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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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ihnen jetzt nachzuhängen. Auch er spürte die Nähe einer Gefahr, wenngleich er sich wie blind vorkam. Seine Rechte umklammerte den Griff des Gläsernen Schwertes, und die Blicke der Gefährten sagten ihm: »Wir sind bereit!«
    Scida schwieg, wie sie seit Stunden den Mund nicht mehr aufgemacht hatte. Doch ihre Gedanken waren bei Lacthy, und ganz kurz nur hatte es in ihren Augen aufgeblitzt, als sie Gudun den Namen der Todfeindin aussprechen hörte.
    Ranky stand im Heck, ruhig und hochaufgerichtet. Nichts deutete darauf hin, daß sie es war, die nun die Winde aufleben und die Südwind schneller werden ließ. Und doch mußte es so sein, denn Taukel stand abseits und bedachte sie mit grimmigen Blicken.
    »Schaut sie euch an!« lachte Kalisse. »Ich sage euch, sie gefällt mir immer besser. Keine großen Gesten, kein Blendwerk für das Auge. Aber sie beherrscht die Winde und die Strömungen!«
    Josnett gab ihrer Mannschaft Befehle. Die Südwind segelte an der Ostküste der namenlosen Insel entlang, bis deren Südspitze erreicht war, an der die Klippen jenen der Nachbarinsel im Westen nur mehr einen Steinwurf nahe waren.
    Und just in dem Augenblick, in dem das Schiff in gebührendem Abstand an dieser Enge vorbeizog, erscholl das urweltliche Brüllen des Drachen erneut. Mythor hielt den Atem an, als Dhogurs mächtiger Körper zwischen den Klippen erschien und das Untier mit seinem Zerstörungswerk begann.
    Und er sah noch mehr.
    Auf einigen der am weitesten ins Meer ragenden Klippen waren Felsbrocken locker gemacht oder zusätzlich aufgetürmt worden, die Dhogurs Pranken davonwischten und hoch in die Luft schleuderten, als handelte es sich um nichts weiter als leichte Kieselsteine. Der Drache tobte, drehte sich um die eigene Achse und ließ seinen furchtbaren Schwanz gegen die Klippen peitschen, daß sich einige der hundert und mehr Fuß hohen Felssäulen neigten und zusammen mit den hochgewirbelten Felsbrocken gerade dort im Meer versanken, wo die Südwind hätte die Enge zwischen den Inseln passieren sollen - wäre Taukels Wille erfüllt worden.
    Und auch das war noch nicht alles.
    Gudun stieß einen Schrei aus. Ihr Arm fuhr in die Höhe und deutete auf das Geschehen, das nun bei den Klippen entbrannte.
    »Seht! Seht doch! Das sind Amazonen und… Ballons!«
    Drei Ballons stiegen fast gleichzeitig auf. Zwei von ihnen wurden von Dhogur zerrissen, noch bevor sie richtig an Höhe gewonnen hatten. Der dritte verging in des Drachens feurigem Atem. Und noch wütender gebärdete sich Dhogur. Amazonen, die sich nicht mehr rechtzeitig in ihre Ballons hatten retten können, pflückte er wie Trauben von den Klippen.
    »Das sind… Horsik!« rief Skasy aus, die Kriegsstrategin der Narein. Unbemerkt von den Gefährten, war sie zu ihnen hingetreten und schüttelte fassungslos ihren Kopf. »Die Ballons! Ich habe es ganz genau gesehen! Sie trugen die Bemalung der Horsik! Und in ganz Vanga gibt es keine anderen Kriegerinnen, die sich so herrichten wie diese Verruchten! Es war eine Falle für uns! Sie wollten die Südwind mit den Felsen versenken, die sie locker gemacht und auf diesen Klippen aufgetürmt hatten!«
    Diese Anschuldigung war so ungeheuerlich, daß Mythor sich zunächst weigerte, an sie zu glauben. Doch seine Augen trogen ihn nicht.
    »Dann ist mir alles klar!« schrie Kalisse zornig. Sie fuhr herum, fand Taukel und deutete anklagend auf die Hexe. »Sie wollte uns in diese Enge führen! Sie wußte von dem Hinterhalt!«
    »Nein!« schrie Taukel. Sie lachte irr, wich zurück und blickte sich wie gehetzt um. Drohend näherten sich ihr von allen Seiten Amazonen. »Nein! Glaubt ihr nicht! Wie konnte ich davon wissen?«
    »Sie wollte dieses Schiff versenken!« rief Ranky nun anklagend. »Das Orakel verriet mir, daß sich unter euch eine Verräterin befindet. Nur wußte ich nicht, wer dies war, und deshalb schwieg ich.«
    »Und darum… wecktest du auch Dhogur?« fragte Matta. »Damit er die Absichten der Amazonen durchkreuzte? Aber wie… wie hast du ihn dazu bringen können, sich nach Süden zu wenden?«
    Ranky setzte zu einer Entgegnung an, doch bevor sie nur ein Wort rufen konnte, bevor sich der Kreis der aufgebrachten Kriegerinnen um Taukel schließen konnte, schrie Kalisse entsetzt auf.
    »Bei Fronja! Seht doch! Der Drache… steigt ins Meer! Er folgt uns!«
    Augenblicklich war aller Streit vergessen. Die Amazonen stürmten zur Reling und sahen bestürzt, wie Dhogurs riesiger Leib sich in die Fluten schob. Das Wasser spritzte

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