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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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Wunden der blasse Junge blutete. Gesicht und Arme waren übersät von Schnittwunden, Brust und Beine sahen nicht viel besser aus. Es war nicht dieser weißliche Schleim, nicht der Lebenssaft der schwarzen Bestien, sondern Phoenix’ eigenes, hellrotes Blut, das seine zerfetzte Kleidung von oben bis unten durchtränkte. Mare wollte gar nicht wissen, ob er selbst auch nur annähernd so übel zugerichtet war.
    Sie machten einen Bogen um Phoenix, der einfach nur dastand und an ihnen vorbei hinaus auf den Strand starrte, als bemerke er sie gar nicht. Mare war dankbar, dem Sturm endlich entronnen zu sein. Er drehte sich um und fasste Ray wieder unter den Achseln, damit er die Hauptlast übernehmen konnte, während Jill nur seine Beine festhalten musste. So schleppten sie sich durch den schier endlosen Tunnel, bis endlich von hinten ein fahler Lichtschein in den unterirdischen Gang fiel und Jills Gesicht beleuchtete. Selbst mit der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze und den auf ihren Wangen festgefrorenen Tränen war sie das schönste Mädchen, das er jemals gesehen hatte.
    »Hilf mir, ihn auf den Boden zu setzen«, sagte Mare, nachdem sie das Felsengewölbe betreten hatte. Vorsichtig lehnten sie seinen Rücken gegen die Wand und versuchten Rays Kopf aufzurichten.
    Dann machte Mare sich wieder auf den Weg zurück in den Tunnel.
    »Wo willst du hin?«, fragte Jill.
    »Ich muss wieder da raus.«
    »Bitte, bleib hier … bei mir«, erwiderte Jill und sah ihn mit ihren sehnsuchtsvollen Augen an.
    »Ich bin wieder zurück, noch bevor du mich überhaupt vermissen kannst«, entgegnete Mare mit seinem typischen schiefen Grinsen, auch wenn er sich fühlte, als würde er sich gleich übergeben vor Angst.
    »Aber du blutest überall«, sagte Jill und fuhr ihm mit beiden Händen übers Gesicht. Sie waren blutverschmiert.
    »Wenn ich wieder zurück bin, kannst du mit mir machen, was du willst.« Mare stutzte. »Ich meine natürlich … du kannst jeden einzelnen meiner Körperteile … ach, scheiß drauf!« Wild entschlossen machte er einen Schritt auf sie zu und küsste sie.
    »Bitte«, stammelte Jill, unfähig, ihm in die Augen zu schauen. »Geh nicht.«
    Bei Gott, wie gerne wäre er bei ihr geblieben, aber sein Schicksal lag da draußen, inmitten des Sturms. Diese Gewissheit rumorte in seinen Eingeweiden wie ein Bandwurm.
    »Ich … ich muss jetzt los.« Mehr fiel ihm nicht mehr ein, dann riss er sich von ihr los. Es tat ihm regelrecht weh, als er hörte, wie Jill hinter ihm in Tränen ausbrach.
    »Mare!«, schrie sie, als er kaum ein paar Schritte in den Tunnel hineingelaufen war. Er blieb wie angewurzelt stehen. »Versprich mir, dass du zurückkommst …«
    »Verlass dich drauf!«, rief er zurück, und während er den dunklen Gang entlang weiterlief, betete er, dass er sein Versprechen auch würde halten können.
    Mare kam aus der Höhle gestürmt und stellte sich neben Phoenix.
    »Danke, dass du dich um meine Schwester gekümmert hast«, sagte er und folgte Phoenix’ Blick, der auf einen hektisch zuckenden Haufen aus Klauen und schwarzen Gliedmaßen starrte, welcher sich ein Stück weiter links am Fuß des Deichs gebildet hatte. Fleischbrocken und Kleidungsfetzen flogen durch die Luft und lockten nur noch mehr von den hungrigen Bestien an.
    »Möge Gott ihnen gnädig sein«, sagte Phoenix flüsternd.
    In diesem Moment schoss hinter dem Wall eine Flammensäule in die Höhe und kam sich durch den Schnee fräsend auf den Strand zugerast.
    Der dunkle Umriss eines großen Mannes zeichnete sich durch die Flammen ab und wurde von Sekunde zu Sekunde größer, bis er wie ein Komet über den Deich gefegt kam.
    Der Reiter brannte lichterloh, genauso wie sein gigantisch großes Pferd.
    »Mein Gott«, keuchte Mare. »Was zum Teufel ist das?«
    »Krieg. Der zweite Reiter der Apokalypse«, sagte Phoenix und zitterte am ganzen Körper. »Unser letzter Kampf steht kurz bevor.«

LXIII
     
    MORMON TEARS
     
    Adam wandte seinen Blick ab. Wie die Aasgeier stürzten die schwarzen Monster sich auf das wenige, was von Darren und April noch übrig war, und in ihrer Raserei machten sie nicht einmal vor ihren eigenen Artgenossen Halt. Zu sehen, wie die beiden eng umschlungen ihrem Ende gegenübergetreten waren, hatte sein Herz mit einer Wärme erfüllt, als hätte er einen wunderschönen Sonnenuntergang mit angesehen. Adam hatte größte Mühe, seine Augen von den beiden Liebenden loszureißen, auch wenn das, was jetzt mit ihnen geschah, ihm geradezu

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