Sturm der Herzen
Nacht Arbeit etwas dazuverdienten, bis zu den Landbesitzern, die einen halben Anker Brandy oder ein paar Ellen Seide auf ihrem Grund und Boden vorfanden, die diskret zurückgelassen worden waren, profitierten alle von den Schmugglern. Die meisten Bewohner der Küsten hatten Bekannte oder Verwandte, die entweder selbst dem Gewerbe nachgingen oder den Schmugglern halfen. Alle bildeten zusammen eine Front gegen die Steuereintreiber.
Whitleys ursprünglich diskretes Interesse an der Schmugglergemeinschaft war auf ausdruckslose Mienen und Schweigen gestoßen, aber nachdem er den anfänglichen Argwohn ausgeräumt hatte, dass er mit den Behörden zusammenarbeitete, hatte er nicht lange gebraucht, um zu erfahren, was er wissen wollte. Peter Collard, ein Fischer aus der Gegend, könnte hilfreich sein, wenn er selbst an dem einen oder anderen Geschäft interessiert sei. Whitley und Collard hatten sich letzte Nacht zum ersten Mal im Stag Horn Inn getroffen, und nachdem er ihn unter die Lupe genommen hatte, war Collard mit einem zweiten Treffen einverstanden.
»Jemand hat erwähnt, dass Sie ein sehr fähiger Kapitän sind, und dass Ihr Schiff, der Seetiger, größer und besser bewaffnet ist, als jeder Kutter im Dienste der Steuerleute.« Whitley nahm einen weiteren Schluck von seinem Brandy und erklärte vorsichtig: »Ich habe sagen hören, dass wenn jemand zu einem französischen Hafen segeln wollte, ohne dass die Behörden etwas davon merken, Sie der richtige Mann für eine solche Überfahrt wären.«
Collard schaute in seinen Becher. »Die Leute reden viel. Das heißt nicht, dass es stimmt.«
Whitley verkniff sich einen Fluch, drohte die Geduld zu verlieren. »Lassen Sie uns dann so tun, als stimmte es«, erwiderte er gereizt. »Falls es also wahr wäre, mit welchen Kosten müsste man dann rechnen, damit eine bestimmte Nachricht einem bestimmten Menschen in Cherbourg übermittelt werde … und damit man Antwort erhält?«
Collard unterbrach seine Betrachtung des Becherinhaltes und schaute Whitley scharf an. »Wären das Sie, der so eine Nachricht überbracht haben will?«
»Ja.«
Collard musterte ihn ein paar Minuten länger, dann nannte er einen Preis. Er lag höher, als Whitley erwartet hatte, aber da Collard im Ruf stand, der Beste zu sein, entschied er, dass es ihm das wert war. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, wäre, dass seine Nachricht an Charbonneau in den Händen eines Steueroffiziers landete - oder am Grund des Ärmelkanals.
Da er nicht zu eifrig erscheinen wollte, feilschte Whitley ein wenig um den Preis, bis man sich schließlich einig wurde. Die Einzelheiten des Geschäfts wurden bei einem weiteren Brandy geregelt, und als Whitley schließlich davonritt, war er zufrieden, dass sich wenigstens eines seiner Vorhaben wie erhofft entwickelte.
Nachdem er die Sache mit Collard geklärt hatte, kehrten Whitleys Gedanken wieder zu seinem katastrophalen Treffen mit Isabel Manning zurück. Nichts war so gelaufen, wie er es geplant hatte, und während des langen Rittes zurück zum Gasthof schwärten Ärger und Erbitterung in ihm.
Als er schließlich im Stag Horn Inn eintraf, war er in bemerkenswert übler Stimmung, und seine Überlegungen zu Isabel Manning und Mr Sherbrook waren überhaupt nicht freundlich. Als er den Wirt, Mr Keating, hinter der langen, blank polierten Theke in der Schankstube sah, wurden seine Augen schmal, und er dachte nach, wie er am besten mehr über diesen lästigen Mr Sherbrook erfahren könnte … und, viel wichtiger, über die Verlobung zwischen Mrs Hugh Manning und ihm.
Die Nachricht von Isabels Verlobung war ein Schlag in die Magengrube gewesen, das musste Whitley zähneknirschend zugeben, während er äußerlich lächelnd zusah, wie Keating ihm einen Krug dunkles Ale zapfte. Er nahm sein Ale und zog sich an einen kleinen Tisch in der Ecke zurück, um zu trinken und seine Wunden zu lecken. Isabel erwies sich als viel schwieriger zu lenken, als er zunächst angenommen hatte, und da das, was er über sie in der Hand hatte, bestenfalls dürftig war, musste er vorsichtig vorgehen. Er war eigentlich zuversichtlich gewesen, dass sie in Panik geraten würde und allem zustimme, was er wollte, damit er nicht anfing, Verdächtigungen in die Welt zu setzen. Es war ein herber Schlag, als sie sich als so starrsinnig herausstellte. Sie hatte ihm bereitwillig Geld gegeben, als er sie erstmals zur Rede stellte, und er hatte angenommen, dass sie das weiter tun würde, damit er den Mund darüber
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