Sturm der Barbaren
mehr, mit welcher Hand du früher den Säbel gehalten hast.«
Lorn zuckt die Schultern. »Ich arbeite schließlich schon eine Zeit lang daran.« Er grinst. »Drei Jahre, um genau zu sein. Gegen die Barbaren musst du mit jeder gerade freien Hand kämpfen können.«
»Ich kenne dich und weiß ganz genau, dass du mehr als nur daran gearbeitet hast. Du betreibst alles bis zur Perfektion. Deshalb habe ich nie verstanden …« Tyrsal runzelt die Stirn und spricht den Satz nicht zu Ende.
Die zwei gehen auf die offene Tür zu, durch die eine kühle Brise hereinweht, doch bleiben sie etwa zehn Ellen davor stehen.
»Ich möchte nicht zu sehr aus der Übung kommen.« Tyrsal sieht Lorn an. »Es gibt niemanden mehr, mit dem ich trainieren kann. Sogar Vernt …«
»Ich weiß.« Lorn lacht. »Er denkt nur noch an Chaos-Übertragung und das Leben der Magi’i … und daran, die richtige Gemahlin zu finden.«
»Du hast auch noch keine«, bemerkt Tyrsal und wischt sich über die Stirn.
»Ein Lanzenkämpferhauptmann soll sich nicht vermählen. Jedenfalls nicht, bevor er seinen zweiten Dienstposten abgeleistet hat, und vorzugsweise auch nicht, bevor er Oberst oder sogar Sub-Major geworden ist. Und du …?« Lorn zieht fragend die Augenbrauen hoch. »Welche Entschuldigung hast du vorzubringen?«
»Ich? Ich bin kein Adept der zweiten Stufe mit hohem Gehalt und ich stamme auch nicht aus einer wohlhabenden alten Magi’i-Familie. Man darf nicht vergessen, dass mein Vater der erste Magi’i in meiner Familie war und er wiederum war der Enkel eines klanlosen Händlers.« Tyrsal rollt die Augen.
»Es gibt bestimmt Magi’i-Töchter, die an dir interessiert wären. Du bist begabt, siehst gut aus und bist stets gut gelaunt.« Lorn macht eine Pause, bevor er fortfährt: »Und du kennst deine Pflichten.« Dann grinst er. »Und erzähl mir nichts von Armut. Du stammst zwar von Händlern ab, aber immerhin von sehr erfolgreichen. Es gibt sicher viele Damen, die liebend gern einen jungen Magier nehmen würden, der das erbt, was du einmal erben wirst.«
»Hast du da jemand Bestimmtes ins Auge gefasst?«
Lorn zuckt die Schultern, dann zieht er ein graues Stück Stoff aus dem Gürtel, um den Säbel zu säubern, bevor er ihn in die arg mitgenommene Scheide steckt. »Niemand im Besonderen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie mein Vater die Namen aufgezählt hat.« Er runzelt die Stirn. »Es gab da eine … Aleyar, Liataphis Tochter. Blond, sehr hübsch. Gut erzogen und ›es ist sicher nicht von Nachteil, Lorn, dass sie die Tochter des Dritten Magiers ist‹.«
Tyrsal lacht, weil Lorn den pedantischen Tonfall seines Vaters Kien’elth nachgeahmt hat. Aber dann schüttelt der rothaarige Magier den Kopf. »Er hatte zwei Töchter, du weißt doch noch. Syreal ist blond und nett und die Älteste. Detts Alter, wenn nicht älter. Sie wollte sich mit niemandem vermählen, Lorn. Jedenfalls nicht mit einem, den ihre Familie ausgesucht hat … Es gab Gerüchte über einen Händler … mehr weiß ich auch nicht. Wäre sie ihres Vaters Sohn gewesen, hätte das niemanden gekümmert.«
»Was ist mit den anderen Töchtern? Hat er nicht noch mehr?«
»Salshya – sie hat einen Lanzenkämpferkommandanten geheiratet, dessen erste Frau an Bauchfluss gestorben ist, als er Hafenkommandant in Biehl war, vor Jahren schon. Diese Heirat hat ihm einen gewissen Status verschafft, aber Salshya hat eine Zunge wie ein Säbel, habe ich mir sagen lassen. Die zweite Tochter … sie sollte einen Adepten der zweiten Stufe heiraten, aber sie ist plötzlich gestorben. Niemand hat erfahren, wie es geschah, aber es gab Gerüchte, dass sein Rivale …«
»Liataphis Einfluss?«
Tyrsal grinst. »Verstehst du jetzt, warum ich einer Werbung einer unwilligen Dame gegenüber keinen Nachdruck verleihen will?«
»Was ist mit den zwei jüngeren?«
»Aleyar ist so nett wie Syreal, aber sie ist jünger als sie aussieht, wenn du weißt, was ich meine. Die andere ist zu jung, erst neun, glaube ich.« Dann fügt Tyrsal noch trocken hinzu: »Außerdem würde eine Vermählung mit Liataphis Tochter meinem Wunsch nach einem langen und ruhigen Leben entgegenstehen.«
Lorn lacht.
»Ich habe mich natürlich schon umgesehen nach einem ruhigen Mädchen aus einer anständigen Magi’i-Familie, die keine besonderen Ansprüche stellt. Ganz unverbindlich, du verstehst.«
»Ich wünschte, du hättest dich mehr für Myryan interessiert.«
»Das habe ich. Bloß beruhte das nicht auf
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