Sturm der Leidenschaft
ein kürzliches Vergehen Ihnen gegenüber ebenso entschuldigen wie für einige schreckliche Dinge, die ich Ihnen früher angetan habe. Es geht um Paul. ..«, sprudelte sie hervor. »Ich weiß, wie sehr Sie mich hassen müssen, und das kann ich Ihnen nicht verübeln, aber ich würde Ihnen gern helfen.«
»Mir helfen?« echote Elizabeth verständnislos.
»Ich möchte Ihnen dabei helfen, Paul zu heiraten«, wurde Whitney deutlicher.
Elizabeths blaue Augen wurden ganz groß. »Nein! Nein, das kann ich wirklich nicht.. .«, stammelte sie und wurde über und über rot.
»Aber natürlich können Sie«, erklärte Whitney und reichte ihr das Tablett mit dem Teegebäck. »Sie sind ein wunderschönes Mädchen, und Paul hat Sie immer . . .«
»Nein«, widersprach Elizabeth leise und schüttelte den blonden Kopf. »Sie sind wunderschön. Ich bin im besten Fall, nun ja, hübsch.«
Whitney war wild entschlossen, sich von Elizabeths Großzügigkeit nicht übertreffen zu lassen. »Sie haben eine tadellose Haltung, Elizabeth. Sie sagen und tun jederzeit die richtigen Dinge.«
»Aber nur Langweiliges«, wandte Elizabeth ein, »nicht so Interessantes und Unerwartetes wie Sie.«
»Elizabeth«, rief Whitney und konnte ihre Erheiterung nicht mehr verbergen, »ich war immer ziemlich empörend, während Sie stets vollkommen vollkommen waren.«
Elizabeth lehnte sich lachend in ihrem Sessel zurück. »Da sehen Sie es. Ich hätte mich artig für das Kompliment bedankt, aber Sie reagieren immer ganz unerwartet.«
»Machen Sie mir bloß nicht noch ein Kompliment«, warnte Whitney. »Ich werde es Ihnen zurückgeben, und dann sitzen wir noch um Mitternacht hier und sagen uns Artigkeiten.«
»Ich freue mich sehr für Sie und Paul«, sagte Elizabeth plötzlich wieder ernst. Und auf Whitneys überraschten Blick fügte sie hinzu: »Jedermann weiß, daß Ihre Verlobung noch ein Geheimnis bleiben soll, aber da alle Welt darüber spricht, dachte ich, es würde Ihnen nichts ausmachen, wenn auch ich es erwähne.«
»Wer spricht denn alles darüber?« erkundigte sich Whitney mit rauher Kehle. »Wer weiß noch davon?«
»Lassen Sie mich überlegen. Mister Oldenberry, der Apotheker, hat es Margaret und mir erzählt. Er meinte er hätte es von Lady Eubanks Zofe, die es wiederum von Lady Eubank erfuhr, der es Pauls Mutter erzählt hat. Ich nehme an, daß jedermann im Ort Bescheid weiß.«
»Aber es stimmt nicht!« rief Whitney verzweifelt.
Elizabeths hübsches Gesicht wurde blaß. »Bitte sagen Sie nicht, es stimme nicht!« erregte sie sich. »Nicht jetzt, da Peter kurz davor steht, seinen Antrag zu machen.«
»Wem will Peter einen Antrag machen?« erkundigte sich Whitney verdutzt.
»Mir. Aber er wird es nicht tun, wenn sich Paul nicht bindet. Peter ist sehr schüchtern, müssen Sie wissen, und er ist stets davon ausgegangen, daß ich eine geheime Schwäche für Paul habe, was jedoch nicht im mindesten zutrifft. Aber selbst wenn es so wäre, würde mir mein Vater eine Heirat mit Paul nie gestatten, weil er schreckliche Schulden hat und sein Land verpfändet ist.«
»Peter soll schüchtern sein?« fragte Whitney entgeistert. »Elizabeth, reden wir von demselben Mann? Von Peter Redfern? Von dem Peter, der mir eine Ohrfeige verpassen wollte, als Sie vom Baum gefallen sind?«
»Nun, in meiner Gesellschaft ist er schüchtern«, beharrte Elizabeth.
Verblüfft stellte sich Whitney Peters sommersprossiges Gesicht und die gelichteten roten Haare vor und fragte sich, wie es ihm gelungen war, das Herz einer zarten, ätherischen Schönheit wie Elizabeth zu gewinnen, der Paul stets zu Füßen gelegen hatte. »Wollen Sie mir etwa sagen«, fragte sie, »daß Sie in all den Jahren nur Peter geliebt haben?«
»Ja«, erwiderte Elizabeth kaum hörbar. »Aber wenn Sie nun allen sagen, daß Paul und Sie gar nicht heiraten werden, wird sich Peter zurückziehen und Paul den Vortritt lassen, wie er es immer getan hat. Und ich . . . ich . . .« Elizabeth griff nach ihrem Spitzentaschentuch und brach prompt in sehr anmutige Tränen aus.
Whitney legte den Kopf schief. »Wie schaffen Sie es eigentlich, so überaus ansehnlich zu weinen?« erkundigte sie sich bewundernd. »Ich schluchze, pruste, schnaube und vergieße wahre Ströme von Tränen.«
Elizabeth betupfte sich die Augen, bevor sie Whitney flehend ansah. »Vorhin sagten Sie, Sie wären mir gegenüber unfair gewesen und das täte Ihnen leid. Wenn es Ihnen wirklich ernst damit ist, könnten Sie dann nicht noch
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