Sturm der Herzen
und meinen Schwiegervater; beide wären entzückt, wenn ich dich heiratete.«
»Wirklich?«, fragte Marcus und lächelte geschmeichelt, unerklärlicherweise war er von dieser Information erfreut.
Sie hob den Kopf lang genug, um ihm einen sprechenden Blick zuzuwerfen, dann senkte sie ihn wieder in ihre Hände. »Ja, Edmund denkt, du seist einfach unglaublich, und mein Schwiegervater hat erst kürzlich angemerkt, wie schön es doch wäre, wenn ich wieder heiratete … einen, sagen wir, einen Nachbarn oder jemanden, der nicht so weit entfernt wohnt, sodass er seinen Enkel sehen könnte, wann immer er möchte.«
Beinahe hätte er wieder »Wirklich?« gesagt, hielt sich aber gerade noch rechtzeitig davon ab. Stattdessen erklärte er: »Ich hatte keine Ahnung, dass Manning sich deine Wiederverheiratung wünscht.« Mit gerunzelter Stirn fügte er hinzu: »Ich hätte eigentlich gedacht, eine Ehe wäre das Letzte, was er für dich anstrebt.«
»Es mag dir entgangen sein, aber im vergangenen Jahr«, begann sie spitz, »haben Mrs Appleton und mein Schwiegervater angefangen, Katz und Maus miteinander zu spielen. Es wäre dir sicher aufgefallen, wenn du nicht immer gleich im Kartenzimmer verschwändest.«
Marcus kannte Clara Appleton; sie war eine rundliche, unkomplizierte Matrone etwa im Alter seiner Mutter, sie gehörte auch zu deren Freundeskreis und war daher häufiger Gast auf Sherbrook Hall. Mrs Appletons Ehemann, ein Admiral im Ruhestand, war vor fünf Jahren gestorben und hatte sie bestens versorgt zurückgelassen. Marcus hatte nicht geahnt, dass die Dame erneut heiraten wollte. Sicherlich hatte seine Mutter es nie erwähnt. Genauso wenig war ihm bekannt, dass der Baron an eine Ehe dachte. Aber es war nicht seine Sache, daher zuckte er nur die Achseln und erklärte: »Wenn er sie heiraten will, warum tut er das dann nicht einfach? Was hast du denn damit zu tun?«
»Er hat es nicht mit mir besprochen«, erklärte Isabel, »aber ich denke, er zögert mit seinem Antrag, weil er nicht um ihre Hand anhalten will, während Edmund und ich auf Manning Court leben. Er möchte nicht, dass ich mich beiseitegeschoben fühle, und er möchte auch nicht, dass seine neue Frau mit einer anderen in ihrem Haushalt zusammenwohnen muss. Wenn ich dich heiratete, würde das all seine Probleme lösen. Er könnte Mrs Appleton ehelichen, aber Edmund und ich lebten immer noch in unmittelbarer Nähe.«
Etwas fiel Marcus ein. »Weiß meine Mutter von all dem?«
»Davon gehe ich aus. Sie und Mrs Appleton sind eng befreundet und mein Schwiegervater und deine Mutter waren schon immer Nachbarn und Freunde. Es würde mich wundern, wenn sie nichts davon wüsste.«
»Äh, denkst du, dein Schwiegervater hat ihr gegenüber ein Wort über seine Hoffnungen für dich und mich fallen lassen?«
»Vermutlich«, erwiderte sie mit einem leisen Lächeln. »Ich habe sie oft dabei ertappt, wie sie nebeneinander saßen und die Köpfe zusammensteckten, aber sobald ich dazukomme, bricht die Unterhaltung jäh ab.« Sie betrachtete ihn neugierig. »Warum fragst du?«
Marcus rieb sich sein Kinn. »Ehe meine Mutter nach London aufgebrochen ist, schien sie seltsam interessiert an meinen Lebensumständen. Jetzt weiß ich weswegen.«
»Hat sie etwas darüber zu dir gesagt?«, erkundigte sich Isabel erstaunt.
Marcus schüttelte den Kopf. »Nein.« Mit einem Grinsen fügte er hinzu: »Sie schien einfach nur wie besessen von der Idee, dass ich unmöglich glücklich sein könnte, wenn ich stets tue, wonach mir gerade der Sinn steht. Sie denkt, ich bräuchte ein wenig Aufregung oder so etwas.«
»Daher also hast du dich so ungewohnt benommen!«, rief Isabel, und ihre Augen wurden dunkel vor Zorn. »Du dachtest, du könntest dein Leben etwas aufregender gestalten, indem du meines ruinierst.«
»Nein, das stimmt nicht«, protestierte Marcus sofort, obwohl er nun, wenn er darüber nachdachte, zugeben musste, dass es teilweise auch darauf zurückzuführen sein könnte. Waren ihm die Worte seiner Mutter noch im Kopf herumgespukt? Er überlegte, verwarf die Idee aber sogleich wieder. Nein, seine Ankündigung hatte nichts mit den Sorgen seiner Mutter zu tun, sondern einzig damit, Whitley auszumanövrieren und Isabel zu schützen.
Einen Augenblick betrachteten sie einander, dann fragte Isabel niedergeschlagen: »Was sollen wir nur tun?«
Marcus zuckte die Achseln. »Ich habe dir unsere Möglichkeiten aufgezeigt.«
Sie beugte sich eindringlich vor. »Begreifst du, dass eine
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