Sturm der Leidenschaft
was Elizabeth tut. Sie sind weder ihr Vater noch ihr Ehemann - noch nicht einmal ihr Verlobter. . . Aber jetzt sollte ich wirklich nach dem Abendessen sehen.« Damit drehte sie sich rasch um und ließ die beiden allein.
Whitney war sich ganz sicher, daß Peter Elizabeth seinen Antrag auf dem Heimweg machen würde. Sie irrte sich. Als sie zehn Minuten später zurückkehrte, standen die beiden Hand in Hand vor ihr.
»Ich bedauere zutiefst, Ihre Pläne über den Haufen werfen zu müssen«, spottete Peter. »Aber Elizabeth wird Sie nicht nach London begleiten. Sie hat zugestimmt, meine Frau zu werden. Nun«, setzte er gereizt hinzu, »was haben Sie dazu zu sagen?«
»Was ich dazu sage?« wiederholte Whitney und senkte schnell die Wimpern, um das Funkeln in ihren Augen zu verbergen. »Nun, ich finde es nicht sehr freundlich von Ihnen, Peter. Schließlich habe ich mich schon sehr gefreut, Elizabeth London zeigen zu können.«
Peter warf seiner künftigen Frau einen zärtlichen Blick zu und meinte sehr viel zugänglicher: »Da Sie so entschlossen zu sein scheinen, mit Elizabeth ein paar Tage in London zu verbringen, können Sie ja gemeinsam für ihre Aussteuer einkaufen. Wenn ihr Vater heute abend seine Zustimmung gibt, wird sie mit Sicherheit schon morgen aufbrechen wollen. Und sie hat mir bereits gesagt, daß sie Sie gern als Brautjungfer hätte.«
Kapitel zwölf
Clayton sah auf seine Taschenuhr und verzog ironisch den Mund. Er benahm sich wie ein verliebter Narr, daß er einen Tag früher als geplant zurückkehrte. Sieben Stunden war er nun schon unterwegs, als hinge sein Leben davon ab, so schnell wie möglich zu ihr zu kommen, und hatte nur angehalten, um die Pferde zu wechseln.
Kurz vor Mr. Oldenberrys Apotheke hielt McRea die Kutsche an. Auf der Straße vor ihnen wurden gerade Schafe verladen, und es war kein Durchkommen. Gereizt über den unwillkommenen Aufenthalt verließ Clayton die Kutsche und gesellte sich zu den Schaulustigen, die begeistert zusahen, wie sich zwei Treiber bemühten, einige entflohene Tiere wieder einzufangen.
»Ein amüsantes Spektakel, nicht wahr?« bemerkte Mr. Oldenberry neben Clayton. »Aber die eigentlichen Sensationen haben Sie verpaßt«, fügte er schlau hinzu und versetzte Clayton einen vertraulichen Rippenstoß. »Der ganze Ort kennt kein anderes Gesprächsthema mehr. Man redet nur noch von Verlobungen.«
»Tatsächlich?« meinte Clayton desinteressiert und sah zu, wie die Männer das letzte blökende Tier auf ihrem Wagen verfrachteten.
»Ja, in der Tat«, fuhr Mr. Oldenberry fort. »Aber Sie werden den beiden Bräuten kaum gratulieren können, denn beide halten sich in London auf.« Er senkte seine Stimme zu einem vertraulichen Flüstern: »Ich persönlich war allerdings sicher, daß Miss Stone sich für Sie entscheiden würde, aber sie hat Mister Sevarin schon immer gewollt, und nun wird sie ihn auch bekommen. Sie sind verlobt. Und gleich darauf erfuhr ich, daß Miss Ashton ihre Verlobung mit Mister Redfern bekanntgegeben hat. Eigentlich erstaunlich, daß sich lange Zeit gar nichts zu ereignen scheint, und dann . ..«
Claytons Kopf fuhr herum, und angesichts des mörderischen Blicks in den grauen Augen versagte Mr. Oldenberry die Stimme. »Was haben Sie da gerade gesagt?« erkundigte sich Clayton eiskalt.
»Ich ... ich sagte, daß sich Miss Stone und Miss Ashton während Ihrer Abwesenheit verlobt haben.«
»Sie lügen, oder Sie haben sich verhört.«
Mr. Oldenberry trat hastig einen Schritt zurück und schüttelte vehement den Kopf. »Nein, es ist die Wahrheit. Da können Sie jeden im Ort fragen. Gestern sind Miss Ashton und Miss Stone im Abstand von einer Stunde nach London gefahren. Sie wollen Einkäufe für die Hochzeit machen, das hat mir Mistress Ashton selbst erzählt«, fügte Mr. Oldenberry fast verzweifelt hinzu. »Miss Stone wohnt bei Lady Archibald und Miss Ashton bei ihren Großeltern . ..«
Ohne ein Wort machte Clayton auf dem Absatz kehrt und lief auf seine Kutsche zu.
»Zum Anwesen der Stones«, zischte Clayton McRea zu und sprang in die Kutsche.
Als sie vor der Freitreppe hielten, kam ihnen ein Diener entgegengeeilt. »Wo ist Miss Stone?« herrschte ihn Clayton an.
»ln London, Sir«, erwiderte der und trat sicherheitshalber einen Schritt zurück.
Noch bevor die Pferde vor seinem Haus ganz standen, stieß Clayton den Schlag auf und sprang hinaus. »Lassen Sie frische Pferde einspannen«, zischte er dem überraschten Reitburschen zu. »In zehn
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