Sturm der Barbaren
sein.«
»Vielleicht kann Nytral sie zusammen mit mir durchgehen«, schlägt Lorn vor.
»Ja, Ser.«
Der Unteroffizier blickt seinen Truppenführer an. »Lass uns nach draußen gehen, Nytral.«
»Ja, Ser.« Nytrals Stimme klingt ehrerbietig, aber nicht unterwürfig.
Zusammen verlassen sie das Gebäude und überqueren den kleinen Hof, bis sie in der schattigen südöstlichen Ecke angekommen sind. Dort wendet sich Lorn an Nytral. »Ich bin sicher, ein erfahrener Truppenführer kann mich über alles unterrichten, was ich für den Weg nach Isahl wissen sollte.« Lorn lächelt ein offenes und gleichzeitig berufsmäßiges Lächeln.
Nytral erwidert das Lächeln nicht. »Könnte sein, Ser.«
Lorn lacht freundlich. »Ich kenne mich mit Chaos, Feuerlanzen und Schwertern aus. Lanzenkämpfer und Barbaren kenne ich nicht so gut. Aber du, sonst wärst du kein Truppenführer, der einem jungen Offizier zugeteilt wird. Ich habe auch keine Ahnung, welchen Nachschub wir bekommen sollen und wovon wir besonders viel brauchen. Du hingegen schon.«
Nytral schürzt leicht die Lippen. »Da ist schon was dran, Ser.«
»Mehr als das, da bin ich mir sicher.« Lorn lacht, er will seine Unkenntnis deutlich machen. »Kannst du mir sagen, wo ich ein Pferd bekommen kann? Und wie wir herausfinden, wer unsere Ersatzlanzenkämpfer sein werden?«
»Wäre nicht gut für Euch, wenn ich das nicht tun würde, Ser.«
»Dann lass uns anfangen. Zuerst muss ich meine Kammer finden, damit ich mein Gepäck abstellen kann, und dann brauche ich ein Pferd, das für den Ritt nach Isahl geeignet ist.« Lorn lächelt. »Geh du voraus.«
Nytral deutet auf ein dreistöckiges, schmales, kasernenartiges Gebäude. »Dort.« Er tritt aus dem Schatten und schreitet über die weiß gepflasterten Steine des Hofes. »Der Vordereingang führt zu den Offiziersräumen. Ihr könnt im obersten Stockwerk jede Kammer nehmen, die Ihr wollt. Die Ställe sind dahinter, hinter der Mauer …«
Lorn hält Schritt mit dem Truppenführer, er hört ihm zu und studiert gleichzeitig den Hof, wobei er versucht, alles im Gedächtnis zu behalten.
XX
N achdem er sich ein Pferd ausgesucht und Nytral ihn über das gesamte Gelände der Spiegellanzenkämpfer-Kaserne geführt hat, muss Lorn immer öfter gähnen. Sie sind auf dem Weg zurück vom Waffenlager, einem Gebäude mit dicken Mauern, das umgeben von einer zweiten Mauer im Nordwesten des Geländes liegt. Lorns Stiefel schlurfen auf den Steinen entlang.
»Ser … verzeiht, Ser, aber Ihr solltet etwas schlafen, bevor Ihr mit den höheren Offizieren zu Abend esst.« Nytral sieht Lorn an.
»Weil sie den neuen Unteroffizier genauestens mustern werden? Du hast Recht, vor morgen kann ich ohnehin nicht mehr viel tun.« Lorn gähnt erneut. »Wir treffen uns morgen früh, dann gehen wir den Nachschub und die anderen Dinge durch.«
»Ja, Ser.«
Lorn dreht sich um und geht zu den Unterkünften, wo er zwei endlos lange Treppen hinaufsteigen muss. Seine Kammer ist nicht gerade üppig ausgestattet: ein schmales Bett, ein kleiner Tisch daneben mit einer Öllampe darauf, ein einfacher Holzstuhl und zwei Haken an der Wand, damit er seine Uniformen aufhängen kann. Das einzige Fenster ist mit uraltem Glas bestückt und die Fensterläden sind an der Innenseite angebracht.
Nachdem er den Riegel vorgeschoben hat, entledigt er sich der Stiefel und zieht sich bis auf die Unterwäsche aus, doch währenddessen muss er schon kämpfen, um die Augen offen zu halten.
Trotz der Müdigkeit wacht Lorn mitten am Nachmittag wieder auf, er friert. Während er schlief, hat jemand ihn mit dem Glas beobachtet, und es war nicht sein Vater. Aber warum? Um nachzusehen, ob er auch wirklich dort angekommen ist, wo man ihn hingeschickt hat?
Er setzt sich auf die Bettkante und reibt sich die Augen. Da er nun ohnehin wach ist, steht er auf und stellt sich unter die kalte Dusche im Gemeinschaftswaschraum des obersten Stockwerks. Dann trocknet er sich ab und zieht sich eine saubere weiße Lanzenkämpferuniform an. So geht er erneut zu dem Gebäude, in dem die Nachschubstelle für die Außenposten untergebracht ist. Dort kann er durch ein paar diskrete Fragen den Waschdienst für die Offiziere in Erfahrung bringen, der natürlich im Rückgebäude der Unterkünfte untergebracht ist.
Lorn holt seine schmutzigen weißen Sachen und geht hinunter in den kleinen Raum, wo eine grauhaarige, barfüßige Frau in grauer Arbeitskleidung über einem Waschzuber steht und mit einem
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