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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Augen, nach denen er sich in so vielen Nächten gesehnt hat.
    Ryalth schließt die Tür. Sie geht um den Schirm herum und schon hat Lorn die Arme um sie geschlossen; ihre Arme umschlingen ihn ebenso schnell.
    Der Schlüssel fällt zu Boden. Keiner bückt sich danach, denn ihre Lippen finden endlich zueinander.

 
XLVI
     
    L orn sitzt in der Untertunika in der kleinen Essecke neben der Tür zum Balkon und blickt über die leeren Teller hinweg, auf denen vorhin ein Omelett und das fast frische dunkle Brot gelegen haben, zu Ryalth; er betrachtet ihre cremefarbene, sommersprossige Haut und schaut ihr in die tiefblauen Augen, die das Händlerblau im Vergleich dazu blass aussehen lassen, und das selbst in dem unförmigen weißen Hausmantel aus Baumwolle, den sie sich übergeworfen hat, bevor sie das Omelett zubereitet hat.
    Lorn lächelt und Ryalth erwidert sein Lächeln.
    Er nippt an dem Wasser im Kelchglas und grübelt über den morgendlichen Nieselregen vor dem kleinen Fenster nach. Ist das der typische winterliche Morgenregen, oder lässt er nach, wenn die Sonne höher am Himmel steht?
    Die Händlerin blickt auf das Kelchglas, das Lorn in der Hand hält. »Ich kaufe keinen Kaffee mehr.«
    »Ich finde ihn ohnehin zu bitter.«
    »Ich mochte Kaffee gern, aber unter zehn Goldstücken für ein zehntel Stein ist er nicht mehr zu bekommen.«
    »So teuer?« Lorns Lippen formen ein O, während er das Kelchglas absetzt.
    »Die Braunfäule. Alle Kaffeepflanzen gehen ein, wenn sie nicht schon abgestorben sind. Man sagt, dass die Chaos-Macht der Erstgeborenen schwindet, und da sie die Kaffeepflanzen eingeführt haben, wird keine davon übrig bleiben.«
    »Davon habe ich noch nie etwas gehört. Aber es könnte stimmen«, überlegt Lorn unter Einbeziehung dessen, was er über das bevorstehende Versagen der Chaos-Türme weiß.
    »Es stimmt. Sie sterben ab.«
    »Nein. Ich meine den Grund dafür.« Er lächelt, als er sie wieder ansieht.
    »Ich muss mich fertig machen. Schließlich habe ich immer noch ein Handelshaus zu führen.« Ryalths Gesicht verfinstert sich.
    »Du machst dir Sorgen.« Lorn hält inne, dann sagt er: »Und heute nicht über den Handel.«
    Ryalth schaudert. »Ich weiß immer noch nicht, warum du hier bist.«
    »Weil ich dich eines Nachts getroffen habe, als ich noch Schüler war, und seitdem ist nichts mehr wie vorher.«
    Sie lacht etwas gequält. »Du wolltest mich doch nur ins Bett kriegen.«
    »Zuerst ja«, gibt Lorn zu. Dann grinst er. »Und du wolltest nur wissen, wie es mit einem Magi’i im Bett ist.«
    »Einem netten Magi’i«, verbessert sie ihn.
    Er schüttelt den Kopf. »Ich bin nicht nett.«
    »Doch, in deinem Innern bist du es – und auch zu denen, die du magst.«
    »Du weißt, warum ich hier bin«, sagt Lorn.
    »Aber du sprichst es nie aus. Das ist etwas, was ich an den Magi’i hasse. Ihr – vielleicht du nicht – aber die meisten Magi’i verwenden Worte als Waffen und keiner von euch lässt sich zu mehr hinreißen als zu ein paar Höflichkeiten, weil ihr Angst habt, dass jemand die Wahrheit in euren Worten erkennen und gegen euch verwenden könnte.«
    »Die anderen tun das«, entgegnet Lorn. »All das beschäftigt dich, aber es ist nicht das, was dir wirklich Kopfzerbrechen bereitet.«
    »Mir geht es gut.«
    Lorn verbirgt ein Stirnrunzeln. Er steht auf und geht zu ihr, er zieht sie hoch und knabbert an ihrem Ohr.
    Ryalth bleibt hartnäckig, unnachgiebig.
    »Ich würde mich besser fühlen, wenn ich es auf diese Weise sagen könnte«, flüstert er. »Man weiß nie, wie genau uns die Magi’i beobachten und wie sie die Chaos-Gläser gebrauchen.«
    Sie kneift ihn ins Ohr, etwas härter als vielleicht notwendig. »Dafür, dass du es mir nicht eher gesagt hast. Ich wusste es, aber ich wollte, dass du es mir sagst.«
    »Es tut mir Leid«, murmelt er. »Aber willst du mir nicht endlich erzählen, was dir solche Sorgen bereitet?«
    »Ich sagte …«
    »Das stimmt nicht.«
    »Ich muss mich ausgerechnet in einen Mann verlieben, der noch immer ein Magi’i ist.«
    »Er liebt dich.« Lorn spricht mit leiser Stimme und mit der linken Hand massiert er die verkrampften Muskeln neben Ryalths rechtem Schulterblatt. »Sag’s mir.«
    »Shevelt erpresst mich … er behauptet, ich hätte überhaupt keinen Gemahl«, erzählt Ryalth und Lorn schlingt die Arme noch fester um sie.
    »Wer ist Shevelt? Ein verarmter Händler?« Lorns linke Hand massiert weiter die verhärteten Schultermuskeln.
    »Der Erbe des

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