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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ihr nicht anlegen sollte?«
    Offenbar genießt Ryalth einen bestimmten Ruf.
    Eine Zeit lang geht Lorn einen halben Schritt hinter der Händlerin her. Sie biegt in den Ersten Hafenweg ein und er folgt ihr; als sie schließlich außer Sichtweite sind für die Zeugen der Schelte, holt er sie ein.
    »Du warst wirklich spät«, murmelt sie, ohne das Tempo zu verlangsamen, mit dem sie den Gehweg an der östlichen Seemauer des Hafens ansteuert.
    »Das stimmt. Ich glaube, ich habe den Tadel verdient.« Er grinst. »Hat es dir gefallen?«
    »Ja, eigentlich schon.« Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. »Ich habe nicht oft Gelegenheit, jemanden aus der Oberschicht zu maßregeln.« Das Lächeln verschwindet. »Eileyt ist im Büro geblieben. Wir müssen uns beeilen.«
    »Warum wolltest du, dass ich mit dir komme?«
    »Du hast ein Gespür für Menschen, und da ist etwas, was mich an L’Igek stört.« Sie runzelt die Stirn.
    »Dein Gespür ist aber doch ebenso gut.«
    »Manchmal sogar besser, aber in diesem Fall nicht.«
    Die zwei biegen ab und gehen auf die äußerste weiße Steinpier zu, an der ganz am Ende der geölte Holzrumpf des aufgetakelten Dreimasters liegt. Lorn entziffert den Namen, der am Heck des Schiffes ins Holz geschnitzt ist: R OTWIND . Die tiefen Buchstaben sind mit einer leuchtend hellgrünen Farbe ausgemalt, die deutlich aus dem Holz heraussticht. Eine brystanische Fahne hängt schlaff am Heckflaggenstock.
    Zwei bewaffnete Wachen mit eisenbesetzten Lederwesten über den grauen Hemden stehen am Fuß der Laufplanke. Beide tragen einen breiten Ledergürtel um die Hüften, an dem ein Schlagstock und ein Krummschwert hängen. Die schweren Stiefel sind mit Eisenspitzen verstärkt.
    Ryalth bleibt gut drei Ellen vor den beiden stehen. »Händlerin Ryalth und ihr Buchhalter aus dem Hause Ryalor«, kündigt sie sich an.
    »Lasst sie an Bord«, ruft eine Stimme vom Hauptdeck.
    Lorn sieht an den Wächtern vorbei und entdeckt einen blassen bärtigen Mann, der eine grüne Tunika und eine kurze goldene Weste trägt. Dann folgt er Ryalth die Laufplanke hinauf aufs Holzdeck der Rotwind.
    »Verehrte Händlerin.« Der schlanke Kaufmann, einen Kopf größer als Lorn und Ryalth, verbeugt sich. »Es ist uns eine Ehre, Euch hier begrüßen zu dürfen.«
    »Die Ehre liegt ganz auf unserer Seite.« Ryalths Stimme klingt kühl und selbstsicher, sie erwidert die Verbeugung.
    Lorn folgt ihrem Beispiel und verbeugt sich ebenso, aber seine Sinne durchsuchen bereits das Schiff und versuchen zu finden, was Ryalth bei einem früheren Besuch gestört haben könnte.
    »Meister L’Igek!«, ruft ein junger Bursche in Grün, der auch eine goldene Weste trägt, die jedoch einfacher gearbeitet ist als die seines Meisters.
    Der Brystaner verbeugt sich erneut vor Ryalth. »Wenn Ihr mich für einen Augenblick entschuldigen wollt …«
    »Bitte. Dürfte ich meinem Buchhalter in der Zwischenzeit das Schiff zeigen? Nur die oberen Decks natürlich. Seine Erfahrungen beschränken sich bisher nur auf Grasland.«
    »Bitte, Ihr seid meine Gäste.« L’Igek lächelt höflich, dann dreht er sich um.
    »Hier entlang«, meint Ryalth kühl, ihre Stimme klingt härter als vorhin, als sie mit L’Igek gesprochen hat. Lorn folgt ihr über die Leitertreppe zum höheren Hinterdeck. Sie laufen an einer erhöhten Plattform vorbei, auf der das Steuer angebracht ist und dazu ein Gestell, in dem wahrscheinlich die Navigationsgeräte untergebracht werden, wenn das Schiff auf See ist.
    Lorn kann Ryalths Bedenken bezüglich des Schiffes verstehen. Die Menschen an Bord tragen zwar das normale Maß an Ordnung und Chaos in ihren Körpern, aber mit dem Schiff stimmt etwas nicht. Lorn lässt seine Sinne am hinteren Ruder hinabgleiten, aber dort ist das Holz einwandfrei.
    Sie gehen an der Heckreling entlang wieder in Richtung Bug und steigen die Leiter auf der seewärtigen Seite hinab. Lorn erstarrt, schnell flüstert er Ryalth zu: »Die Verstrebungen … der Kiel bricht … wahrscheinlich eine schwache Stelle im Holz …«
    Ryalth nickt steif und murmelt zurück: »Sag nicht mehr. Nicht jetzt.« Dann fügt sie etwas lauter hinzu: »Das ist die Klappe zum Laderaum. Frag doch nicht so dumm.«
    Lorn neigt den Kopf und antwortet unterwürfig: »Ja, Händlerin. Wie Ihr wünscht.«
    Ryalths Augen werden hart. »Denk dran. Ein für alle Mal.«
    L’Igek hat sich bereits von dem jungen Maat abgewandt und verkneift sich ein Lachen, als er wieder auf das Pärchen zugeht. »Ich habe den

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