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Sturm der Herzen

Sturm der Herzen

Titel: Sturm der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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nickte. Seine Worte waren immer noch verschwommen und undeutlich, als er antwortete: »Allerdings, es freut mich sehr.« Er schaute sie scharf an. »Und du meine Liebe, bist du auch glücklich?«
    Isabel schluckte den Kloß herunter. Wie konnte sie glücklich sein, wenn sie wusste, dass ihre Ehe, eine Ehe, die sie nie gewollt hatte, am Ende alles zerstören konnte, was ihr lieb und teuer war? Sie rang sich zu einem unbekümmerten Tonfall in ihrer Stimme durch und sagte: »Natürlich.« Sie blickte Marcus an, der neben ihr stand. »Ich habe einen ausgezeichneten und zudem attraktiven Ehemann bekommen. Welche Frau wäre da nicht glücklich?«
    »Und ich«, erklärte Marcus bedächtig, während sein Blick über Isabels Züge glitt, »habe die einzige Frau geheiratet, die ich je zur Frau haben wollte.« Das entsprach der Wahrheit, erkannte Marcus mit leichtem Schreck. Eine Heirat hatte in seinen Zukunftsplänen nie eine Rolle gespielt, aber nachdem er sich mit Isabel verlobt hatte, hatte sich seine Welt geändert, ein Leben ohne Isabel an seiner Seite war schlicht nicht mehr denkbar gewesen. Ein kleiner Teil von ihm begriff sogar, dass noch vor seiner verblüffenden Erklärung, er sei Isabels Verlobter, tief in ihm verschüttet das Wissen geschlummert hatte, dass es nur eine Frau auf der Welt für ihn gab: Isabel. Ja, dachte er langsam, er hatte sie heiraten wollen und das vielleicht schon sehr lange …
    Lord Manning schmunzelte, und Marcus’ Aufmerksamkeit richtete sich sogleich auf den alten Mann. Der Baron war blass und offensichtlich erschöpft, aber seine Gesichtsfarbe hatte sich gebessert, und der erschreckend leere Ausdruck war aus seinem Blick verschwunden.
    »Wie geht es Ihnen?«, erkundigte Marcus sich leise.
    Mit nur der einen Hälfte seines Gesichtes schnitt der alte Mann eine Grimasse. »Nicht so gut, wie es mir gefiele.« Er schloss die Augen. »Ich denke, ich würde mich jetzt gerne ein wenig ausruhen.« Seine knorrige Hand schloss sich um Edmunds. »Aber der Junge soll bleiben.«
    Still verließen Marcus, Isabel und der Arzt den Raum. Auf dem Flur sagte Marcus zu Seward: »Warum gehen Sie nicht zu den andern nach unten und stärken sich? Mrs Sherbrook und ich werden im Salon hier oben bleiben, wenn es eine Veränderung gibt, werden wir Sie sogleich rufen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, wäre es sehr nett, wenn Sie Deering mit einem Imbiss für Mrs Sherbrook und mich heraufschicken könnten.« Er schaute in Isabels blasses Gesicht. »Etwas Tee wäre sicher nicht verkehrt.«
    Seward zögerte einen Moment, sodass Marcus hinzufügte: »Lord Manning ruht sich aus, es gibt nichts, was Sie für ihn jetzt tun könnten. Ihre Gegenwart regt ihn höchstens auf. Er wird sich entweder erholen oder sterben, aber das liegt nicht in Ihren Händen.«
    Der Arzt seufzte, nickte knapp und verschwand die Treppe hinab.
    Marcus brachte Isabel in den freundlich eingerichteten Salon, der an Lord Mannings Schlafzimmer grenzte, und nachdem er sie zu einem dunkelblauen Damastsofa gebracht und ihr gesagt hatte, was er vorhatte, ging er noch einmal zu Edmund in den Nebenraum. Lord Manning war eingeschlafen; Edmund jedoch schaute auf, als Marcus hereinkam.
    Mit einem Lächeln für den Jungen sagte er: »Deine Mutter und ich sind nebenan. Ich lasse die Tür angelehnt, sodass du uns rufen kannst, wenn du uns hier brauchst.«
    Edmund erwiderte das Lächeln schüchtern und nickte.
    Marcus kehrte zu Isabel zurück und nahm auf einem Polsterstuhl mit goldfarben und blau gestreiftem Samtbezug Platz, der neben dem Sofa stand. Isabel sah wie ein Gespenst aus. Ihr leuchtend rotes Haar glänzte wie eine Flamme im Kerzenschein, und der Bernsteinton ihres Rockes bildete einen hübschen Kontrast zum Dunkelblau des Sofas. Die Anspannung des Abends hatte ihre Spuren hinterlassen, zeigte sich in den lila Schatten unter ihren Augen, ihrer unnatürlich blassen Haut und den schmal zusammengepressten Lippen - von dem Ringen ihrer Hände in ihrem Schoß gar nicht zu reden. Sicherlich würde niemand, der sie so sah, annehmen, dass sie eine frisch vermählte Frau war. Wenigstens keine glückliche, verbesserte er sich im Geiste.
    Er streckte den Arm aus und legte seine große warme Hand über ihre kalte kleine. Ihre Finger schlossen sich unwillkürlich um seine, und ihre Augen verloren den verzweifelten Ausdruck, als sie ihn anschaute.
    »Es war eine ereignisreiche Nacht, nicht wahr?«, stellte er leise fest.
    Sie gab ein halb ersticktes Lachen von sich.

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