Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
tröstende Worte murmelnd. Sein Mitgefühl war mehr, als sie verkraften konnte. Jillian spürte, wie sich eine verräterische Träne aus ihrem Augenwinkel stahl. Und wie bei einem Damm, der an einer winzigen Stelle schadhaft war, drohte auch bei Jillian eine Flut. Halbherzig drückte sie gegen die muskulösen Arme, die sie hielten. Er tat nichts anderes, als ihr das Haar zu streicheln, doch er ließ sie nicht los. Und mehr brauchte es nicht, damit sie ihre kostbare Selbstbeherrschung aufgab.
Die Tränen kamen in einem wahren Sturzbach, rannen ihre Wangen hinunter, während sie hemmungslos schluchzte. Weinend wog sie sich hin und her, die Hände vor dem Gesicht, und ließ all den Schmerz der vergangenen Jahre heraus. Graham hielt sie weiter fest und strich ihr übers Haar.
»Ja, lass es raus! Lass alles raus! Das ist gut.«
Nach einer Weile war es vorbei. Jillian fühlte sich vollkommen leer, als er ihr Augen und Nase mit dem Zipfel des Bettlakens abwischte. Nun hatte er das Schlimmste von ihr gesehen, doch es schien ihn nicht im Mindesten zu verstören. Er blickte sie einfach nur an.
»Bist du wütend?«, fragte er.
Gott, ja, und ob sie wütend war! Sie wollte etwas zerbrechen, schreien und toben, aber sie hatte jahrelang gelernt, ihr Temperament zu zügeln. Ihr Atem ging in kleinen angestrengten Stößen.
»Ich möchte auf etwas einschlagen«, hauchte sie.
Der Herzog hielt eines der großen Kopfkissen hoch. »Nur zu, schlag drauf!«, forderte er sie auf. »Es fühlt sich gut an, seiner Wut nachzugeben.«
Schockiert starrte sie das Kissen an. Ihr Bauch krampfte sich zusammen. »Das kann ich nicht – es wäre grotesk.«
»Ach was, grotesk! Schlag auf das Kissen!«, befahl er ihr. »Schlag es, bis all die Gefühle aus dir heraus sind!«
Jillian überlegte kurz, nahm das Kissen und schleuderte es fest gegen die obere Bettkante.
»Fester!«
Sie griff nach dem Kissen und schlug es mit Wucht auf das Bett. Auf einmal platzte der alte Bezug auf. Federn stoben heraus und hüllten Graham in einen weißen Regen. Entsetzt starrte Jillian ihn an. Doch Graham pustete nur, worauf eine Feder von seinen Lippen aufschwebte, und grinste sie an.
»Tja, vielleicht hast du recht. Es sieht grotesk aus.«
Jillian sank lachend neben ihm aufs Bett.
»Fühlst du dich jetzt besser?«
Sie nickte. Ja, sie fühlte sich tatsächlich besser, nun, da sie ihren Tränen und ihrer Wut freien Lauf gelassen hatte. Zugleich jedoch kam die Scham wieder. Er hatte erst ihre Erniedrigung, dann diesen Ausbruch mit angesehen …
»Warum hast du das getan?«, flüsterte sie.
»Weil ich weiß, wie es ist, wenn man gefangen ist und alles, was man in sich vergraben hat, herauslassen muss.«
Sie legten sich beide aufs Bett. Graham nahm sie in die Arme, was sich wunderbar anfühlte. Sie spürte seinen festen Körper und noch etwas Hartes weiter unten. Sogleich verkrampfte sie sich.
Graham lächelte reumütig. »Ach ja, stimmt – das. Entspann dich! Es ist eine normale männliche Reaktion, die ich jedes Mal zeige, wenn ich in deiner Nähe bin. Aber ich verspreche, dass ich dir meine, äh, Zuneigung nicht beweisen werde, bevor wir verheiratet sind.«
Er zog sie näher zu sich, und seine muskulöse Brust wurde zu ihrem Kopfkissen. Jillian fühlte das Haar, das ihre Wange kitzelte.
»Du riechst so gut«, sagte sie leise. »Was ist das für ein Duft?«
Er streichelte ihr übers Haar. »Sandelholzseife – eine übrig gebliebene Gewohnheit aus meiner Zeit in Arabien.«
Jillian sog den köstlichen Duft genüsslich ein. Ihre Anspannung wich einer wohligen Erschöpfung. »Graham, du musst gehen. Vater … er darf dich nicht hier ertappen«, warnte sie ihn schläfrig.
Er legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen. »Schhh«, machte er leise. »Schlaf jetzt! Alles ist gut.«
»Aber Graham …«
Doch er umarmte sie nur fester. »Fünf Minuten, nur noch fünf Minuten, dann gehe ich«, versprach er.
Graham lauschte, wie Jillians Atem tief und gleichmäßig wurde. Warum schien ihm alles so friedvoll, wenn er bei ihr war, als wäre ihm sämtliche Last von den Schultern genommen und er könnte endlich schlafen? Keine Alpträume. Keine Träume. Nichts als vollkommener Frieden.
Schließ einfach die Augen – fünf Minuten!, sagte er sich im Stillen.
Er schloss die Augen und schlief tief und fest ein.
Kapitel 9
I rgendetwas Schreckliches ging hier vor. In ihrem Traum stand sie, wie immer, im Flur vor der schweren Eichentür – der verbotenen Tür.
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