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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ein.

 
LI
     
    L anger Tag?« Lorn steht auf dem Absatz der Haupttreppe zum zweiten Stock, während Jerial mühsam eine Marmorstufe nach der anderen erklimmt.
    »Du bist noch hier?« Jerial lächelt hinauf zu ihrem Bruder. »Ich dachte, du wärst längst weg.«
    »Ich gehe auch … später. Was ist mit dir?«
    »Bin zu müde.«
    Lorn betrachtet ihr müdes und abgespanntes Gesicht. Sogar das Ordnungs-Chaos-Gleichgewicht ist gestört. »Was ist geschehen?«
    »Hast du nicht davon gehört?«
    Lorn schüttelt den Kopf. »Ich habe mich mit Tyrsal getroffen, wir haben trainiert.«
    »Es gab eine Chaos-Explosion auf der Ozeanflamme …« Jerial schüttelt langsam den Kopf. »Die Explosion war wohl nicht sehr gewaltig, aber sie hat ein schreckliches Feuer ausgelöst. Viele erlitten Brandwunden. Sonst wäre ich viel früher nach Hause gekommen.«
    »Konntest du Menschen retten?«
    »Wir werden sehen. Ich habe getan, was ich konnte. Sie haben auch Myryan geholt, um zu helfen, aber am Ende wurden wir alle weggeschickt.«
    »Weil es euch geschadet hätte, wenn ihr mehr getan hättet?«
    Jerial nickt. »Ich brauche jetzt ein gutes Abendessen und etwas Ruhe.«
    Die Glocke an der Vordertür läutet.
    Lorn und Jerial, die inzwischen in den bequemen Stühlen des Wohnraums im zweiten Stock Platz genommen haben, sehen sich stirnrunzelnd an.
    »Könnte ein Lanzenkämpfer sein«, meint Jerial.
    »Ich mache auf.« Lorn springt auf. »Wie kannst du das auf diese Entfernung fühlen?«
    »Du könntest es auch, wenn du nur daran arbeiten würdest.« Jerial steht auf und rückt die grüne Tunika zurecht; dabei beantwortet sie seine unausgesprochene Frage. »Das Fühlen selbst verbraucht nicht viel Energie. Es ist die Wiedererlangung des Gleichgewichts zwischen Ordnung und Chaos, die zehrt.«
    »Bleib sitzen.« Lorn springt die Stufen hinunter und erreicht den Wandschirm vor Sylirya. »Ich sehe nach, wer da ist.« Er geht um den inneren Wandschirm herum, öffnet die Tür und späht durch den Sichtschlitz des äußeren Wandschirms.
    Draußen steht jemand in der Uniform eines Lanzenkämpfers, es ist Dettaur’alt. Er ist größer geworden, breiter, und sein Gesichtsausdruck ist härter, doch noch immer wirkt er wie ein Schulhofraufbold.
    Lorn tritt hinter dem Schirm hervor. »Dettaur! Was für eine Überraschung!«
    Die drei silbernen Streifen des Sub-Majors glitzern auf dem Kragen von Dettaurs beige-grüner Uniform, als er den Kopf verneigt. »Ich habe gehofft, ein paar Worte mit deiner Schwester Jerial wechseln zu können, um ihr für ihre herausragenden Heilkünste zu danken.«
    Lorn bittet ihn herein. »Sie ist oben. Bitte, komm doch herein.« Bei einem Blick auf den Hafen entdeckt er die dünne Rauchsäule, die noch immer in den Himmel steigt, bevor sie sich mit dem Grau der hohen Wolken vereinigt.
    »Danke.« Dettaur’alt verneigt sich erneut, bevor er das Haus betritt.
    Die zwei Lanzenkämpfer gehen die Treppe hinauf, Lorn hält sich einen halben Schritt hinter Dettaur.
    Als Dettaur den Wohnraum im zweiten Stock betritt, verbeugt er sich sogleich vor Jerial, die neben einem der gepolsterten Lehnstühle steht. »Verehrte Heilerin, ich möchte meinen Dank überbringen für Eure Hilfe heute Nachmittag. Einige der Marinelanzenkämpfer werden wahrscheinlich nur dank Eurer Hilfe überleben, einer von ihnen ist der Bruder des Gemahls meiner Base.«
    »Danke.« Jerial bietet dem Lanzenkämpfer einen Sitzplatz an und lässt sich selbst auch wieder nieder.
    Dettaur entscheidet sich für den Lehnstuhl aus Weißeiche ihr gegenüber. Lorn setzt sich auf den anderen hölzernen Lehnstuhl rechts von Dettaur.
    »Ich habe gehört, dass Ihr sehr vielen Verletzten geholfen habt«, fährt Dettaur fort.
    »Deshalb gibt es die Heiler, Ser. Um zu heilen. Es freut mich, dass unsere Bemühungen auch Euch und Eurer Familie zugute kommen konnten.«
    »Sehr zugute«, meint Dettaur, »und nicht nur meinen Anverwandten.«
    Ein Lächeln huscht über Lorns Lippen, verschwindet jedoch sofort wieder, als der höherrangige Lanzenkämpfer sich an ihn wendet.
    »Ich wusste gar nicht, dass du Heimaturlaub hast, Lorn«, sagt Dettaur mit seiner tiefen, lauten Baritonstimme, die aus dem hintersten Winkel seines Rachens zu kommen scheint.
    Lorn beantwortet die Lüge mit einem Lächeln. »Selbst ein Hauptmann, der in Isahl gedient hat, genießt alle paar Jahre das Privileg eines Heimaturlaubs.« Dann fragt er: »Bist du hier stationiert? Oder hast auch du Heimaturlaub?«
    Dettaur

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