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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Winden gen Süden getragen wurde.
    Hinzu kam, daß seit dem Mittag kein vom Kurs abgekommenes Schiff mehr hatte gesichtet werden können. Und weit und breit gab es keine Inseln mehr, auf denen Kampfeswillige darauf warteten, an Bord genommen zu werden. Die südlichen Krerells lagen noch vor der Flotte.
    Hasbol aber war eine Frau, die in jeder Lage zu ihrem Wort stand, und so ließ sie die weitere Zeit verstreichen auch in dem Wissen, daß ihre Kriegerinnen in lauten Jubel ausgebrochen wären, hätte sie jetzt schon den Befehl zum Aufschließen gegeben.
    Dann, als die Sonne als blutroter Ball ihre letzten Strahlen über das ihre Glut widerspiegelnde Meer schickte, kam sie nicht mehr dazu.
    Vom Ballon aus erhielt sie über den Sprachschlauch die Meldung, daß die Amazonen dort oben auf den Brüstungen ein Seeschiff entdeckt hatten, das einen mehr als merkwürdigen Kurs fuhr, gerade so, als seien die an Bord befindlichen Kriegerinnen nicht mehr bei Sinnen.
    Hasbol beugte sich vor und sah wenig später das Schiff mit eigenen Augen.
    »Es ist schnell«, sagte Draja beeindruckt. »Doch welche unfähige Hexe, welche armselige Mannschaft läßt es einmal nach Westen, einmal nach Osten, doch immer weiter gen Süden fahren?«
    Hasbol schüttelte mißmutig den Kopf.
    »Es kann nicht zur Flotte gehört haben. So weit zurück kann keines der Schiffe geblieben sein. Es ist ein Nachzügler.«
    »Ein Nachzügler?« Draja zog die Brauen in die Höhe. »Du meinst…?«
    »Wir gehen tiefer«, wich die Flugführerin einer direkten Antwort aus.
    Kurz darauf mutete alles noch viel rätselhafter und unheimlicher an.
    »Dort unten wird gekämpft!« entfuhr es Draja. »Bei Fronja und allen Zaubermüttern! Unsere eigenen Kriegerinnen bekämpfen einander auf Leben und Tod!«
    Hasbol verzog keine Miene. Sie sah die blutrot blitzenden Schwerter in den Händen von Amazonen, die sich wie besessen gebärdeten. Dutzende von ihnen rannten gegen zwei andere an, die sich Schritt um Schritt vor der Übermacht zurückziehen mußten.
    Und nun, aus dieser geringen Höhe, konnte Hasbol auch weitere Einzelheiten ausmachen, die ihre letzten Zweifel vergessen machten.
    »Sie ist es«, sagte sie, und ein eisiger Schauder lief ihr den Rücken herab. »Es ist die Sturmbrecher .«
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Kriegerinnen. Auch, wenn nur Hasbol bekannt gewesen war, weshalb die Sturmbrecher erst später hatte zur Flotte stoßen sollen - das mächtige Schiff der Burra kannte eine jede von ihnen.
    »Wir schicken zwei Rettungskörbe hinunter«, verkündete Hasbol, und sie wiederholte ihre Worte mit noch mehr Nachdruck, als sie sah, wie die beiden so arg bedrängten Frauen jetzt begannen, der Silberspeer verzweifelte Zeichen zu geben.
    »Eine von ihnen ist eine Hexe!« rief die Schiffsführerin, »Eine Trägerin des rosa Mantels - Moule! Je zwei unserer besten Kriegerinnen in die Körbe! Ihr müßt die beiden vor den Besessenen retten, um jeden Preis!«
    »Und die anderen?« wollte Draja wissen.
    »Um sie können wir uns später kümmern!«
    Hasbol starrte hinab, während Draja ihre Befehle weiterleitete und die Kriegerinnen bestimmte, die versuchen sollten, die Bedrängten dort unten auf der Sturmbrecher herauszuhauen.
    Ein Unbehagen ergriff von ihr Besitz, wie sie es selten gekannt hatte. Irgendwo tief in ihrem Innern mochte sie spüren, daß sie hier auf etwas gestoßen waren, gegen das auch die besten Klingen wenig Macht hatten - auf etwas, das vielleicht gar zur Gefahr werden konnte für die gesamte Streitmacht der Zaem.
    Der Gedanke wollte ihr absonderlich erscheinen, doch die Mahnung tief in ihr blieb, und sie begann, um das Leben der beiden Verzweifelten zu bangen, während die Rettungskörbe in ihr Sichtfeld kamen und langsam auf das Deck der Sturmbrecher herniederschwebten.

8.
    Mythor hörte die Schreie Scidas, Kalisses, Gerreks und der Amazonen der Burra, während alle anderen Kriegerinnen verstummten und mit angehaltenem Atem zu ihm heraufstarrten. Er sah den mächtigen Schädel des Drachen und das weit aufgerissene Maul mit den schrecklichen Zahnreihen darin und verfluchte die Amazonen, die ihren Beschuß einstellten, der zwar sinnlos war, aber doch die Bestie von ihm abgelenkt hatte.
    »Mythor!« schrie Kalisse. »Komm herunter! Laß das sein!«
    Scida, seit Tagen nicht ansprechbar und nur mit ihrer Rache an der Todfeindin beschäftigt, brachte keinen Laut mehr hervor, so sehr schreckte sie der Anblick des stets umsorgten Beutesohns und das

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