. »Abgeschnitten von der Flotte. Wahrhaftig, Taukel versteht ihr Handwerk!«
    Mythor lachte trocken, obwohl ihm eher nach Fluchen zumute war.
    Eine Zeitlang lauschte er auf die Stimmen der Amazonen, die durch Sprachrohre andere, ebenfalls abgetriebene Schiffe zu erreichen versuchten. Doch das Meer schwieg. Kein Weg führte an der Erkenntnis vorbei, daß die Südwind den Anschluß verloren hatte.
    Immerhin, sie hatte den Südkurs beibehalten, und wenn sich der Nebel erst einmal gelichtet hatte…
    Taukel erschien auf dem Heckaufbau und breitete die Arme aus. Ihre Augen waren geschlossen, die Lippen in lautloser Bewegung.
    »Nun seht sie euch an!« grollte Kalisse. »Vermöge sie nur halb so viel zu bewirken, wie sie sich auf große Gesten versteht, wären wir jetzt besser dran!«
    Wie um ihre Worte Lügen zu strafen, erhoben sich die Winde und füllten das mächtige Hauptsegel. Die Nebelschwaden wichen zur Seite. Jene, die noch gerudert hatten, zogen die Ruderstangen ein und setzten sich erschöpft zurück. Die Südwind wurde schneller.
    »Das ist aber auch das einzige, was sie kann!« schimpfte Gerrek. »Sie allein hat die Schuld daran, daß…« Er schüttelte sich. »Brrr! Mein ganzes kostbares Drachenfell ist durchnäßt!«
    »Seit wann hast du ein Fell?« stichelte Kalisse. »Ich dachte immer, Drachen hätten Häute. Aber bei dir weiß man ja ohnehin nicht, wo oben und unten ist.«
    »Oben«, erklärte Gerrek ernsthaft, »ist da, wo der Verstand sitzt!«
    »Dann gibt’s bei dir weder oben noch unten.«
    »Das alles ist zum Lachen, ja?« mischte sich Scida zornig ein. »Daß wir nicht wissen, wo wir überhaupt sind und… ach!« Sie winkte ab und gab sich wieder ihren finsteren Gedanken hin.
    »Vielleicht«, murmelte Mythor, »verstellt sie sich nur.«
    »Wer?« fragte Kalisse. »Du meinst Taukel?«
    »Es war nur so ein Gedanke. Aber ist es nicht seltsam, daß sie jetzt die Winde beeinflussen kann, nachdem sie während des Sturmes kein einziges Mal auf Deck erschien?«
    Kalisse pfiff leise durch die Zähne.
    »Seltsam allerdings. Aber du irrst dich, Mythor. Das Unwetter war das Werk einer Magie, der sie nichts entgegenzusetzen hatte. Dieser Nebel hier ist zweifellos natürlichen Ursprungs. Hier trifft sie auf keinen Widerstand, und außerdem - jede Novizin könnte das tun, was sie jetzt verrichtet.«
    »Mythor hat recht«, widersprach Scida. »Sie wurde uns von Lacthy geschickt. Was könnte der Hündin gelegener kommen, als daß wir uns in namenlosen Gewässern verirren! Sie ist feige und fürchtet meine Herausforderung.«
    »Vergiß sie doch endlich!« rief Kalisse ungehalten aus.
    »Niemals!«
    Mythor stand auf, von Unrast erfüllt. Vorne im Bug sah er nun Gorma, Gudun und Tertish stehen. Und noch bevor er sie erreichte, riß der Nebel völlig auf. Er schwand wie ein Spuk. Plötzlich lag die See in das Licht der Sonne gebadet, und weit und breit war nichts zu sehen als Wasser.
    Mythor kniff, noch geblendet vom hellen Licht, die Augen zusammen und suchte den Horizont ab. Gudun ballte die Fäuste.
    »Zum Hexenstern!« stieß sie hervor. »Diese Närrin Taukel soll die Südwind zum Hexenstern führen!« Sie lachte rauh. »Ich sage euch, mit ihr erreichen wir ihn nie!«
    »Wir sollten noch einmal darüber mit Josnett reden«, meinte Gorma. »Es kann nur von Nutzen sein, wenn sie der Hexe ihr Handwerk verbietet.«
    Etwas in ihrer Stimme ließ Mythor aufhorchen. Er drehte ihr den Kopf zu.
    »Du

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